27. Februar 2012

Ich danke der Academy…

Die Oscarverleihung ging dieses Wochenende wieder einmal über die Bühne – und trotz großer Vorankündugung war alles beim Alten. Wie die Oscars ihre Relevanz immer mehr verspielen.

Große Überraschungen gibt es bei den Oscars schon länger nicht mehr. Der diesjährige Abräumer: „The Artist“, ein Stummfilm – welch Sensation! – allerdings nur auf den ersten Blick: denn die Gag-lastige Schmonzette mit der gefälligen Handlung und dem „good old Hollywood“-Touch könnte wohl reaktionärer kaum sein, steht die Hommage an die gute alte Schwarz-Weiß-Ära doch nicht nur für Stillstand, sondern ist überhaupt Epitom der Vergangenheitsbeweihräucherung – daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Film eigentlich aus Frankreich stammt.

Die Academy…

Der Verdacht bestätigt sich, wenn man sich die jüngst von der L.A. Times veröffentlichten Zahlen ansieht: die Zusammensetzung der berühmten „Academy“, also derjeniger, die die Preisträger wählen dürfen, ist bemerkenswert einseitig: zu 94 Prozent weiß, zu 77 Prozent männlich, und das Durchschnittsalter der über 5.100 auserwählten Personen liegt bei 62 Jahren – nur 2 Prozent sind überhaupt unter 40 Jahre alt. Das allein sollte deutlich machen, dass die Academy kein Gremium der Unabhängigen ist, sondern die Interessenvertretung von Hollywoods „rich old men“, der herrschenden Kaste der Traumfabrik, die sich die Plätze in der Academy genauso gegenseitig zuschanzt wie die Oscars.

Dauerwerbesendung

Für einen Platz in der Academy braucht man lediglich zwei Mitglieder als Fürsprecher – wohl deswegen finden sich in den Reihen Kapazunder wie Vin Diesel. Minderheiten Oscarnominierte oder -gewinner sind daher genauso Mangelware wie riskante Projekte, die in Handlung oder Machart nicht dem Hollywood-Schema folgen, nicht in der Oscar-Saison starten oder wenig Marketing-Budget zur Verfügung haben. Und genauso langweilig, borniert und bieder wirkt demnach auch die alljährliche Verleih-Show, in denen jeder seine eigene Marketingmaschine anwirft wie in einer sechs Stunden dauernden Wetten dass..? Sendung – wenn sich die Clique selbst feiert kann auch ein Sasha Baron Cohen in Dikator-Uniform und mit Kim Jong Il Urne nicht stören.

Das bringt uns natürlich zur Frage der Relevanz der Goldmännchen – Indikator für filmische Qualität sollte er ja schon lange keiner mehr sein, der Hype allerdings und die Einspielergebnisse richten sich immernoch nach dem „The Oscar goes to“ – womit sich die Katze in den Schwanz beißt. Bleibt nur noch zu sagen: Oscars schauen – kein Problem, man sollte den Academy Award nur nicht für einen ernstzunehmenden Filmpreis halten. (rmd)

2 Kommentare

  1. xpod

    27. Februar 2012

    jaja
    "good old hollywood is dying" wie waterloo und robinson so schön singen.

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  2. hannes wagner

    27. Februar 2012

    Guter Artikel
    kann man genau so stehen lassen – stimme dem voll und ganz zu.

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