20. Februar 2012

Das Theater ist kein Supermarkt

Jugendstiltheater am Mittersteig

Das Jugendstiltheater am Mittersteig ist ein Juwel sezessionistischer Baukunst, trotzdem könnte es bald zum Supermarkt werden; eine Bürgeriniative stellt sich gegen die Umwidmung.

Wer öfters mal im vierten und fünften Bezirk unterwegs ist, oder gerne im Caritas Möbellager vorbeischaut wird es kennen – das eher heruntergekommene, trotzdem noch auffällig violett-golden dekorierte aufgelassene Möbelgeschäft „Mala Strana“. Nur wenige Menschen wussten allerdings bis vor kurzem wohl, dass das Gebäude eine spannende und wechselhafte Geschichte hinter sich hat. Denn das 1911 erbaute Haus war einst ein Theater, dann Kino, später Bordell, dann ein Boxcenter, in dem schon Legende Hans Orsolics trainierte, und hier hatte angeblich auch Reinhard Fendrich seinen ersten Auftritt. Seit zehn Jahren stehen die Räumlichkeiten allerdings leer: nun könnte nach einer Umwidmung ein Supermarkt einziehen.

 

Unklare Zukunft

Ein wahres Juwel befindet sich da hinter der Geschäftsfassade: ein Jugendstil-Theatersaal, reich geschmückt mit sezessionistischen Ornamenten, einzigartig in Wien. Bis 1995 wurde der Saal sogar noch bespielt, Markus Kupferblums „Totales Theater“ musste allerdings nach wenigen Monaten nach Subventionsstop eingestellt werden. Was allerdings nun mit dem Saal passiert, ist unklar, denn der Gebäudeeigentümer, die Conwert Immobilien AG, konnte die bisherige ausschließliche Widmung für kulturelle Zwecke kippen: die Räumlichkeiten sind nun branchenfrei, von Garage bis Supermarkt ist nun alles denkbar, letzteres wurde sogar diskutiert.

 

Konzepte wären da, Geld allerdings nicht

Konzepte wurden ja einige entwickelt und auch vorgelegt: Lokal, Veranstaltungsort, Büro – seitens des Kulturstadtrates Andreas Mailath-Pokorny heißt es aber, es fehle das nötige Geld, denn der leider nicht (!) unter Denkmalschutz stehende historische Theatersaal müsste nicht nur bespielt, sondern auch renoviert werden.

Im Bezirk will man das allerdings nicht so stehen lassen: gegen den Umbau kämpft nicht nur die Vizebezirkschefin der Grünen sondern auch eine Bürgeriniative unter Führung der Autorin und Regisseurin Astrid Kohlmeier, die mit ihrer Plattform www.theateristkeinsupermarkt.at und ihrer Facebook-Seite nun mehr Aufmerksamkeit für das Projekt generieren will. Im September 2012 soll auch ein Protest-Theaterfestival stattfinden, welches die „Versupermarktung der Kunst“ auch künstlerisch thematisiert – die Einnahmen und Spenden kommen dem Erhalt des Theaters zugute. (rmd)

2 Kommentare

  1. pegu

    20. Februar 2012

    ??
    das können die echt nicht machen…! DENKMALSCHUTZ, HALLO?

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  2. Harald Jahn

    20. Februar 2012

    Weitere Infos
    Auf http://www.theateristkeinsupermarkt.at (ohne "wordpress") gibts noch weitere Infos und Fotos zum Theater.

    Reply

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