21. März 2011

Das Wort zum Tatort vom 20.3.2011 – „Mord in der ersten Liga“

Der Profi-Fußballer Max Faber wird erschlagen aufgefunden, kurz nachdem er ein Interview gab, das unter Hooligans nicht besonders gut ankam. Eine Abrechnung von verärgerten Fans? Weitere verdächtige: sein bester Freund und Vereinskollege Ben Nenbrook, dem Kommissarin Lindholm sogleich ein schwules Verhältnis mit Faber andichtet, sowie der Manager und Ziehvater des Toten, Leo Biller, dem sein Zögling möglicherweise etwas zu flügge wurde.

Homos und Hooligans

Als sich gleich am Anfang die Homosexualität Fabers als reine Verwechslungsgeschichte herausstellt – Faber hat zwar ein Liebesnest für seinen besten Freund Nenbrook gemietet, war aber selbst Hetero – wird also dann im Hooligan-Fanchat ermittelt. Schnell wird ein Undercover-Treffen zwischen Frau Lindholm und einem der harten Kerle ausgemacht – stilecht natürlich allein, bei Nacht und in einem Hinterhof. Als sich der Herr dann aber nicht als glatzköpfiger Schlägertyp sondern als echter Traumprinz entpuppt, der noch dazu selbst als investigativer Aufdeckerjounalist in der Hool-Szene tätig ist, taut der Eisblock von Kommissarin Lindholm beinahe auf und wagt sich aufs Tanzparkett.

Und der Täter ist…

Was danach kommt ist auch kaum der Rede wert. Die Ermittlungen laufen so dahin, bis ein Video des sterbenden Faber ins Netz gestellt wird – der Macher des Videos, ein Hooligan, war allerdings erst nach der Tat am Ort des Verbrechens, wie er glaubhaft versichert. Überführt wird der wahre Täter dann, weil auf dem Video der Hooligans ein Hund bellt – und der einzige Verdächtige mit Hund ist nun mal Leo Biller. Allein das Indiz reicht, ihm die Tat zu unterstellen, die er dann auch sogleich gesteht. Faber wollte den geplanten Wechsel nach Italien nicht mitmachen und hätte damit Billers Existenz gefährdet. Ein schwaches Motiv, vor allem weil damit die Homosexualität und die Hooligans zur reinen Staffage und Ablenkung verkamen.

Fazit:

Das Thema Homosexualität im Profifußball kann als mäßig aktuell bezeichnet werden und ist immerhin ein so genanntes Tabuthema – und genauso ist die Hooligan-Szene ein heißes Eisen, nur sind heiße Eisen sind für die Tatort-Macher leider meistens ein Grund, die Klischeemaschine anzuwerfen. Dazu völlig unrealistische Alleingänge ins Hooligan-Milieu, die die Ermittlungen und die Kommissarin selbst unnötig gefährden, und eine Menge an Fragen, die bleiben: wie kann eine Kommissarin Beweismittel einfach stehlen und damit durchkommen? Wieso schreibt jemand nach einem vertraulichen Gespräch eine E-Mail, um das ganze noch zu dokumentieren? Warum mietet Faber unter seinem Namen für seinen besten Freund Nenbrook ein Liebesnest am Land? Und wieso jubeln die Fans Nenbrook nach seinem Outing zu, anstatt ihn zu lynchen? Zu viele heiße Eisen, zu wenig nachgedacht: Der Tatort war eben genauso uninspiriert wie sein Titel: „Mord in der ersten Liga“ war ein klassischer Schuss ins Tor-Out.

Die diesjährigen Tatort Rezensionen:

13.2.2011 –  "Stille Wasser"
9.1.2011 – "Unter Druck"
2.1.2011 – „Tödliche Ermittlungen“
16.1.2011 – „Der schöne Schein“
23.1.2011 – „Heimatfront“
20.2.2011: "Rendezvous mit dem Tod"
27.2.2011 – "Leben gegen Leben"
6.3.2011: "Vergeltung"

Im Topkino gibts übrigens jeden Sonntag ein Tatort Public Viewing – bei freiem Eintritt und mit dem Highlight Täterraten, bei dem es auch noch Freigetränke zu gewinnen gibt.

Raphael Maria Dillhof

„Es scheint so, dass in unserer Kultur das Leben dasjenige ist, was nicht definiert werden kann, aber gerade deswegen unablässig gegliedert und geteilt werden muss." (Agamben)

1 Kommentar

  1. kupfer

    21. März 2011

    mies
    die strassenkampf-szene war sowas von unter aller sau. das kennt man normalerweise nur vom privat-tv.

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