23. März 2020

Gartenbaukunst im Donaupark

Donaupark (c) STADTBEKANNT

Wiener Internationale Gartenschau 1964

Die WIG 1964 war die größte Gartenschau ihrer Zeit. Sie stand für einen Paradigmenwechsel in der Stadtplanung und stellte ein Projekt vor, das tragend für künftige Stadtentwicklung sein wird.

„You can find it all inside
No need to wrestle with your pride
No you ain’t losin’ your mind
You’re just in the garden“

Diese Textzeilen stammen aus „The Garden“ von Guns ‘n’ Roses und haben mit der Wiener internationalen Gartenschau 1964 nichts zu tun. Etwas ähnliches aber könnte sich mein Großvater gedacht haben, als er sich damals von seinem Bauernhof in der Steiermark aus, in das ferne Wien aufgemacht hatte, zur damals größten Gartenausstellung Europas. Zumindest erinnert er sich an „einen Haufen Blumen“.

Auf dem bis dato wichtigsten Ereignis der Nachkriegszeit wurde den Besuchern die Funktion des „sozialen Grün“ vorgestellt: Parkanlagen und Grünflachen sollten Raum schaffen, Mittelpunkt sein für Visionen einer moderne Großstadt. In dieser modernen Großstadt sollten laut dem Wiener Bürgermeister Franz Jonas „viele, gesunde, starke und schöne Menschen eine bessere Welt aufbauen.“

Picknick Donaupark (c) STADTBEKANNT
Picknick (c) STADTBEKANNT

Der Ruthner-Turm

Die Hauptattraktion der WIG64 ist noch heute das höchste Gebäude Österreichs: Der Donauturm. Er wurde als Aussichtsplattform für das weitläufige Gelände errichtet, mit der Vorgabe an den Architekten, einer gewissen Dokumentation des Hangs der Wiener zum Soliden und Konservativem. Gar nicht konservativ war ein zweiter Turm der Ausstellung. Es handelte sich um ein 41 Meter hohes Turmgewächshaus des Turmbaupioniers Othmar Ruthner. Ein rundum verglaster Turmbau, in dem Gemüse- oder Blumenbeete nach Art eines Paternosters auf- und nieder schwebten. Ein Kunstklima im Inneren des Glasturms verhalf zu Rekordernten. Die „New York Times“ und „Der Spiegel“ brachten Reportagen über dieses revolutionäre Projekt und Ruthner sagte in die Zukunft blickend: „In etlichen Dezennien wird niemand mehr begreifen, welch ungeheurer Platz- und Arbeitsverschwendung sich die Landwirtschaft noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts schuldig machte.“

Vertical Farming

Jedoch verschwand das Turmgewächshaus und damit dessen Weiterentwicklung bald wieder aus dem Donaupark. Erst seit relativ kurzer Zeit wird diese Idee in konkreter Form als „Vertical Farming“ wieder entdeckt und gefeiert. Vertical Farming ist eine Alternative, um vor allem in Ballungszentren frische Lebensmittel unter kontrollierten Bedingungen zu züchten und zwar vertikal dem Himmel entgegen.

Der Donaupark ist ein wichtiger Freiraum für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Es gibt hier zum Beispiel die einzigen selbst organisierten gratis Tennisplätze Wiens.

Vielleicht gibt es ja in naher Zukunft selbst organisierte Turmgewächshäuser, hoffentlich aber nicht erst in etlichen Dezennien.

1 Kommentar

  1. Petra

    26. März 2021

    Spannend- wir sind oft im Donaupark aber ich frage mich warum man den Bereich mit den Wasserfallbecken seit Jahren leer stehen lässt- wisst Ihr das? LG Petra

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