3. Mai 2013

Die weißen Pferde Wiens

Was haben die Wiener nur mit Weißen Pferden? 

Wann die Spanische Hofreitschule in Wien als Institution genau gegründet wurde, weiß man nicht. Sicher ist, dass Ferdinand I. (1503–1564) sie angestrengt hat, beseelt durch seine Kindheit in Spanien. Er plante, ließ Stallungen errichten und begründete die Schule der klassischen Reitkunst, die sich noch heute zur Aufgabe macht, die „Bewegungsveranlagungen des Pferdes zu studieren und durch systematisches Training in der dem Pferd höchstmöglichen Eleganz zu kultivieren“. Ferdinand dürfte aber nicht mehr erlebt haben, wie die Schule in Wien ihre Arbeit aufnahm. Sicher nicht mehr erlebt hat er die barocke Winterreitschule, in der die Lipizzanerhengste heute ihre Eleganz kultivieren – der Saal wurde von 1729 bis 1735 von Joseph Emanuel Fischer von Erlach errichtet.

Da der Autor dieses Buches nebst eines Reiterlebnisses in Patagonien und einem weiteren in Kirgisistan allerdings wenig Bezug zu Pferden hat – abgesehen in Zusammenhang von mit Senf bestrichenen Semmeln –, spricht er lieber über die Weißen Pferde eines Wieners: 1946 wurde Georg Danzer als Sohn eines Magistratsbeamten geboren. Neben seiner feinfühligen Kunst als Austropop-Star, als der er nie gelten wollte, beeindruckte er durch einen zutiefst unwienerischen weiten Horizont, den er auf seinen Reisen entwickelt hatte. Er war tatsächlich rausgekommen aus diesem Wien und sah die Dinge deshalb anders. Danzer verfasste eine Hymne auf das Wiener Café Hawelka, die jeder singen kann, auch der, der noch nie in dem kleinen, ranzigen Kaffeehaus war. Manche verehren ihn als Künstler, viele lieben seine Musik, aber wirklich alle respektieren Danzer als Humanisten – im Jahr 2000 wurde Danzer für zwei Jahre Vorsitzender der Menschenrechtsinitiative SOS Mitmensch. Er trat immer gegen Unrecht und Fremdenfeindlichkeit auf. Im Album „Weiße Pferde“ von 1984 sang er „Ich glaube an die Kartenspiele und an meinen Vorstadtkinderinstinkt“. Georg Danzer starb 2007 an Lungenkrebs.

„Darf’s a bisserl mehr sein?“

Weitere Fragen zu Wien und deren interessante Antworten findest du in Wann verlor das Riesenrad seine Waggons? von Axel N. Halbhuber erschienen im Metroverlag.    

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