4. Februar 2015

Kinotipps für Februar

Fortuna Kino (c) STADTBEKANNT

Die Filmstarts für Februar im Überblick

Der Februar ist ja traditionell Oscar-Zeit, hierzulande geht es aber auch in Sachen Filmveröffentlichungen ziemlich ab. Kein Wunder also das der Monat vollgestopft mit großen und großartigen Werken ist, bei denen sich ein Kinobesuch lohnt.

5
FEB
2015

Foxcatcher

Zwei vorwiegend für ihr komödiantisches Talent bekannte Schauspieler in einem Drama rund um Ringen? Klingt etwas obskur wenig verlockend auf den ersten Blick, doch man sollte dabei einen Zweiten auf jeden Fall riskieren: Bennett Millers Foxcatcher bietet nämlich nicht nur eine erschütternde, auf wahren Tatsachen basierende Geschichte rund um Wahnsinn und gesellschaftliche Unterschiede, sondern herausragende schauspielerische Leistungen aller Beteiligten. So kitzelt Regisseur Miller (Capote, Moneyball) vor allem aus dem Steve Carell ungeahnte Brillanz heraus, während Channing Tatum und Mark Ruffalo als Brüderpaar zu überzeugen wissen.

 

5
FEB
2015

Blackhat

Es hat etwas gedauert, aber nach dem (zumindest auf der technischen Ebene) ungewöhnlichen Gangster-Drama Public Enemies von 2009 feiert Regisseur Michael Mann nun endlich mit einem neuen Werk seine Rückkehr auf die großen Leinwand. Mit Blackhat greift der ständig unterschätzte Filmemacher diesmal die brandaktuellen Themen Hacking und Cyber-Security auf. In dem Thriller darf diesmal der Hüne Chris Hemsworth (Thor, Rush) beweisen, das er als Hacker im Auftrag der guten Sache mehr als visuelle Präsenz zu bieten hat und auch dramatisch seine Muskel spielen lassen kann – gerade in Rush hat er ja gezeigt, dass mehr in ihm steckt als man vielleicht anfangs vermutete. In den USA ist Blackhat zwar gefloppt, hierzulande darf man sich aber in Kürze selbst davon überzeugen, ob Mann es doch geschafft hat, hochkomplexe Angelegenheiten dramaturgisch interessant darzustellen.

 

6
FEB
2015

Jupiter Ascending

Und gleich nochmal darf eine Rückkehr beobachtet werden: Diesmal ist es das Regisseursduo Andy und Lana Wachowski (Matrix, Cloud Atlas), dass nach einigen Fehlschlägen nun wieder ein vermeintlich monumentales Sci-Fi-Action-Epos auf die Zuseher loslässt. In Jupiter Ascending mimt Mila Kunis (Black Swan, Oz The Great and Powerful) die nichtsahnende Titelfigur Jupiter Jones, die als Putzfrau ihr klägliches Dasein fristet. Mit dem Erscheinen des spitzohrigen, ausserirdischen Über-Kriegers Caine Wise (mal wieder: Channing Tatum) eröffnet sich ihr jedoch eine ganz neue Welt – oder vielmehr gleich mehrere: Auf der Erde (und unzähligen anderen Planeten) wurden Lebenwesen von einem Alien-Adelsgeschlecht platziert, um über ihre Weiterentwicklung einen Jungbrunnen für ewiges Leben zu schaffen. Als der Anführer des Alienadels stirbt, entbrennt ein Thronfolgestreit, in den sich nun zufällig auch Jupiter Jones als potentielle Anwärterin wiederfindet. Klingt kompliziert, dürfte es wohl auch sein – man wird sehen, ob die knallbunte und überdrehte 3D-Welt von Jupiter Ascending den Geschmack der Masse treffen wird – oder ein monumentaler Flop droht.

