5. Februar 2016

Ich liebe meine Frau, aber nicht den Wiener Opernball

Wiener Staatsoper (c) STADTBEKANNT

Der Wiener Opernball

Ein Blick über die Absperrung des roten Teppichs von einem jahrelangen Fernsehzuschauer

Ich habe es noch nie zum Opernball geschafft und kenne das Ganze nur dank der Moderationen des unverwüstlichen Alfons Haider. Für diesen Artikel wurde mir das Ziel gesetzt, etwas Lustiges über die Veranstaltung zu schreiben. Die Aufgabe ist gewaltig, denn es fehlt einfach jeglicher Aufhänger und sogar im Fernsehen kommt das Ganze derart langweilig herüber, dass man froh ist, den Kanal wechseln zu können – ein Luxus den die Besucher nicht haben.

Sogar eine Recherche auf oe24.at bringt mich nicht weiter, offenbar war der gestrige Abend derart ereignislos, dass er nicht einmal die Redakteure der Märchenzeitung zu einer launigen Geschichte inspirieren konnte. Es sagt schon alles, wenn tatsächlich Miriam Weichselbraun für das Highlight des Abends sorgt – aber ihr Dizz gegen Ursula Stenzel verdient dann doch eine Portion Respekt. Gott sei Dank nimmt die FPÖ die Steilvorlage dankend an und so gibt es heute doch etwas zu berichten.

Während ich Erdnüsse auf der Couch essend die Debütanten auf das heilige Parkett der Wiener Oper eintanzen sehe, kommt in mir so etwas wie Wehmut auf –doch dank des vor Jahren überschrittenen Alterslimits wird sich das für mich in diesem Leben nicht mehr ausgehen. Hätte ich doch nur damals mit siebzehn die im Vorhinein bezahlten Tanzstunden beim Elmayer wahrgenommen anstatt mein Taschengeld im Alt Wien zu versaufen.

Weltberühmt in Österreich

Kaum etwas fasst die Wiener Seele besser zusammen als der laut Eigendefinition “Ball der Bälle”. Zumindest für einen Abend lang darf man sich hierzulande wieder als das Zentrum der Welt ansehen. Auf Facebook habe ich eine Grafik gesehen, warum der Opernball weltberühmt ist: 5% wegen dem Ball, 95% wegen Richard Lugner. Leider gab es keine Option für “ich habe noch nie etwas davon gehört” – doch das wird an diesem feierlichen Abend guten Gewissens unter den roten Teppich gekehrt.

Wiener Opernball
Wiener Opernball

“Weltberühmt in Österreich” gilt schließlich auch in der Ballsaison. Richard Lugner, das internationale Aushängeschild des Balles, hat sich dieses Jahr auch nur durch den Hintereingang in die Oper geschlichen und uns damit der einzigen wirklich um die Welt gehenden Bilder niedergetrampelter 90er Jahre Promis beraubt. Offenbar ist man im Hause des Baumeisters seit der Kanidatur für das Amt des Bundespräsidenten um mehr Seriösität bemüht. Beleidigt war er aber natürlich trotzdem auf Gott, die Welt und vor allem Begleitung Brooke Shields, die bereits kurz nach Mitternacht den Heimweg antrat. “Lieben tu ich meine Frau – nicht den Opernball” – wenn sogar der Bundespräsident sich nicht zu einer Liebeserklärung zum Ball der Bälle hinreissen lassen kann, dann ist wohl alles gesagt.

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