18. Juli 2011

Darf man das Rauchen verbieten?

Die Zeiten für RaucherInnen werden weltweit immer ungemütlicher. In Island wird man vermutlich bald nur noch auf Rezept rauchen können, Neuseeland plant gar ein generelles Rauchverbot. Da stellt sich doch die Frage, kann man das Rauchen einfach so verbieten?

Ein Rauchverbot ist der wohl radikalste Schritt in der, nun auch schon langen, Geschichte des Versuchs seitens öffentlicher Institutionen, in Zusammenwirken mit Teilen der Zivilgesellschaft, das Rauchen zurückzudrängen.

Dieser Krieg gegen das Rauchen, hat in Europa unter anderem Werbeverbote, Warnhinweise auf Packungen, sukzessive Erhöhungen der Tabaksteuern, Rauchverbote an Arbeitsplätzen und NichtraucherInnenschutz in Lokalen gebracht. Tendenziell sind die nordeuropäischen Staaten am strengsten und Österreich mit am wenigsten streng.

Einen Schritt weiter gingen vor einiger Zeit die Grünen, die ein Verbot von Zigarettenautomaten oder eine Initiative für ein generelles Rauchverbot (in Lokalen) forderten.

In Punkto NichtaucherInnenschutz mahlen die Mühlen in Österreich aber sehr langsam und so ist es wenig verwunderlich, dass das Gesetz zum Nichtraucherinnenschutz in Lokalen einerseits immer noch keineswegs überall eingehalten wird, andererseits von Ausnahmeregelungen durchlöchert ist.

Auch hierzulande einen effizienten NichtraucherInnenschutz zu fordern und somit das Recht auf Gesundheit über die individuelle Freiheit zu rauchen wo ich will, wann ich will und wie ich will zu stellen, ist legitim und eine Umsetzung eines entsprechenden Gesetzes auch in Österreich wohl nur mehr eine Frage der Zeit.

Vom Verbot zur Prohibition

Ganz anders liegt die Sachlage beim generellen Verbot des Rauchens. Ein solcher Schritt, der an die Alkoholprohibition erinnert, wurde von RaucherInnen immer wieder befürchtet. Eine ausufernde Verbotspolitik, die Schritt für Schritt das Rauchen verunmöglicht und schließlich ganz verbietet.

Tatsächlich ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die Verbotspolitik scheinbar nirgendwo beim Verbieten des Rauchens in öffentlich zugänglichen Räumen Halt macht. Vielmehr zeigen die Beispiele derjenigen Länder, die schon eine längere Tradition der Antirauchgesetzgebung vorweisen können – hier sind vor allem die angelsächsischen Länder zu nennen – dass zunehmend auch ein Vordringen der Verbotsgesetzgebung in den privaten Bereich, sei es die Wohnung oder das Auto, zu bemerken ist.

Der Grad zwischen Gesundheitspolitik und einer moralisch begründeten Politik der Erziehung zum gesunden Leben, ist ein schmaler. Am besten lässt sich das wohl anhand des Alkohols zeigen, der im Laufe der Geschichte in unzähligen Ländern verboten und später wieder legalisiert wurde.

Damit eine Prohibitionspolitik erfolgreich ist, müssen folgende Voraussetzungen bestehen: Die jeweils als Übel bezeichnete Sucht muss ausreichend lange öffentlich als schädlich gebrandet worden sein. Das muss so lange passieren, bis die Anzahl der KonsumentInnen deutlich reduziert werden konnte und diese zugleich zunehmend mit dem Stigma der Sucht versehen wurden. Sind diese Ziele erreicht lässt sich eine Verbotspolitik argumentieren und es gelingt möglicherweise auch, eine Mehrheit für diese zu organisieren.

Die Prohibition

Die Prohibition greift in die Freiheit der Individuen ein mit dem Ziel, diesen ein besseres und gesünderes Leben zu ermöglichen. Sie hat auf ihrer Seite das starke Argument, dass ein Produkt wie Tabak, würde es heute eingeführt werden, von keiner Gesundheitsbehörde irgendeines Staates genehmigt werden würde. Vielmehr wäre diese, mit Verweis auf die massive Gesundheitsschädlichkeit, verwehrt worden.

Der einzige Grund für die Verbreitung von Tabak liegt im jahrzehntelangen Lug und Trug der Tabakindustrie, die Öffentlichkeit und Behörden täuschte und Generation um Generation an Abhängigen erzeugte. Man könnte also durchaus argumentieren, dass erst das Verbot wieder die Freiheit der KonsumentInnen herstellt, da sich diese niemals freiwillig und bewusst zum Tabakkonsum entschieden hätten.

Die Mafia

Aber so einfach sollte man es sich nicht machen, denn es mag zwar sein, dass die Entscheidung zur Sucht im eigentlichen Sinne keine freie Entscheidung ist, sondern selbst schon Folge der Sucht ist. Aber weder würde sich dafür ein Wahrheitsbeweis erbringen lassen, noch würde es irgendetwas am grundlegenden Problem ändern: Denn es mag ja sein, dass eine Prohibitionspolitik nur das Beste der RaucherInnen will und ohne Zweifel wird es unzählige KonsumentInnen vom Rauchen abhalten. Aber wie bei jeder Droge, wird auch der Tabak nach seinem Verbot nicht einfach verschwinden. Eine breite Industrie steht schon bereit, das Bedürfnis der KonsumentInnen nach Tabak zu befriedigen. Gegen einen entsprechenden Aufpreis versteht sich und mit entsprechendem bewaffneten Schutz um diesem Geschäft auch möglichst ungestört nachgehen zu können. Wir nennen diese Industrie Mafia und sie macht und machte sich historisch überall dort breit, wo sich eine Präventionspolitik nicht mit den Bedürfnissen und Wünschen der KonsumentInnen deckt.

Wer Prohibition sagt muss deshalb auch Mafia sagen und die Stärkung dieser auch in Kauf nehmen. Da niemand auch Mafia sagen will, endet jede Prohibitionspolitik früher oder später wieder mit der Legalisierung. So war es bei Alkohol, so wird es früher oder später bei Drogen sein und so wird es auch dem Tabak ergehen, falls er verboten wird.

Daniel Steinlechner

Mit Fug und Recht: Über Sinn und Unsinn

5 Kommentare

  1. Clara

    18. Juli 2011

    Na super
    Ich hoffe doch sehr, dass das neimals kommt.

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  2. Sandro

    18. Juli 2011

    Vielliecht sollte man es einmal probieren?
    Denn Rauchen funktioniert anders als andere Drogen. Wenn es Verboten ist werden es viele lassen und nicht wieder anfangen – i bet.

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  3. Nadja Gin

    18. Juli 2011

    @Sandro
    Was für ein Schwachfug. Ein Verbot bringt nix, ich würde jedenfalls weiterraucehn und viele andere auch.

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  4. bussi

    18. Juli 2011

    konsequent.
    denke dass auf ca 100 jahre gesehen das rauchen verschwinden wird. aber was kommt nach der zigarette?

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  5. Sandro

    18. Juli 2011

    Das Stockfoto ist ein Traum.
    Wer macht bitte solche Bilder?

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