 

6
FEB
2015

The Interview

Muss man eigentlich noch was zu The Interview schreiben? Eigentlich ist ja schon alles dank der weitreichenden Vorfälle des letzten Jahres gesagt worden: Seth Rogen und James Franco finden sich als quotengeiles Moderator-Produzenten-Duo wieder, das aus seiner bisher kaum prestigeträchtigen Karriere mit einem besonderen Coup – einem exklusiven Interview mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un – ausbrechen will. Die US-Behörden schalten sich dazwischen und überreden die beide, den “obersten Führer” im Zuge des Interviews zu beseitigen. Soweit noch bekannt? Sony wurde gehackt, Nordkorea war “not amused” angesichts der geplanten Veröffentlichung des Films zu den Weihnachtsfeiertagen und der nachfolgende Online-Release entwickelte sich um erfolgreichsten des Unternehmens. Das The Interview nun auch in die heimischen Kinos kommt war angesichts der medialen Tumulte relativ klar, ein weiteres Gag-Feuerwerk der Marke Team America: World Police sollte man sich aber nicht erwarten.

 

12
FEB
2015

Fifty Shades of Grey

Uh, Skandal! Scherz beiseite: Das wohl Unterhaltsamste an der Verfilmung des ach-so-schockierenden, berühmt-berüchtigten Bestsellers der Britin E. L. James (aka Erika Leonhard), Fifty Shades of Grey, wird wohl der Aufschrei der US-amerikanischen Sittenwächter sein, deren fürchterliches Entsetzten zu Marketingzwecken sicherlich voll ausgeschöpft wird. Leder, Leidenschaft und BDSM-Spielchen werden Zusehermassen in die Kinos treiben, Dakota Johnson und Jamie Dornan in den Hauptrollen Schweißperlen angesichts antizipierter anrüchiger Sexszenen verursachen – wir hören uns jetzt schon Codewörter laut im Kinosaal schreien. Zwei passende Filmempfehlungen übrigens, um die Wartezeit auf das Abenteuer von Anastasia Steele mit dem schwerreichen Sexgott erträglicher zu gestalten: Steven Shainbergs Secretary von 2002 und David Cronenbergs Crash von 1996 – beide unterhaltsam und natürlich sehenswert.

 

13
FEB
2015

Inherent Vice – Natürlich Mängel

Der Ausdruck “Unverfilmbar” ist im Wortschatz des Regisseur Paul Thomas Anderson (There Will Be Blood, The Master) nicht zu finden. Das trifft sich natürlich richtig gut, wenn der Filmemacher sich mit einem Roman von Thomas Pynchon (Gravity’s Rainbow, V.) auseinandersetzt, da die Werke des postmodernen Schriftsteller gemeinhin dafür bekannt sind, nicht allzu zugänglich zu sein. Mit Inherent Vice hat sich Anderson aber noch eine der nachvollziehbarsten Geschichten des Autors ausgesucht: Im Kalifornien der 1970er Jahre ermittelt Joaquin Phoenix als Späthippie-Privatdetektiv Doc Sportello an mehreren, ineinander verwobenen Fällen – das Verschwinden seiner Exfreundin, die Suche nach einem vermeintlich verstorbenen Saxofonspieler und merkwürdige Vorgänge rund um einen Schmugglerring stehen da anfangs noch im Vordergrund. Absurde Vorfälle mit ebensolchen Charaktere (in kleineren oder größeren Auftritten, allesamt eindrucksvoll: Josh Brolin, Reese Witherspoon, Owen Wilson, Benicio Del Toro, Martin Short) verwirren dabei den Hauptcharakter wie auch den Zuseher, aber das ist Kalkül: Die verwirrend-unterhaltsame Noir-Handlung strebt nicht nach vollkommenen Durchblick seitens des Zusehers, sondern soll die Stimmung jener Zeit darlegen – das Abdanken einer Ära voller Zuversicht und Hoffnung. Man darf übrigens nicht vom Trailer (an dem Paul Thomas Anderson auch beteiligt war) auf den Film selbst schließen: Inherent Vice mag hier vielleicht wie eine nette The Big Lebowski-Kifferkomödie wirken – doch der eine oder andere Lacher bleibt einem bei näherer Betrachtung eigentlich schnell im Hals stecken. Aber genau das ist die Brillanz des Regisseurs Anderson: Die Darstellung von dysfunktionalen Figuren in einer Welt, in der für sie kein Platz mehr ist. Sehenswert.

 

20
FEB
2015

Whiplash

Blut, Schweiß, Tränen – und Jazz. Ja, bei Whiplash handelt es sich streng genommen um einen Musikfilm und Nein, eigentlich doch nicht. Jungregisseur Damien Chazelle hat hier nämlich nicht nur ein für seine Darsteller und auch den Zuseher schweißtreibendes Drama geschaffen, sondern gleichzeitig auch einen musikalischen Schwerpunkt auf die dramaturgisch ausgereifte Handlung gesetzt. Zur Erklärung: Miles Teller spielt den Nachwuchsschlagzeuger Andrew, der an einem renommierten Jazzkonversatorium auf den berüchtigten, aber ebenso legendären Lehrer Terence Flechter, gespielt von J.K. Simmons, trifft. Flechter ist dafür bekannt, aus seinen Schüler das Bestmögliche rauszuholen – mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Andrew hingegen kennst seinen physischen sowie psychischen Grenzen noch nicht und gibt sich ebenso naiv wie ehrgeizig, was den perfekten Konterpart zu Flechters knüppelharten Lehrmethoden darstellt. Nicht ohne Grund kann J.K. Simmons Performance übrigens mit jener von R. Lee Ermey, dem Drill Sergeant aus Kubricks Full Metal Jacket, gleichgesetzt werden. So entbrennt ein Feuerwerk aus brutaler Motivation und krankhafter Geltungssucht, dass in Sachen schauspielerischer Darstellung und fesselnder Handlung seinesgleichen sucht. Ein absoluter Pflichtfilm, den man sich auf der großen Leinwand wirklich nicht entgehen lassen sollte.

 

27
FEB
2015

American Sniper

Stolze 84 Jahre ist die Kinolegende Clint Eastwood mittlerweile, doch in Sachen Produktivität übertrifft er wohl einen Großteil seiner Regiekollegen. Mit American Sniper trifft er mal wieder einen Nerv der amerikanischen Gesellschaft: Vom konservativen Teil der Bevölkerung und vor allem von republikanischen Politikern gefeiert, liefert die Rahmenhandlung rund um den erfolgreichsten (sprich: mit den meisten bestätigten Tötungen versehenen) Scharfschützen der US-Geschichte auch reichlich Munition für die liberale Bürgerschaft. In der Hauptrolle des All-American-Good-Guy ist ein kaum wiederzuerkennender Bradley Cooper zu sehen, der mit simpler Zielsetzung – die Bösen besiegen und die Guten beschützen – mehrere Einsätze im Irak absolviert und sich durch seine Begabung den Spitznamen “The Legend” verdient. Während in seiner texanischen Heimat Frau und Kind auf die Rückkehr warten, folgt der Zuseher dem treffsicheren Navy-Seal bei seinen gefährlichen Aufträgen. Obwohl Themen wie post-traumatischer Stress der Veteranen, die oftmalige Sinnlosigkeit kriegerischer Auseinandersetzungen und die scheinbar durch Naivität getriebene sowie durch überhöhten Patriotismus befeuerte Bereitschaft zu bewaffneten Konflikten in American Sniper angesprochen werden, hat man selten das Gefühl, das Eastwood klar Stellung zu den Aktionen seines Protagonisten nimmt. Dies ist vielleicht auch der interessanteste Aspekt des Films und macht die heftigen Debatten in den USA dann auch nachvollziehbar. Aber: Ein gelungener Coup des Altmeisters, Chapeau!

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