1. November 2011

Das Wort zum Tatort vom 23.10.2011 – “Mauerpark”

Der Anwalt Simon Herzog wird erschossen auf einem Schrottplatz am Mauerpark aufgefunden – auf die Berliner Ermittler wartet der komplizierteste Fall aller Zeiten.

Beruflich war Herzog für die Stiftung „zweite Chance“ tätig, die etwa gegen die Sicherheitsverwahrung von Mördern vorgeht. Kopf dieser Stiftung ist die reiche Industriellentochter Ina Killian, bekannt geworden durch die „Entführung Killian“ im Jahre 1988: damals wurde nämlich das Baby ihrer Zwillingsschwester Laura entführt. Das Lösegeld wurde gezahlt, das Kind tauchte allerdings nicht mehr auf – dessen Leiche auch nicht. Als Mörder überführt wurde der Hausmeister der Familie, Gregor Müller. Er verbüßte seine Strafe und arbeitet anschließend wieder für die Stiftung: als Chauffeur.

Findelkind und Kindermörder

Kurz nach dem Fund der Leiche taucht bei der Polizei ein schwer verwirrter junger Mann auf: Lukas Vogt, der auch am besagten Schrottplatz arbeitet und behauptet, er würde bedroht. Die Berliner Kommissare schicken ihn erst einmal nach Hause, für den Zuschauer ist aber klar: der Junge ist das vermeintlich tote Baby von Laura Kilian. Die Ermittler standen in der Hinsicht allerdings noch lange auf der Leitung. Herzog sorgte jedenfalls kurz vor seinem Tod noch für die Freilassung eines Kindermörders, erste Verdächtige ist also natürlich die Mutter des damaligen Opfers. Sofort war allerdings klar, dass der junge verwirrte Mann der Schlüssel zu diesem Fall ist. Ddie Geschichte um den Kindermörder (und sein skurriler Auftritt) waren daher komplett unnötig und wirkten wie übrig gebliebene Szenen aus einem anderen Drehbuch – als ob die die eine Handlung nicht schon genug Stoff für einen Tatort wäre.

Berghain – der beste Club der Welt

Als Vogt dann von Müllers Türsteher-Freund Mesut (“Herzog ist jetzt krass tot?”) zusammengeschlagen wird und auch den Ermittlern klar wird, dass Vogt der Killian-Spross ist und sie gerade in eine ganz große Sache hinein getappt sind, wird endlich die Gegenüberstellung Müller – Killian – Vogt am Schrottplatz inszeniert. Dramatischer Höhepunkt des folgenden Streits: Gregor Müller erschießt Ina Killian, da er merkt, dass sie damals das Kind entführt hatte und ihm die Sache in die Schuhe schob. Wie genau es allerdings zum Mord kommen konnte, das konnten nicht einmal die Autoren selbst erklären: in den entscheidenden Sekunden fiel praktischerweise die Kamera aus.

Fragen über Fragen

Zu kompliziert war hier alles, zu überladen und überfrachtet, sowohl für die Drehbuchschreiber als auch für die Ermittler, standen sie doch am Ende als die Dummen da. Und auch für einen mitdenkenden Zuschauer blieben eigentlich alle Fragen offen: Wie genau fand Herzog Vogt? Woher kam das Bild aus der Radarfalle? Warum wurde Herzog ausgerechnet am Schrottplatz erschossen? Wieso gingen Herzog oder der Junge nicht einfach zur Polizei? Wo war das Lösegeld? Wieso ließ sich Müller so einfach instrumentalisieren? Dass der Junge tatsächlich so sehr die Fäden zog, ist konstruiert und unglaubwürdig, nicht einmal das Motiv für die Babyentführung scheint glaubhaft. Und so einfach fuhr man damals wohl nicht mit einem Oldtimer und einem Baby über die Grenze. Sollten die Antworten auf diese Fragen wirklich im Drehbuch stehen, waren sie ziemlich gut versteckt – ich für meinen Teil bin nach dem Schreibprozess noch verwirrter als vorher.

Im Topkino und im Schikaneder gibts übrigens jeden Sonntag ein Tatort Public Viewing – bei freiem Eintritt und mit dem Highlight Täterraten, bei dem es auch noch Freigetränke zu gewinnen gibt.

Ältere Tatortrezensionen findet ihr in der Leiste unter diesem Artikel.

2 Kommentare

  1. xpod

    24. Oktober 2011

    <3
    Der Türke war echt der Hammer.

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  2. Charles

    24. Oktober 2011

    Logisch war das nicht immer
    fand es aber sehr spannend und voller interessanter Wendungen. Hat mich eigentlich ziemlich überzeugt gestern.

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