19. Oktober 2010

Ein heißer Herbst?

Fast wie ein Déjà-vu des vergangenen Jahres wirkt es, wenn an der TU, der Med Uni oder der Uni Wien sich die Studierenden dicht zusammen drängen, um in überfüllten Hörsälen an Vollversammlungen teilzunehmen. Fast, aber eben nur fast, denn im Gegensatz zu den unibrennt Besetzungen, nehmen diesmal die Rektorate an den Vollversammlungen selbst von Anfang an Teil. Mit Ausnahme der Uni Wien wurden sogar offizielle Einladungen der Universitäten verschickt. Die Teilnahme an den zur selben Zeit stattfindenden Lehrveranstaltungen war deshalb an keiner Uni verpflichtend.

Groß ist auch bei den RektorInnen (es gibt ja auch eine Frau) der Unmut über die Einsparungen an den österreichischen Universitäten im Zuge der kommenden Sparpakete. Bereits jetzt fehlt den Universitäten zur Aufrechterhaltung des Betriebes viel Geld, WU Rektor Badelt spricht hier von 300 Mio. Euro. Ganz zu Schweigen vom Ziel der Regierung, den Anteil der Hochschulbildung am BIP auf 2 Prozent anzuheben, wozu jährliche Steigerungen des Budgets im Ausmaß mehrer hundert Millionen Euro notwendig wären, sofern man dieses Ziel nicht auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben will.

Der Super-Gau droht den Universitäten jedoch ab 2013, laut den Budgetplänen soll das Unibudget ab dann stagnieren, was in Wirklichkeit (die Existenz von Inflation sollte bekannt sein) massive Kürzungen bedeutet.

Für die Unis würde das bedeuten, Stellen abzubauen, Gebäude zu verkaufen, Institute zu schließen, Aufnahmestopps zu verhängen und Geräte nicht mehr zu erneuern. Wer Österreichs Universitäten kennt weiß, dass weitere Kürzungen beim Uni-Budget bereits die Substanz der ohnehin chronisch unterfinanzierten Institutionen gefährdet.

In der Sache (mehr Geld) besteht eine gewisse Einigkeit zwischen den Rektoraten und den Studierenden. In der Wahl der Mittel unterscheidet man sich jedoch deutlich, sind doch die Rektoren in ihrer übergroßen Merhrheit der Überzeugung, dass Studiengebühren ein Weg wären um die Unis hinkünftig finanziell besser zu stellen. Von der ÖH und den AktivistInnen der Bewegung unibrennt wird das vehement abgelehnt.

Im Zuge der heutigen Vollversammlungen gab es zahlreiche Beiträge, in Wien unter anderem von den Rektoren der Uni Wien und der TU, oder von Wifo Chef Karl Aiginger. Es gab aber auch Kritik, nicht nur an der Politik, sondern auch am Rektor der Uni Wien, Georg Winkler, der einen viel zu kleinen Hörsaaal am Jurdicum für die Vollversammlung bereit stellte, zahlreiche Studierende fanden keinen Platz mehr und mussten auf den Gängen verharren. Alle RektorInnen mussten sich die Kritik gefallen lassen, nun zwar ebenfalls in einer verzweifelten Situation zu sein, jedoch im vergangenen Jahr die unibrennt Bewegung nicht, oder nicht ausreichend unterstützt zu haben.

Um 17:30 Uhr beginnt von zahlreichen Universitäten aus ein Sternmarsch auf den Ballhausplatz. Der Regierung soll der Unmut lautstark mitgeteilt werden. Gespannt darf man bereits jetzt sein, ob die Vollversammlungen und die heutige Demonstration tatsächlich der Auftakt zum angekündigten heißen Herbst sind, oder ob die Luft aus den Uniprotesten vorerst heraußen ist. Die Betiligung momentan ist jedenfalls sehr zahlreich, der Ring bereits mit Tausenden Protestierenden angefüllt.

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