26. März 2012

Das Wort zum Tatort vom 25.3.2012 – “Falsch verpackt”

Ein stinknormaler Mord reicht dem Wiener Tatort offenbar schon lange nicht mehr – wo letztens noch 15 Leichen und der serbische Untergrund herhalten mussten, gab’s gestern immerhin gleich zu Anfang vier Tote – und die chinesische Mafia noch dazu.

Drei Leichen chinesischer Herkunft tauchen in einem Kühlcontainer auf, am nächsten Tag wird ein weiterer Chinese in Wien tot aufgefunden – letzterer arbeitete wohl nicht zufällig genau für die Firma, welche den Container importieren ließ . Der Geflügel-Müller, so der Name des Chefs, weiß allerdings natürlich von nichts. Der letzte Tote, Tsao Kang, hat kurz vor seinem Ableben noch die Scheibe des (eigentlich durchaus empfehlenswerten) Shanghai Tan eingeschlagen – offenbar war er ziemlich wütend auf die Betreiberin, Frau Gu Bao.

Brisantes Detail am Rande: Gu Bao ist die Ex-Frau des Sektionschefs Dr. Oskar Welt, der Tsao Kang nach seiner Verhaftung wegen der eingeschlagenen Scheibe noch freigeboxt hatte – kurz vor dessen Ermordung. Hatte Oskar Welt etwa Angst, Tsao Kang könnte noch gegen ihn
aussagen?

Sweatshop Alberner Hafen

Offenbar ja, und nachdem der Geflügel-Müller auch noch sterben musste, sind ein paar Leute auch bereit, auszusagen: nämlich dass in idyllischer Donau-Lage in einem Sweatshop von Chinesen nicht nur gefälschte Lebensmittel umetikettiert, sondern auch noch – Achtung! – Geflügeltassen mit Vogelgrippe-Viren in Umlauf gebracht werden – das alles orchestriert von Sektionschef Welt und dessen Frau. Zusätzlich sind die beiden auch noch für den Import der drei Toten verantwortlich, diese sind nämlich bei einer deren Schlepper-Aktionen gestorben.

Ständig überzeichnete Klischees zu dreschen (vom türkischen Würstler bis zum 80er-Zuhälter „Inkasso-Heinzi“), hingerotzte Alltagsrassismen („die schauen doch alle gleich aus“ bis „man weiß nie was die denken“) und die seltsame thematische Fixierung auf ausländische Verbrecherbanden nerven schön langsam – und wieso legt man sich eigentlich jedes Mal mit der Mafia an, wenn man am Ende dann doch merkt, dass das alles eine Nummer zu groß für Eisner und Fellner ist? (Vielleicht, damit man noch mehr unpassende Gefühlsausbrüche strapazieren kann?) Bei der bemüht-mühsamen „Geile Sau“-Einlage der Assistentin fragt man sich außerdem, ob da wirklich eine Frau Regie geführt hat.

Positiv anmerken könnte man an dieser Stelle allerdings noch die glaubwürdig recherchierte Rahmenhandlung um Hühnerbrüste und die Einwanderer-Unterkünfte, und zumindest der Schluss war noch versöhnlich: drei Chinesen mit nem Kontrabass – aber bei dem Tatort war wohl erst das Lied da, und dann die (dünne) Story. Aber immerhin: sieben Tote. (rmd)

Im Topkino und im Schikaneder gibts übrigens jeden Sonntag ein Tatort Public Viewing – bei freiem Eintritt und (manchmal) mit  Täterraten, bei dem es auch noch Freigetränke zu gewinnen gibt. Ebenso gibts im Moped und im Hawidere Public Viewings. Ältere Tatortrezensionen findet ihr in der Leiste unter diesem Artikel.


1 Kommentar

  1. Charles

    26. März 2012

    Schlimemr eghts immer.
    Kann diesmal nicht ganz zustimmen. Ich fand der Tatort hat diesmal sogar eher gespart mit Klischees, der moralische Zeigefinger blieb unten, die Geschichte um dieses Import/Export Geschäft war spannend erzählt, der Arlberner Hafen wurde in Szene gesetzt. War eigentlich recht zufrieden mit dem Tatort. Am besten war aber der Gesang am Schluss.

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