STADTBEKANNT flaniert durch die Innere Stadt

Eine Zeitreise durch die Innenstadt: Erzählungen von gesprengten Mauern, vergangenen Ereignissen und historischen Gebäuden.

Vom Karlsplatz führt die Akademiestraße am Künstlerhaus vorbei. Wir wandern zurück in die 60er Jahre des 19. Jahrhunderts, wo es als erstes von Künstlern selbst errichtetes Vereinshaus des deutschsprachigen Raumes errichtet wird. Bei der Schlusssteinlegung ist sogar Kaiser Franz Joseph I höchstpersönlich zugegen. Wir befinden uns am Ufer des Wienflusses, wo das Bauwerk wie eine Villa mitten in einem Park steht. Alles jedoch nur vor dem geistigen Auge – heute sind wir hier von Gebäuden umgeben. Dafür sticht das Stadtkino und das Restaurant Ludwig & Adele ins Auge, wo wir nur allzu gern Platz nehmen und uns – immer noch in der Vergangenheit schwelgend – im prächtigen Ambiente des Künstlerhauses einen Vino genehmigen.

Stadtkino (c) STADTBEKANNT Zohmann
Stadtkino (c) STADTBEKANNT Zohmann

Franz Joseph und Gisela

Wir spazieren weiter und befinden uns in der Giselastraße. Moment – die findet man nicht am Stadtplan? Kein Wunder, so hieß die Straße vor dem Ende der Monarchie. Zu Kaisers Zeiten noch nach Franz Josephs Tochter benannt, trägt sie heute den Namen des Klavierbauers Bösendorfer, der im Musikverin ein- und ausging. Diese Straße war Teil der Vorstadt vor dem Kärntner Tor, in dessen Richtung wir unsere in der Vergangenheit wandelnden Füße bewegen.

Der geschäftige Kärntner Ring befördert uns kurzfristig schnurstracks in die Gegenwart zurück. Vorbei an den Ringstraßen Galerien begrüßt uns die Mahlerstraße, wo sich einst an den Nummern 9-15 die Wasserkunstbastei befand. Die Augen des Zeitreisenden erblicken nun ein turmartiges Gebäude, das eine Wasserhebemaschine enthält, die den kaiserlichen Garten in der Burg bewässert. Auch sehen sie einen großen Wall, die so genannte Kärntner Schanze, die bis zur Albertina führt und 1800 gesprengt wird.

Stadttorgebühren

Hinter der bröckelnden Mauerfassade baut sich an der Ecke Kärntner Straße 51 / Walfischgasse 2 das Kärntner Tor auf. Glücklicherweise sind wir zeitig hier, denn ab 22:00 Uhr müssten hier sechs Kreuzer für den Einlass bezahlt werden. Ist aber immer noch besser als vor 1626, wo es gar keinen nächtlichen Einlass gab. In der Gegenwart gibt es hier freilich nichts zu befürchten, egal um welche Uhrzeit es einen hierher verschlägt. Das Restaurant Müllerbeisl hat täglich bis 23:00 Uhr geöffnet oder man schaut im Restaurant Kuckuck vorbei – hungrig bleibt man hier also zu keiner Tageszeit.

Zunftschild Kuckuck (c) STADTBEKANNT Zohmann
Zunftschild Kuckuck (c) STADTBEKANNT Zohmann

Ungarische Krone und Prinz Eugen

Doch zurück in die Vergangenheit: Links von uns, entlang der ungerade nummerierten Häuser ragt die mittelalterliche Ringmauer in die Höhe. Bei der Nummer 20 sehen wir das Einkehrwirtshaus „Ungarische Krone“, das angeblich auch von Mozart besucht wurde. Heute stehen wir gleicher Orts vor einer Apotheke, die die Krone noch im Zunftzeichen trägt. Eine ganze Menge solcher alten Zunftschilder reihen sich in dieser Gasse aneinander, deren Häuser bis ins 16. Jahrhundert zurückgehen. Die Himmelpfortgasse ist nach Himmelpfortkloster benannt, das anfangs von der Kärntner Straße bis zur Seilerstätte reichte. In den Wintermonaten des 18. Jahrhunderts hätten wir hier auf Prinz Eugen von Savoyen treffen können, der das Winterpalais 25 Jahre lang sporadisch bewohnte.

Winterpalais (c) STADTBEKANNT Zohmann
Winterpalais (c) STADTBEKANNT Zohmann

Braune Bastei

Zuletzt erleben unsere Augen noch ein reales Schmankerl. Die Coburgbastei präsentiert sich uns wahrhaftig und gegenwärtig – allerdings trug in der Vergangenheit niemals eine Bastei diesen Namen. Hier stand einst die Braunbastei, an dessen Zugang das Palais gebaut wurde. Eine Legende erzählt, dass sie ihren Namen aus einem Volkswitz habe, wonach man hier Angreifer „braun mache“, was so viel heißt, wie ihnen die Hölle heiß zu machen.

Coburgbastei (c) STADTBEKANNT Zohmann
Coburgbastei (c) STADTBEKANNT Zohmann

STADTBEKANNT meint

Wer von der U-Bahn-Station Karlsplatz bis zum Stadtpark spaziert, dringt gleichermaßen Schritt für Schritt in Wiens Vergangenheit vor. Unsichtbar für die gegenwärtigen Augen spielen sich historisch bedeutsame Ereignisse wie die Schlusssteinlegung des Künstlerhauses oder die Sprengung der Kärntner Schanze ab und mächtige, aber längst verschwundene Stadtmauern ragen in die Höhe und erzählen dem geschichtsliebenden Spaziergänger von vergangenen Zeiten.

Wo wir waren

Ludwig & Adele
Akademiestraße 13

S‘Müllerbeisl
Seilerstätte 15
Restaurant Der Kuckuck
Himmelpfortgasse 15

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