1. September 2014

Filmkritik: Night Moves

METRO Kinokulturhaus Kinosaal (c) STADTBEKANNT

Aktivisten- Drama

Drei Umweltaktivisten planen einen Staudamm in die Luft zu jagen, um die Gesellschaft damit wachzurütteln. Die Auswirkungen ihrer Tat werden sie noch lange verfolgen …

Die drei Hauptfiguren Dena (Dakota Fanning), Josh (Jesse Eisenberg) und Harmon (Peter Sarsgaard) sind leidenschaftliche Beschützer der Umwelt, doch sie sind es leid nur auf friedliche Weise für ihre Sache einzustehen. Sie beschließen einen Staudamm in die Luft zu jagen, um ein radikales Zeichen zu setzen und erhoffen damit den Grundstein für Nachfolger zu legen. Ein tragisches Resultat soll sie jedoch gnadenloser verfolgen, als es den Gesetzeshütern überhaupt möglich wäre und stellt vor allem die Freund- und Kameradschaft von Josh und Dena auf eine harte Probe.

Minutiöse Planung und verheerende Konsequenzen

Während The Monkey Wrench Gang vor allem durch seine satirische Übertreibung, seinen Humor und Hang zu überbordendem Abenteuer besticht, um damit seine Thematik auf gleichermaßen unterhaltsame wie provozierende Art zu vermitteln, steht in Night Moves eher das minutiöse Planen, die Reduktion der Handlung auf das absolut Notwendigste und die niederschmetternde Bedeutungslosigkeit der Tat im Vordergrund. Gerade die ersten zwei Drittel des Films, die sich auf die Vorbereitungen und das Ausführen der Sprengung konzentrieren, funktionieren hervorragend gut. Hier kreiert Kelly Reichardt eine beklemmende Atmosphäre und schafft es mittels klug eingesetzter Kamera, stilsicherem Sound und überzeugenden Schauspielern ein hohes Maß an Spannung zu erzeugen. Die Explosion an sich wird visuell zwar ausgespart, gelingt aber gerade durch seine Fokussierung auf die Figuren und deren Emotionen ausnahmslos.

Dies verdankt der Film nicht zuletzt seinen gut aufgelegten Schauspielern. Allen voran Jesse Eisenberg und Dakota Fanning, die in ihren Rollen glänzen. Auch Peter Sarsgaard weiß zu überzeugen, taucht jedoch im letzten Drittel leider kaum noch auf. Überhaupt zerfällt Night Moves gerade gegen Ende hin in schwer nachzuvollziehende Handlungen. Die Figuren erscheinen, aufgrund ihres Umgangs mit der Tat, der resultierenden Tragödie und der einsetzenden Paranoia, als überaus naiv, was leider dazu führt, dass sie nicht mehr vollends glaubwürdig wirken. Gerade hier wird der Film teilweise vorhersehbar und verläuft sich in bekannte, langweilige Schemata, die er sich angesichts des bisherigen, nicht verdient hätte.

Mutige und wichtige Thematik und ein banal grausames Finale

Es kommt dadurch zum Bruch der Figuren, die man fortan nicht mehr als die realen Charaktere ansieht, sondern vielmehr als erzwungen konstruierte Gebilde, eben filmische Geschöpfe, was den Anspruch eines (zumindest bis zu diesem Punkt im Film) etablierten realistischen, beinahe dokumentarischen Ansatz zunichtemacht. Erst in seiner letzten Einstellung kriegt Night Moves dann noch die Kurve und spiegelt die ganze Sinnlosigkeit der Tat in einer geradezu deprimierend alltäglichen Einstellung wieder und hält dem Zuschauer dadurch die erst recht grausamen Auswirkungen auf die Figuren erneut vor Augen.

Auch wenn Night Moves gerade gegen Ende hin schwächelt, so muss man es dem Film und seiner Regisseurin dennoch hoch anrechnen, sich einer wichtigen und mutigen Thematik angenommen zu haben, die gerade in der letzten Einstellung noch einmal mit all seiner banalen Grausamkeit auf den Punkt gebracht wird. Außerdem gelingt es Reichardt über den Großteil der Laufzeit eine sehr dichte Atmosphäre aufzubauen, die den Zuschauer fesselt und über das schwache letzte Drittel hinweg trösten kann. Wer das alles allerdings lieber schräger, bösartiger, satirischer, provokanter, anarchistischer und actionreicher haben will, dem sei The Monkey Wrench Gang von Edward Abbey schwerstens empfohlen.

 

Night Moves
Regie: Kelly Reichardt
Drehbuch: Jonathan Raymond, Kelly Reichardt
Darsteller: Jesse Eisenberg, Dakota Fanning, Peter Sarsgaard, James Le Gros
Filmlänge: 112 Minuten

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