26. Mai 2011

Es gibt 34 Kernkraftwerke um Wien

Tschernobyl ist von Wien in etwa 1.046 Kilometer entfernt. Als es am 26. April 1986 zum Super-GAU in Block 4 kam, waren die Windverhältnisse aus Wiener Sicht zunächst relativ „günstig“, trieb die erste Wolke doch als erstes nach Norden. Dennoch wissen wir alle, welche gravierende Auswirkungen die Tschernobyl Katastrophe sogar noch in Österreich hatte.

Die Auswirkungen eines Super-Gaus hängen selbstverständlich nicht nur von der Distanz zum betroffenen Atomkraftwerk ab, Wind- und Witterungsverhältnisse spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Aber selbst wenn man alleine die Distanz betrachtet, wird schnell deutlich, wie viele Kernkraftwerke es um Wien eigentlich gibt. Die Entfernungen haben wir großteils selbst berechnet, es wurde die Entfernung von der das Kernkraftwerk beherbergenden Gemeinde zu Wien gemessen. Die unglaubliche Anzahl von insgesamt 34 Kernkraftwerken, die näher oder gleich weit entfernt sind als Tschernobyl, hat uns selbst erstaunt. Die Anzahl der Reaktoren ist natürlich noch wesentlich höher, haben doch die meisten Kraftwerke mehrere Reaktoren.

Die Atomkraftwerke in unmittelbarer Nähe (unter 200 Kilometer).

Weniger als 200 Kilometer entfernt von Wien liegen die Kraftwerke Bohunice, Dukovany, Mochovce und Temelin. Das Wien am nächsten gelegene Atomkraftwerk ist das in Tschechien gelegene Kraftwerk Dukovany (Baujahr 1985-87), das in etwa 100 Kilometer entfernt liegt. Es folgt das in der Slowakei gelegene Kraftwerk Bohunice (Baujahr 1984, 85), die Luftlinie beträgt 120 Kilometer.

Das medial präsenteste Kraftwerk ist Temelin (seit 2002 im Netz), das etwa 150 Kilometer von Wien und 60 Kilometer entfernt von der österreichischen Grenze liegt. Das ebenfalls in der Slowakei gelegene Mochovce (Baujahr ab 1998) ist etwa 200 Kilometer entfernt.

Nahe gelegen Kraftwerke (200 – 500 Kilometer).

Das einzige ungarische Kraftwerk Paks (Baujahr ab 1982) liegt etwa 250 Kilometer entfernt, das einzige slowenische, Krsko (BJ. 1981), ist etwa 300 Kilometer entfernt. Das deutsche Kraftwerk Isar/ Ohu (1977 bzw. 1988) ist an die 450 Kilometer entfernt.

Mittlere Entfernung (500 – 800 Kilometer).

Das ebenfalls in Deutschland gelegene KKW (Kernkraftwerk) Gundremmingen (In Betrieb seit 1987) ist etwa 580 Kilometer entfernt. Das nächstgelegen Schweizer KKW Leibstadt (Betrieb 1984) ist 615 Kilometer entfernt. Das deutsche KKW Grafenrheinfeld (Betrieb 1982) ist etwa 625 Kilometer entfernt.

Das Schweizer KKW Gösgen (Betrieb 1979) ist etwa 635 Kilometer entfernt und das Schweizer KKW Mühleberg (Betrieb 1972) 650 Kilometer, ebenso weit entfernt ist das französische Kraftwerk Fessenheim (Betrieb 1978). Das KKW Neckarwestheim (Betrieb 1976) liegt fast 660 Kilometer entfernt, das KKW Philippsburg (Betrieb 1980) 730 Kilometer und Biblis (Betrieb 1975) 765 Kilometer (alle Deutschland). Das bulgarische KKW Kosloduj (Betrieb 1974) ist 750 Kilometer entfernt. Das ukrainische Kernkraftwerk Chmelnyzkyj (Betrieb 1988) liegt 780 Kilometer entfernt, wie auch das ebenfalls ukrainische Riwne (Betrieb 1981). Das Schweizer KKW Beznau (Betrieb 1969) ist 800 Kilometer entfernt, wie auch das deutsche Kraftwerk Emsland (1988).

Näher oder gleich weit entfernt wie Tschernobyl (800 – 1.050 Kilometer).

Das französische KKW Bugey (1972) ist 850 Kilometer entfernt, das ebenfalls französische KKW Chooz (1967) 870 Kilometer. Das deutsche Kraftwerk Grohnde (1985) ist 900 Kilometer entfernt. Das französische KKW Chattenom (1986) 940 Kilometer entfernt, ebenso wie das KKW Saint-Alban (1985). Das französische KKW Nogent (1987) ist 950 Kilometer entfernt. Das französische Kraftwerk Cruas (1983) ist 975 Kilometer entfernt.

Etwa 1000 Kilometer entfernt liegt das deutsche KKW Unterweser (1979), etwa gleich weit entfernt liegt auch das Kraftwerk Krümmel (1984). Das französische KKW Dampierre (1980) ist 1032 Kilometer entfernt. In etwa so weit entfernt wie Tschernobyl liegt das französische Kraftwerk Tihange (1975) und das deutsche Kraftwerk Brokdorf (1986) und das KKW Brunsbüttel (1977).

In Tschernobyl selbst ist mittlerweile kein Reaktor mehr in Betrieb.

Fakten zu den Kraftwerken in der näheren Umgebung:

Temelin: Liegt von Wien aus betrachtet sehr ungünstig, da Westwind sehr häufig vorkommt und rasches Heranwehen einer eventuellen radioaktiven Wolke wahrscheinlich ist. Um Temelin sind historisch immer wieder Erdbeben vorgekommen. Ob es dagegen ausreichend geschützt ist, ist unklar – bis zur Erdbebenstärke 5,5 soll es aber sicher sein. Temelin ist ein relativ neuer Reaktor, trotz zahlreicher Vorbehalte ist er bei weitem nicht der gefährlichste Reaktor in unmittelbarer Nähe zu Österreich. Bei aller berechtigten Kritik an Temelin darf nicht übersehen werden, dass die Kritik an Temelin von Seiten Österreichs im Vergleich zu allen anderen grenznahen AKWs stark überproportional ist und nicht immer zur Gänze von antitschechischen Ressentiments losgelöst werden kann.

Krsko: Das slowenische Kraftwerk Krsko befindet sich in einer sehr erdbebenaktiven Region. 1976 kam es in der Region zu einem Erdbeben der Stärke 6, einem solchen Erdbeben würde das Kraftwerk, das noch bis 2023 betrieben werden soll, möglicherweise nicht standhalten. Ein japanisches Szenario scheint deshalb im Fall von Krsko durchaus möglich und zumindest eine Aufrüstung des Erdbebenschutzes, wenn schon nicht die Schließung, scheint das Gebot der Stunde.

AKW Neckarwestheim: Auch Neckarwestheim liegt in einer sehr ungünstigen Lage. Es treten in dieser Region immer wieder Hohlräume im Untergrund auf. Gegen daraus resultierende Erdstöße gilt das AKW nicht als ausreichend geschützt. Die bevorstehenden Landtagswahlen in Deutschland und die in Deutschland sehr starke Kritik am Reaktor, geben Anlass zur Hoffnung.

Isar/Ohu: Isar 1 gehört zu den ältesten Reaktoren Deutschlands. Insbesondere die Außenhülle des Reaktors gilt als stark veraltet und würde ähnlichen Szenarien, wie sie sich zurzeit in Japan abspielen, möglicherweise nicht standhalten. Im Zuge der nun anbrechenden neuerlichen Antiatomdebatte in Deutschland, kann man berechtigte Hoffnungen in eine baldige Schließung haben.

Mochovche: Gilt als besonders unsicheres und stark veraltetes Kraftwerk, so fehlt unter anderem ein Vollcontainment. Ein ausreichendes Containment würde einen Reaktor vor Auswirkungen von außen schützen, beispielsweise einem Anschlag mit einem Flugzeug.

Bohunice: Auch hier hapert es am Containment. Zwar wurde in den vergangenen Jahren viel Geld in die Verbesserung der Sicherheit investiert, sie wird von vielen Experten aber nach wie vor als mangelhaft eingeschätzt.

Dukovany: Das nächstgelegene Kraftwerk Dukovany wurde in den vergangenen Jahren stark modernisiert, gilt aber immer noch nicht als ausreichend modern, vor allem das mangelhafte Containment wird kritisiert. Auch gegen austretende Radioaktivität ist kein ausreichender Schutz vorhanden.

Paks: In den vergangenen Jahren wurde viel Geld in die Modernisierung des AKWs investiert. Im Vergleich mit vielen Anlagen in der näheren Umgebung gilt es als relativ sicher.

Insgesamt gibt es in Europa 93 Kernkraftwerke, 13 weitere sind geplant, darunter zahlreiche in der näheren Umgebung Wiens, beispielsweise in Norditalien.

Daniel Steinlechner

Mit Fug und Recht: Über Sinn und Unsinn

18 Kommentare

  1. Nora

    14. März 2011

    Schock
    Dass es so viele sind hätte ich mir nicht gedacht.

    Reply
  2. niki

    14. März 2011

    mhm
    dieser artikel ist nicht sehr beruhigend..

    Reply
  3. Daniel Steinlechner

    14. März 2011

    Ich war selber überrascht
    wie viele es sind.

    Reply
  4. marina

    14. März 2011

    puh
    das macht angst.

    Reply
  5. pro-atom

    14. März 2011

    BITTE
    hört mit der sinnlosen panikmache auf…

    bis jetzt sind die schäden auf die umwelt absolut vernachlässigbar…

    99% der österreichischen bevölkerung hat KEINE AHNUNG worum es bei atomkraft geht und welche gefahren sie wirklich birgt (nämlich weniger als die meisten anderen energieträger)…solche angstmacherartikel sind nicht zielführend und stellen sich einem diskurs nur in den weg…

    pfui!

    Reply
  6. Razorblade

    14. März 2011

    Toll auch,
    dass eienr vergleichbaren Katastrophe wie der in Japan (also anders weil Tsunamis und Erdbeben Stufe 9 gibt´s in Europa ja nicht, aber beispielsweise Terroranschläge mit Flugzeugen oder Anders)keines der KRaftwerke so gut gerüstet wäre wie Fukushima.

    Reply
  7. Charles

    14. März 2011

    @pro-atom
    Was für ein Unsinn. Keine geklärte Endlagerung, keine Möglichkeit Kraftwerke zu versichern. Keinen ausreichenden Schutz gegen Großkatastrophen. Völlig unberechenbare Probleme im Falle tatsächlicher Katastrophen. Wie man angesichts der Situation in Fukushima derartigen Unsinn verzapfen kann ist mir rätselhaft.

    Reply
  8. pro-atom

    14. März 2011

    auch
    sinnloses blabla…
    jedes deutsche akw hat nebelwerferanlagen um gegen flugzeugangriffe gewappnet zu sein

    außerdem gibt es tests bei denen man ein flugzeug ins containment hat krachen lassen und es is heiße 5 cm eingedrungen…

    Reply
  9. alex

    14. März 2011

    @pro-atom
    ich weiss ja nicht welche schäden du da für vernachlässigbar hältst…?

    Reply
  10. Charles

    14. März 2011

    Nicht zu vergessen
    Tschernobyl ein kleiner Kollateralschaden für die nächsten 10.00 Jahre halt.

    Reply
  11. pro-atom

    14. März 2011

    die strahlungswerte
    sind beinahe wieder auf die normale hintergrundstrahlung zurückgefallen…
    verseucht is da gar nix….
    die belastung ist dort geringer als in manchen bewohnten gebieten in indien oder brasilien und sogar oberösterreich…(durch natürliche belastung hervorgerufen!)

    Reply
  12. Razorblade

    14. März 2011

    Zitat
    Einzig Biblis und Grohnde in Niedersachsen sind mit Vernebelungsanlage ausgestattet, deren Wirksamkeit zudem unter Experten höchst umstritten ist.

    Reply
  13. pro-atom

    14. März 2011

    in so ein AKW
    kommst du nicht mal mit einem panzer rein…

    und wie bereits erwähnt haben tests ergeben dass auch bei einem (SEHR UNWAHRSCHEINLICHEM) treffer durch ein flugzeug nix passiert

    aber is schon ok…das bildungsniveau is sachen atomenergie in österreich is halt auf kindergartenniveau…überrascht mich ja auch nicht. es erzählt einem ja auch keiner was der davon eine ahnung hat.
    ich empfehle heute aufs atominstitut zu gehen und sich einen vortrag über das geschehene in japan anzuhören…allerdings in einer halben stunde…cu there in case you care

    Reply
  14. Charles

    14. März 2011

    Angesichts der
    momentanen Situation in Japan für Atomkraft zu schreiben ist schon grotesk. Aber auch egal, denn das Elektorat der meisten Lädner sieht es völlig anders.

    Reply
  15. frosch

    16. März 2011

    bist du noch zu retten
    sag mal du klugscheißer!
    du gehörst wohl zu dem 1% die so super bescheid wissen , uns sagen zu können " nur keine Panik"
    Genau solche Typen die so unendlich überzeugt von sich selbst sind und NIE einen Fehler zugeben würden verdanken wir dieses Schlamassel!!!
    dann fahr doch hin, oder warum wohnst du nicht in Kiew? weißt du wie lange dort die Erde noch unbewohnbar ist?
    du bist ein überheblicher ignorant, wenn du das ernst meinst was du geschrieben hast.
    Würdest du mit deinen Kindern dort leben wollen?
    DENK MAL NACH!!!

    Reply
  16. Nois Hober

    16. März 2011

    PFF
    Aber was ist wenn ein terrorist nen flieger mit 1000 t Sprengstoff dabei hat und ins akw rein fliegt da hilft kein nebelwerfer mehr ! kann sein das er daneben fliegt aber die wucht der EXPLOSION is verwüstent und kein AKW ist Sicher jedes kann durch erbeeben und andere naturkatastrophen beschädigt und eventuell zu Explodieren lassen Die welt ist instabil niemand kann in 20 jahren sagen wie stark erdbeeben werden können vill könnens schon über 9,7 haben oder auch stärker oder Wirbelstürme keiner weis was in 20 jahren passieren kann also solte mann vorsichtig sein mit atomkraft sonst is es so wie in japan !

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