28. März 2011

Das Wort zum Tatort vom 27.3.2011 – „Im Netz der Lügen”

Die Richterin Heike Gottlar wird beim morgendlichen Jogging Opfer einer versuchten Vergewaltigung. Die trainierte Frau kann ihren Angreifer allerdings abwehren – bei dem Abwehrkampf kommt der Mann, ein unbescholtener Familienvater, zu Tode. Klassische Notwehrsituation eigentlich, wenn da nicht ein paar Ungereimtheiten offen blieben: warum hatte der Mann einen Zettel mit Datum und Uhrzeit des Angriffs in der Tasche? Wurde er zu dem Übergriff bestellt? Und warum ließ Heike Gottlar erst von dem Täter ab, als der schon tot war? Klara Blum fängt an zu ermitteln und steigt in die Tiefen der offenbar blühenden Konstanzer Sado-Maso-Szene hinab.

Saveword: Autobahn

Schon bald wird es klar, der Täter wurde im Internet zu einem „Rape-Play“ eingeladen, bei dem sich einander unbekannte Sadomaso-Fans zu einer gespielten Vergewaltigung verabreden. Nur: hat Heike Gottlar den Mann zu sich bestellt, um ihm eine Abreibung zu verpassen, weil sie gewalttätige Männer hasst? Oder hat ein Dritter ihr den Mann an den Hals gehetzt, um sich für ein Urteil zu rächen? Das Opfer kommt also selbst bald ins Fadenkreuz der Ermittlungen, und ein Zweikampf zwischen der Kommissarin und der eiskalten Richterin bahnt sich an. Zusätzlich kommt ein weiterer Verdächtiger ins Spiel: Ernst Heck, der seiner Ansicht nach von Gottlar unschuldig wegen Vergewaltigung seiner Exfrau verurteilt wurde und deshalb eben diese Frau und sein Kind verloren hat. Hilfestellung bekommt das Ermittlerteam noch von einem Psycho-Kriminologen, der anhand der „Mikroausdrücke“ des Gesichts der Verdächtigen bei Verhören unterdrückte Emotionen erkennen will, die bei der Wahrheitsfindung helfen sollen – die Methoden werden auch vom FBI genutzt!

Waren Ihre Eltern zufällig Alkoholiker?

Da Heike Gottlars Eltern suchtkrank waren, ist sie nun also perfekt darin geschult, fremde Gesichter zu lesen – Fehlurteile ausgeschlossen! – solche küchenpsychologischen Schlüsse laufen in der Tatort-Redaktion wohl unter „subtile Charakterzeichnung“. Jedenfalls: spätestens als auch die Anwältin von Hecks Exfrau beinahe Opfer eines „Rape-Plays“ wird, konzentrieren sich die Ermittlungen ganz auf den verurteilten Vergewaltiger. Der hat schon den nächsten Sadomaso-Fan zu seiner Exfrau bestellt, nur leider: man kann ihm nichts nachweisen. Mit einem waghalsigen Bluff gelingt es Kommissarin Blum allerdings doch noch, ihn aus der Reserve zu locken – und alles wird gut.

Mein Passwort ist „grafvonmontechristo“

Ungesichtertes W-LAN, zufällig gefundene Laptops und andere Zufälle gaben dem Tatort irgendwie einen schalen Beigeschmack, und warum das Saveword bei der ersten Vergewaltigung nicht abgeklärt wurde, bei der zweiten aber schon, steht ebenfalls in den Sternen. Ein ungewöhnlicher Tatort, der phasenweise beinahe spannend war, sich aber immer wieder selbst sabotiert hat.

Die diesjährigen Tatort Rezensionen:

13.2.2011 –  "Stille Wasser"
9.1.2011 – "Unter Druck"
2.1.2011 – „Tödliche Ermittlungen“
16.1.2011 – „Der schöne Schein“
23.1.2011 – „Heimatfront“
20.2.2011: "Rendezvous mit dem Tod"
27.2.2011 – "Leben gegen Leben"
6.3.2011: "Vergeltung"
20.3.2011 – „Mord in der ersten Liga“

Im Topkino gibts übrigens jeden Sonntag ein Tatort Public Viewing – bei freiem Eintritt und mit dem Highlight Täterraten, bei dem es auch noch Freigetränke zu gewinnen gibt.

Raphael Maria Dillhof

„Es scheint so, dass in unserer Kultur das Leben dasjenige ist, was nicht definiert werden kann, aber gerade deswegen unablässig gegliedert und geteilt werden muss." (Agamben)

3 Kommentare

  1. epikur

    28. März 2011

    brutalo-richterin
    am besten war die szene, in der die richterin den sohn des getöteten zusammenschlägt…

    Reply
  2. Lena

    28. März 2011

    .
    ich fand am besten die küchenszene, wo sofort klar war, dass ihre eltern alkohoilker waren.

    Reply
  3. xx

    28. März 2011

    @lena
    genau! und dann noch das subtile "ich mag keinen alkohol!" davor.

    Reply

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt