5. März 2017

Der Kostnix-Laden

Ohne Geld einkaufen

Umsonst gibt es nicht mal den Tod, sagt man, schließlich kostet der das Leben – der Kostnix-Laden in der Zentagasse im fünften Bezirk macht allerdings vor, dass es auch anders gehen kann: Denn hier ist alles gratis. Ohne Zwang zu Gegenleistung kann man hier beherzt in die Regale greifen und sich einfach mitnehmen, was gefällt – klingt komisch? Ist aber so.

 

Angewandte Systemkritik

Kleidung, CDs und Kassetten, Küchengeräte und Geschirr, jede Menge Bücher und noch viel mehr Zeug stapelt sich also hier in den Regalen, die wie alles im Laden dem Prinzip „kreatives Chaos“ folgen – im Grunde sieht es hier aus wie in einer etwas unordentlichen Wohnung, nur dass alles um null Euro zu haben ist, denn die Ware wurde allesamt von Leuten gespendet, die keine Verwendung mehr für sie hatten. Der Kost-Nix-Laden ist somit ein Raum, in dem Umverteilung praktiziert wird. Kein Tauschen im klassischen Sinn, denn man wird absolut nicht zur Gegenleistung gedrängt – jede/r gibt, was er hat und nimmt, was er braucht. Der Kostnix-Laden ist ein Stück gelebte Utopie eben, eine kleine Alternative zum gängigen Geld- und Wegwerfsystem – bei der nicht nur Waren, sondern nebenbei auch Inhalte und Ideen transferiert werden.

 

Weltberbesserung

Wer das jetzt als Spielerei oder Experiment abtun möchte, oder als Ort, wo einfach Schrott den Besitzer wechselt, der greift bei weitem zu kurz, denn in der Praxis ist der Laden für ökonomisch schwächer gestellte Menschen oft die einzige Möglichkeit, an Luxusgegenstände wie etwa Kinderspielzeug zu gelangen, die über das absolute Minimum hinausgehen – alleine dafür lohnt sich die Einrichtung. Allerdings richtet sich das Projekt keinesfalls nur an weniger gut gestellte Menschen: Wer immer auch Spaß am Stöbern und am Schenken und beschenkt Werden hat, ist hier willkommen, auch wenn es nur um eine Kaffeetasse geht.

 

“Geben und Nehmen statt Kaufen und Verkaufen!“

Damit das funktioniert (und es funktioniert jetzt schon seit 2005!!!), müssen allerdings ein paar Regeln eingehalten werden: Es dürfen nur Dinge mitgenommen werden, die man ohne Hilfe tragen kann (Möbel oder Größeres kann man aber gerne aushängen) und alles, was man vorbeibringt muss vollständig in Ordnung sein – dann steht dem alternativen Einkaufen nichts mehr im Wege. Natürlich eignet sich der Kostnix-Laden auch hervorragend als Motivation, wieder einmal Platz in der Wohnung zu schaffen – denn was dir auf die Nerven geht, freut vielleicht jemand anderen.

 

Wer viele Bücher daheim hat, die er loswerden will, den interessieren bestimmt die Offenen Bücherschränke in Wien. 

1 Kommentar

  1. User

    23. Januar 2013

    Öffnungszeiten
    Laut Internetauftritt des Ladens hat er Mo, Do und Fr geöffnet.

    Reply

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt