19. September 2017

Buchtipp: Das letzte Jahr

Cover - Das letzte Jahr - Tielsch (c) Edition Atelier

Das letzte Jahr der Unbeschwertheit

Die neunjährige Elfi Zimmermann erlebt das Jahr 1938 vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in einem südmährischen Städtchen, in dem sie geboren wurde. Zu Beginn des Jahres freut sie sich über ihr neues Fahrrad, im Herbst besetzen Hitlers Truppen die Sudetengebiete, und alles beginnt sich zu verändern.
Elfi versteht nicht, warum solche Dinge wie Religion und Muttersprache plötzlich wichtig sind, warum immer mehr ihrer Freunde und Nachbarn plötzlich verschwinden. In dieser Hilflosigkeit wird sie von ihren Eltern alleingelassen, die wohl versuchen, sie nicht zu beunruhigen, die aber auch nicht sehen, wie erwachsen und aufmerksam die kleine Elfi bereits ist. Ilse Tielsch zeigt in ihrem Roman „Das letzte Jahr“ ein in ihren Gedanken und Ängsten alleingelassenes Mädchen, das sich in einer feindselig gewordenen Welt zurechtfinden muss.
Über die Zeit während des Zweiten Weltkriegs wurden viele Romane geschrieben – dass die Autorin Ilse Tielsch für ihr Buch die Phase des grauenhaften Umbruchs zeigt, ist nur ein Grund, warum möglichst viele Menschen „Das letzte Jahr“ lesen sollten.

 

Das letzte Jahr als Erinnerung

Ilse Tielsch, die bereits zahlreiche Romane, Gedichte und Reisebücher veröffentlicht hat und in diesem Jahr mit dem renommierten Franz-Theodor-Csokor-Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wird, wurde 1929 in Auspitz in Mähren geboren. Als die Hitlertruppen im Herbst 1938 die Sudetengebiete besetzten, war die Autorin wie ihre Figur Elfi Zimmermann also selbst neun Jahre alt. Und auch wenn „Das letzte Jahr“ kein rein autobiografischer Roman ist, vieles davon, was sie so eindrucksvoll beschreibt, hat sie selbst erlebt. Das macht das Buch noch beachtenswerter, da darin keinerlei Verbitterung und Werturteile zu finden sind, wie auch Adolf Opel in seinem lesenswerten Nachwort feststellt.
Doch wer denkt, „Das letzte Jahr“ sei ein Jugend- oder gar Kinderbuch, der täuscht gewaltig. Obwohl Elfi erst neun Jahre alt ist, steckt in ihr so viel Weisheit und Lebensmut, wie sie viele Erwachsene ein Leben lang nie erreichen. Sie ist pfiffig und charmant und zeigt auf beinahe jeder Seite, dass es so einfach sein könnte.

 

Fazit

„Das letzte Jahr“ ist ein wichtiges Buch, das wohl genau zur richtigen Zeit erscheint und hoffentlich eine breite Leserschaft findet. Das kenntnisreiche Nachwort von Adolf Opel bringt uns nicht nur die Biografie der Autorin näher, sondern auch eine geschichtliche Einordnung der Handlung.

 

Das letzte Jahr
Ilse Tielsch
Mit einem Nachwort von Adolf Opel
152 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
18,- Euro
ISBN 978-3-903005-33-4
Edition Atelier
Auch als E-Book erhältlich!

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