28. Mai 2010

Der Ingenieur ohne Eigenschaften

Sein Name klingt wie der eines Bösewichts aus einem Tom Turbo-Abenteuer und trotzdem ist der Mann Diplom-Ingenieur. Blöd nur für Fritz Filter, dass ihm der ganze schöne Titel nichts nützt, da es ihn selbst gar nicht gibt, zumindest nicht in Fleisch und Blut. Das klingt jetzt alles etwas kompliziert? 

Nicht für die Studierenden der TU Darmstadt, die haben Fritz Filter nämlich erfunden, wie die Zeit berichtete. Seit Beginn der 1970iger Jahre reichten Darmstädter Studierende immer wieder Arbeiten und Prüfungen für Fritz Filter ein, der sich so Schritt für Schritt durch sein Studium kämpfte, bis er im Sommer 2004 sein Meisterstück vollbrachte. Mit einer rosa Modellschule, die denselben Grundriss besitzt wie die TU, legte Fritz Filter seine Diplomarbeit vor. Konnte er sich vorher noch durch jede Identitätskontrolle durchschummeln war der Scherz nun offenkundig. Um nicht als schlechte Verlierer dazustehen entschied man sich von Seiten der Universität dem Phantom seinen verdienten Dipl.-Ing. zu verleihen. 

Wer alles hinter dem Streich steckte lässt sich abschließend nicht mehr rekonstruieren, den Darmstädter Studierenden aber wurde ein running gag geschenkt, der wohl noch so manche Hochschulreform überleben wird.

Dabei waren die Hessen gar nicht die ersten Studierenden die sich derlei Schabernack erlaubten und einem fiktiven Studenten durch seine Uni-Karriere halfen. Bereits seit 1927 studierte George P. Burdell am Georgia Institute of Technology machte dabei mehrere Abschlüsse, leistete seinen Armeedienst im Zweiten Weltkrieg mit mehreren Feindflügen ab und heiratete 1958 sogar seine fiktive Frau Ramona Cartwright, eine Kopfgeburt der Abschlussklasse des Agnes Scott Colleges. Auch beruflich schaffte George Herausragendes. Seine Karriere führte ihn in den Verwaltungsrat des Mad Magazins, einen Posten den er von 1969 bis 1981 ausübte. Leistungen die ihn 2001 sogar gute Chancen bei der Wahl zur Person of the year des Time Life Magazins einräumten. Eine Krönung blieb dem guten George aber leider verwehrt, da die Macher des Time Life Magazins weniger Spaß verstanden als die Studenten und den unechten Georgia-Tech-Absolventen von der Wahlliste entfernten.

Vielleicht war dies auch das beste für Georges weiteres langes Leben und vor allem für seinen guten Ruf, hätte er als Gewinner doch die Nachfolge eines gewissen George W. Bush antreten müssen und das wünscht man doch nicht einmal jemandem den es eigentlich gar nicht gibt, oder?

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