15. April 2015

Buchtipp: Der einzige Dorfbewohner mit Telefonanschluss

Vom Poetry-Slammer zur vielversprechenden Neuentdeckung

Der in Wien geborene, amtierende Ö-Slam Meister Elias Hirschl, der sich beim heurigen Protestsongcontest unter den Finalisten wiederfand, präsentiert nun mit „Der einzige Dorfbewohner mit Telefonanschluss“ seinen Debütroman. Dieser handelt von einem Autor, Simon Gruber, der über eine kleine Dorfgemeinschaft schreibt. Sein Plan ist es „ein Buch zu verfassen, welches sich signifikant von allen anderen Büchern abheben sollte, ohne dabei so zu wirken als wäre es Absicht“.

Verschwimmende Erzählebenen

Zu Ende des Romans soll der alte Dorfbewohner Stieber an einem Herzinfarkt sterben. Dies führt zu immer mehr Interaktionen zwischen dem Autor und seinen Figuren. Und das obwohl die Staatsanwaltschaft ihm schon zu Anfang durch einen Erlass auferlegt „von literarischen Metaebenen 100 Meter Abstand (entspricht etwa 20 000 Zeilenabständen) zu halten“. Schließlich beginnen die Figuren Simon des Mordes zu verdächtigen. Sie rebellieren und wollen den Autor von seinem Thron stoßen. Während Simon immer mehr bezweifelt schriftstellerischer Fähigkeiten zu haben, bezweifeln die Figuren immer mehr seine Existenz. Schließlich ist es eine Kapuze, die Simon mitteilt, dass der Elektriker in seiner Dissertation sogar die Unmöglichkeit eines Beweises der Existenz Simon Grubers veröffentlichte. Und es dazu sogar schon massig Sekundärliteratur gibt.

Zentrale Satz

„Als Simon Gruber einsah, dass es ihn nicht gab, begann er zu weinen.“ Dieser zentrale Satz hat es nicht nur auf den Buchrücken geschafft, sondern auch gleich auf das dazugehörige Lesezeichen.
Hirschl spielt in seinem gefinkelten Debüt virtuos mit den Erzählebenen. Dieser Roman gehört zweifelsohne auf jede must-read-Liste.

 

Der einzige Dorfbewohner mit Telefonanschluss
Elias Hirschl
Milena Verlag
137 Seiten
Broschur mit Lesezeichen
€ 17,90
ISBN 978-3-90295-022-2

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt