6. Februar 2012

Das Wort zum Tatort vom 5.2..2012 – “Kein Entkommen”

Ein Anschlag auf einen studentischen Aushilfsfahrer bei einem Reinigungsunternehmen ruft Moritz Eisner und Bibi Fellner auf den Plan. Schnell ist klar: das war kein gewöhnlicher Mord, das war eine schiefgelaufene Mafia-Kommandoaktion – und das eigentliche Ziel des Attentats meldet sich auch ziemlich schnell bei der Polizei:

Mirko Gradic alias Josef Müller, desertierter Kriegsverbrecher aus der serbischen Nationalgarde, dessen Wiener Tarnung offenbar aufgeflogen ist, denn ein Killertrupp seiner Ex-Einheit ist noch immer auf seinen Fersen. Und seine Familie ist ebenfalls in Gefahr – denn Gradic weiß zu viel. Und die zwei dazugeschalteten schrägen Vögel von der Interpol wissen ebenfalls etwas: nämlich dass sich in Wien offenbar die Führungsriege der „Tiger“ genannten Garde aufhält. Na toll.

Leichen-Quartett

Dass bei einem Tatort, bei dem man 15 Leichen verspricht (übrigens, gezählt hab ich nur zehn!) und der im Vorfeld schon als der „härtester aller Zeiten“ gehandelt wurde, die feine Klinge eher nicht zum Einsatz kommen würde, hätte eigentlich klar sein müssen.Eigentlich auch durchaus sympathisch, dass ein derart brisantes politisches Thema nicht etwa mit viel Feingefühl analysiert wird, sondern bloß als Kulisse für Action und Geballer herhalten darf. Klischees am laufenden Band (von der ausländerfeindlichen Putzfrau bis zu den „drei Bier“), der Personenschutz im komplett verglasten Haus, Eisner und Fellner als Psycho-Cops mit halbstündlichen Nervenzusammenbrüchen und die Tatsache, dass in Wien die serbischen Nationalisten die Maschinengewehre offenbar gleich kistenweise im Keller lagern sorgten dabei noch für einen gewissen Trash-Faktor – die naheliegenden Vorwürfe, Ressentiments zu schüren versuchte man auch mit ein bisschen Strache-Kritik abzufedern.

Der Mörder ist immer der Weihnachtsmann

Wenig subtil auch die Anspielung auf den serbischen Kriegverbrecher Radovan Karadzic, der nach dem Krieg als Arzt und Wunderheiler getarnt untertauchen konnte und noch bis vor wenigen Jahren unter dem Namen Dr. Dabic auch in Wien „praktizierte“ – nicht nur die Namensgleichheit fällt auf, er glich Dr. Sabic aus dem Tatort sogar äußerlich aufs (Bart)haar – eine durchaus nette Art, Realitätsbezug herzustellen. (Eine weitere amüsante Namensgleichheit war der am Anfang gesuchte Killer Zeljko Jovanovic, zufällig auch Besitzer des Werkzeug H).
Allerdings ist die Figur Dr. Sabic gleichzeitig auch das große Loch in der Logik: bei etwa fünfhundert Kinderärzten in Wien geht die Familie (allerdings nie Grubic selbst) ausgerechnet zum ehemaligen Oberpaten der Tiger, der noch dazu am Ende wirklich seine Tarnung aufgibt, um den Abtrünnigen persönlich auszuschalten?

Von der ersten bis zur letzten Sekunde (offenes Ende! hat beim Wiener Tatort ja schon Tradition) dick aufgetragen – als Tatort zwar kaum ernstzunehmend, allerdings durchaus spannend.

Im Topkino und im Schikaneder gibts übrigens jeden Sonntag ein Tatort Public Viewing – bei freiem Eintritt und (manchmal) mit  Täterraten, bei dem es auch noch Freigetränke zu gewinnen gibt. Ebenso gibts im Moped und im Hawidere Public Viewings. Ältere Tatortrezensionen findet ihr in der Leiste unter diesem Artikel.

10 Kommentare

  1. ballauf

    6. Februar 2012

    zehn?
    ok: der tote student, der jovanovic im keller, der rajko aus dem auto, die drei einbrecher, die zwei bewacher, die drei streifenpolizistin, die mit dem kopfschuss: macht elf. obwohl man bei den streifenpolizisten ja nichts genaues gesehen hat.

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  2. Charles

    6. Februar 2012

    @Ballauf
    Angeblich wurden da ja noch jede Menge Streifenpolizisten ermordet, wobei man da scheinbar Kosten sparen wollte. Ärgerlich war das blöde Kommentar zu Ottakring "nette Gegend". Wer Ottakring beleidigt, beleidigt mich!

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  3. Nathan

    6. Februar 2012

    Mehr James Bond
    als Tatort aber spannend wars ganz ohne Zweifel.

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  4. tatort

    6. Februar 2012

    das kind
    Der kleine war ur lieb!!!

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  5. fmos

    6. Februar 2012

    @ballauf
    Deiner Aufzählung kann ich mir bis aufs Ergebnis anschließen, es macht schon zwölf nicht elf 😉
    Wenn man die Familie Müller/Gradic mitrechnet (wenn man das Ende in diese Richtung interpretiert), dann käme man tatsächlich auf die 15 Leichen.

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  6. fmos

    6. Februar 2012

    igitt
    "mich anschließen" natürlich…

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  7. Radovan

    7. Februar 2012

    unrealistisch
    Zdravo – in Wirklichkeit würde der Krassnitzer und seine Kollegin jetzt schon im Keller a bissl stinken…und dass man Leute die unter Personenschutz stehen in einem Glashaus aufbewahrt ist ganz sicher die Realität – und dass sich Cobra und Personenschutz abschlachten lassen….super Filmteam!

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  8. Krassnitzer Versteher

    7. Februar 2012

    Die Leichen
    1.Der Student
    2.Der Killer im Keller
    3. Der Killer (aus dem Auto gefallen)
    4.Die stocksteife Streifenpolizistin
    5.Die zwei Personenschützer im Haus
    6.Die fünf Personenschützer vor dem Haus (3 Uniform – 2 Cobra)
    7. Drei Killer im "sicheren Haus"
    8.die 15te Leiche find ich beim besten Willen nicht – ist wahrscheinlich dem Schnitt zum Opfer gefallen…

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  9. Krassnitzer

    13. Februar 2012

    grippewelle
    @ K.Versteher:
    super Aufzählung! Plus dann eventuell der Herr Müller und die 15 sind komplett. Plus dann noch die Opfer der furchbaren Grippewelle, vor der einen nicht einmal Bibis Heißgetränk bewahren kann! 🙂

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  10. Anna

    17. Februar 2012

    Wo
    bleibt der Kommentar zum neuesten, grottig schlechten Tatort?

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