Neuübernahme: Gaming Museum

Museum für mittelalterliche Rechtsgeschichte

Das Bild ist nicht gerade Vertrauen erweckend: ein relativ unscheinbarer, leicht zu übersehender Abgang im Esterhazypark, über dem riesig groß „Folter“ geschrieben steht. Ein skeptischer Blick die Stiegen hinab endet im Halbdunkel. Will man da wirklich hinunter? Wer es wirklich wagt und seine Urängste überwindet, findet im Foltermuseum ein skurril-schockierendes Stück Edutainment.

 

Horror-Kabinett

Verborgen in einem Bunker aus dem 2. Weltkrieg bietet das „Museum für mittelalterliche Rechtsgeschichte“, auch als Foltermuseum bekannt, mehr als 100 Exponate. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Folterwerkzeuge vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit. Aber auch die Gegenwart wird nicht ausgespart, denn das Kapitel der Folter ist leider kein abgeschlossenes. Das Besondere am Foltermuseum ist allerdings nicht nur die brachiale Thematik, sondern auch die Darstellung der Foltermethoden: diese werden nämlich – Madame Tussauds lässt grüßen – anhand von mehr oder minder lebensechten Puppen veranschaulicht, die allerdings alle schon bessere Tage gesehen haben.

 

Der Bunker

Der Eingangsbereich des 800 Quadratmeter kleinen Museums ist der Information über den Bunker gewidmet: Ein eigens eingerichteter Bombenangriffs-Simulationsraum – eine kleine Kammer, in die Sirenen eingespielt werden – sorgt für den anfänglichen Nervenkitzel. Weiter geht’s zum kleinen Schalter, wo neben den Tickets (€ 6,- bzw. € 4,50 ermäßigt) auch Schokoriegel und Kaugummis verkauft werden. Dann geht’s ab in das schummrige, drückend düstere Halbdunkel der Bunkerräumlichkeiten, die für das Museum adaptiert und umgebaut wurden.

 

Die Geschichte der Folter

In mehreren Kojen wird die Geschichte der Folter Station für Station aufgearbeitet und anschaulich dargestellt. Von Maria Theresias erster Rechtsverordnung, in der die Folter noch wichtiger Bestandteil war, bis zu deren Abschaffung: Hauptaugenmerk liegt in der Ausstellung immer auf Wien und Österreich.

Aber Vorsicht: Während das Museum zu Beginn des Durchganges noch harmlos wirkt – die nachgebaute Gerichtskammer mit den Puppen der Richter und Kläger oder die Puppen von Maria Theresia und Joseph II wirken beinahe unfreiwillig komisch – wird spätestens bei der Darstellung der einzelnen Foltermethoden noch haarsträubend. Auch wenn die Puppen nicht allzu lebensecht aussehen, Dinge wie die Schandflöte, die Mundbirne, verschiedene Folterstühle oder die berühmte Eiserne Jungfrau regen trotzdem die Phantasie an. In diesem Museum wird einem schaudernd bewusst: Die Menschheit ist außerordentlich kreativ, was das Schmerzzufügen betrifft. Die Streckbank, das unfreiwillige Bad in kochendem Wasser, das berühmte Wiener “Bäckerschupfen”, der Pranger und die Guillotine, nichts wird in dem Museum ausgelassen.

 

Folter heute

Während man in diesem Teil des Museums zwischen Lachen und Ekeln pendelt – die Darstellung lässt es kaum anders zu – wird man am Schluss der Ausstellung auf den Boden der Realität zurückgeholt. Die Geschichte der Folter wird schließlich auch heute fortgeschrieben. Vor allem in Kriegsgebieten wird nach wie vor gefoltert. Dieser Sektion ist in dem Museum ebenfalls ein kleiner Bereich gewidmet, der in Zusammenarbeit mit Amnesty International erstellt wurde.

 

STADTBEKANNT meint

Skurril-mitreißende Geisterbahn, Bildungseinrichtung, historischer Schauplatz – dieses Museum ist alles zugleich. Ein ernstes Thema gemischt mit „Edutainment“ und dem bedrückenden Charme eines Bunkers aus dem 2. Weltkrieg – definitiv einen Besuch wert, wenn auch nichts für schwache Nerven!

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