17. September 2011

Das Wort zum Tatort vom 28.8.2011 – “Der Lohn der Arbeit”

Wolfgang Kogl, Tirols größter Bauunternehmer, wird erschlagen und von einem Kran hängend aufgefunden; Verdächtige gibt es genug, denn der Alpen-Lugner war ein lupenreines Arschloch, Kategorie „menschenverachtender Turbokapitalist“.

Was schnell klar wird: auf allen seinen Baustellen arbeiten (über eine Subfirma) offenbar ausschließlich Schwarzarbeiter aus dem Osten – die er nach getaner Arbeit auffliegen und abschieben lässt, einen diesbezüglich unliebsamen Finanzbeamten lässt er von bestechlichen Psychiatern für krank erklären. Dazu kommt noch ein Sohn, der irgendwie nicht ganz koscher wirkt, sowie der rasende Reporter Feiersinger, dessen Karriere Kogl zerstört hat, weil er in einer Aufdecker-Story schlecht wegkam. Ach, und seine erste Frau hat er für eine wesentlich jüngere Skihüttenwirtin verlassen, die sich sehr auf ihr Erbe freut.

Alpen-Idylle

Viel zu tun also für Moriz Eisner, der zur Lösung des Falles nach Tirol abkommandiert wird und in einem Sumpf aus Korruption und Fremdenfeindlichkeit landet: sogar die Polizeistation wurde von makedonischen Schwarzarbeitern renoviert, während für Eisners Alpen-Kollegen Pfurtscheller sogar die Wiener „Tschuschen“ sind – obwohl er selbst eine illegale Heimhilfe für seine Mutter beschäftigt.

Der Lohn der Angst

Die Hauptverdächtigen jedenfalls sind zwei der geprellten Gastarbeiter, die sich tatsächlich trotz Einreiseverbot wieder nach Österreich trauen, um sich – bewaffnet mit einem herzigen Dackelblick – von Wolfgang Kogl persönlich die noch ausständigen 10.000 Euro zu holen. Große Chancen auf Erfolg würde man ihnen nicht bescheinigen, vor allem nicht, nachdem sie gleich am Anfang durch einen Brotdiebstahl auffallen und sich daher im Wald verstecken müssen.

So wird also munter nach den beiden Herren gefahndet, Hilfe bekommt Eisner dabei vom eingangs erwähnten Reporter (der übrigens alles photographiert was er sieht). Von dem kommt dann auch der zweite, wichtige Tipp: der ebenfalls erwähnte unliebsame Finanzbeamte soll sich in der Mordnacht mit Kogl getroffen haben, um das Geld für die Arbeiter zu erpressen. Dieser gibt daraufhin zwar zu, Kogl zu Boden gestoßen zu haben, erschlagen hat er ihn allerdings nicht. Denn der Reporter selbst war ebenfalls am Tatort, versetzte dem Baulöwen den tödlichen Schlag und hing ihn dann auch noch am Kran auf. Motiv und Beweise gibt’s dafür zwar keine richtigen, dafür aber ein Geständnis am Ende.

Fazit

Unsubtiles Sozialdrama rund um das Thema „Schattenwirtschaft in der Festung Europa“ (mit einem Hauch Pflegenotstand), Klischee-überladen und mit dauernd erhobenem Zeigefinger, Krimihandlung war reines Hintergrundrauschen, übermäßig kompliziert und wenig bis gar nicht durchdacht. Aber immerhin gab es kein Happy End in diesem Tatort, denn im Gegensatz zu den strahlenden Gewinnern in der Kogl-Chefetage, gehen die beiden Flüchtlinge leer aus; so ist das eben in Europa. Schwacher Tatort – aber zumindest war Bibi Fellner nicht dabei.  (rmd)


Im 
Topkino und seit neuestem auch im Schikaneder gibts übrigens jeden Sonntag ein Tatort Public Viewing – bei freiem Eintritt und mit dem Highlight Täterraten, bei dem es auch noch Freigetränke zu gewinnen gibt.

Ältere Tatortrezensionen findet ihr in der Leiste unter diesem Artikel. 

5 Kommentare

  1. Charles

    29. August 2011

    So überl war er ja gar nicht
    Wenigstens spannend und Eisner in Tirol ist irgendwie immer witzig.

    Reply
  2. dudududud

    29. August 2011

    too much
    zu viel von allem. pflegenotstand, schwarzarbeiter, korruption, erbschleicher, affären und fotographen. dafür null motiv. was war das bitte?

    Reply
  3. graziella

    29. August 2011

    tatort
    im missed bibi! 🙁

    Reply
  4. Charles

    29. August 2011

    @graziella
    Der war schon älter und wurde nur noch nicht gezeigt. Damals gab es noch keine bibi.

    Reply
  5. Lucia

    29. August 2011

    @rmd
    RMD hat mit seiner Rezension mal wieder auf den Punkt gebracht, dieser Tatort war einer der Klischee überlegensten und dumpfsten Produktionen seit langem!

    Reply

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt