9. Oktober 2013

Hierzulande nahezu unbekannt: das Törggelen

Herbst (c) STADTBEKANNT

Ein genussvoller herbstlicher Brauch

Wenn man ursprünglich aus Vorarlberg stammt, Tiroler und Südtiroler Vorfahren zu seinem Stammbaum zählt und in Innsbruck studiert hat, so wie ich, dann kommt man um diesen Brauch nicht herum. Umso größer ist deshalb das Erstaunen, ist man in Wien angekommen. Denn bald stellt sich heraus, dass hier in der Hauptstadt die wenigsten schon einmal davon gehört haben. Die Rede ist vom Törggelen. Schon mal in dessen Genuss gekommen? Nein? Na dann wird’s Zeit!

Das Törggelen kommt ursprünglich aus Südtirol und entstammt dem alten Brauch der Bauern und Weinhändler, den neuen, fast noch gärenden Wein, der in der Herbst-Zeit hergestellt wurde, zu verkosten. Die etwas seltsam anmutende Bezeichnung „törggelen“ wurzelt im Ausdruck „Torggel“, der regionalen Bezeichnung für die Weinpresse – nicht zu verwechseln mit dem beschwipsten „Torkeln“, obwohl diese Vermutung insbesondere wegen dem ebenjenes auslösende Alkoholgehalt nahe läge.

Letzteres war vermutlich aber der Grund dafür, warum der ursprünglich eher formal abgehaltene Erfahrungsaustausch zwischen den Weinbauern schließlich in die gemütlichen häuslichen Stuben umgesiedelt und mit Freunden, Nachbarn und Verwandten fortgesetzt wurde.

Schinkenspeck Foto: stadtbekannt.at
Schinkenspeck Foto: stadtbekannt.at

Deftiges Kulinarium

Aber nicht falsch verstehen: Beim Törggelen handelt es sich nicht um ein kollektives Besäufnis. Es ist vielmehr ein kulinarisches Erlebnis. Denn es werden je nach Gusto Gerstensuppe, Schlutzkrapfen, Knödel, Sauerkraut, deftiger Speck, gebratene Kastanien und/oder süße Krapfen aufgetischt. Meistens in dieser Reihenfolge und in kleineren Portionen, sodass man sich richtig durchkosten kann. Statt dem traditionellen, aber hier unbekannten „Siaßen“ könnt ihr alternativ auch einen Sturm oder natürlich auch einfach einen guten Rotwein genießen. Aufpassen sollte man mit dem Wein allerdings dann doch – das Schädelweh am nächsten morgen lässt sonst allsbald grüßen.

 

Pro Törggelen!

Da dieser genussvolle Usus in den ostösterreichischen Breiten noch viel zu wenig bekannt ist, sei die Empfehlung des Nachmachens ausdrücklich angeraten. Gaststätten, die diesen Brauch anbieten, konnte ich leider keine recherchieren. Eine Alternative sind vielleicht die Wiener Heurigen (eine Übersicht findet ihr HIER), aber das ist nicht dasselbe. Deshalb sei eher vorgeschlagen, das Törggelen selbst zu veranstalten! Ein paar ausgewählte Rezepte zu den einzelnen Speisen sind unten für euch aufgelistet.

Graukasrahmsuppe
Kasnocken
Schlutzkrapfen
Speckknödel
Achentaler Bergschnallen

Und jetzt brauchts nur noch eine gesellige Runde für den perfekten Abend.
Ich wünsche viel Vergnügen und einen guten Appetit!
Barbara Pflanzner

1 Kommentar

  1. Dr.Cron

    7. Mai 2013

    Gasthaus
    Im Gasthaus Stafler im 12. Bezirk wird "törggelen" angeboten.
    http://www.stafler.at

    Reply

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