Stadtspaziergang Josefstadt

Wer meint, bei so einem Titel könne der Spaziergang wohl höchstens über den nächtlichen Gürtel führen, der täuscht sich gewaltig. In Wahrheit nämlich startet die ominöse Suche auf dem Josefstädter Teil der Lerchenfelder Straße – mit Morgensport im ÖGV Kletterzentrum.

Klettern macht munter

Um 10:00 Uhr vormittags öffnet das Kletterzentrum seine Pforten, austoben kann man sich an einer 17m hohen Vorstiegswand und in mehreren Boulderräumen. An die Kletterhallen angeschlossen ist außerdem ein Ausrüstungsverleih, wo sich Einsteiger Schuhe, Gurte und Sicherungsgeräte ausborgen können. Allen, die gerne ohne Platzangst klettern, sei gesagt: Früh kommen lohnt sich.

Nach dem Klettern genießen wir eine erfrischende Dusche und schlüpfen befreit von Schweiß und Magnesium-Rückständen ins Gewand. “Hunger”, schreit der Magen. Doch davor lohnt es sich, noch ein wenig das Grätzl zu erkunden. Bücherfans stöbern ein wenig in den Läden links und rechts des Kletterzentrums, ehe sie ihre Beine stadteinwärts schleppen.

Fair Trade und gute Laune

Kurz nachdem wir die Piaristengasse gequert haben, entdecken wir zu unserer Linken einen freundlichen Laden, der so richtig gute Laune verbreitet. Es ist der wohlbekannte Weltladen der EZA Fairer Handel. Ob kunstvoll besticktes oder gefärbtes Gewand, handgemachte Töpferwaren, Schmuck, natürliche Kosmetika oder Lebensmittel – alles wird unter fairen Bedingungen hergestellt und gehandelt. Auch auf ökologische Nachhaltigkeit legt man im Weltladen großen Wert und beweist damit Respekt vor Mensch und Natur. Ein wunderschöner Laden, wo Idee und Gestaltung harmonisch zusammenfließen.

Der Weg zum Futtertrog

Allmählich werden wir hungriger. Wir zweigen ab in die idyllisch-abgelegene Neudeggergasse und tauchen ein in ein Stück altes Wien: niedrige Barock- und Biedermeierhäuser reihen sich hier aneinander, ab und zu durchbrochen von moderneren Bauwerken. Hier stand einst die Synagoge Neudeggergasse, ein Architekturjuwel im gotischen Stil, die 1938 der Zerstörungswut der Nazis zum Opfer fiel. Die Neudeggergasse gehört zum Bezirksteil St.Ulrich, einem Grätzl, das größtenteils dem siebten Wiener Gemeindebezirk zuzuordnen ist.

Am Ende der kurzen Gasse setzen wir den Weg in der Feldgasse fort. Nun heißt es, schnell die Energiereserven wieder auffüllen! Besonders gut lässt sich dies im Café Strozzi bewerkstelligen. Das gemütliche alteingesessene Café Strozzi an der Kreuzung Strozzigasse / Zeltgasse bietet Frühstück bis 15:00 Uhr, anständigen Kaffee und klassische Küche österreichischen Einschlags. Brote, Toasts und Salate vervollkommnen das Angebot. Im Sommer lädt ein Gastgarten zum Verweilen und Plaudern ein.

I wer narrisch!

Schon beim Essen bemerken aufmerksame Fußballfreunde den gegenüber dem Café Strozzi gelegenen Fan-Shop Strobl. Es handelt sich hierbei um einen Laden für Fußball-Zubehör, der ein ganzes Ecklokal füllt. Nach der Mahlzeit muss die Neugier sofort gestillt werden! Wir betreten den Fan-Shop und stellen fest, dass hier wohl Anhänger beinahe aller Clubs und Nationen fündig werden. Ob Nationaldressen, Bayern-München- , Barcelona- oder Rapid-Trikots, WM-Bälle oder Schiedsrichterpfeiferl, das Fußballherz lacht.

Für Spielernaturen

Lust auf spielen? Kein Problem im La Boule in der Pfeilgasse 8, gelegen in unmittelbarer Nähe des Café Strozzi. Von 18:00 bis 02:00 Uhr morgens kann man sich in diesem unkomplizierten, studentisch geprägten Lokal bei Billard, Dart, Wuzzeln, Fußball schauen oder Brettspielen amüsieren. Verwöhnte und Genießer gönnen sich dazu den einen oder anderen Cocktail. Puristen trinken ein Bier. Und wenn man nicht schon mit seiner eigenen Freunde-Partie hier hereinschneit – Gesellschaft und Mitspieler findet man immer im La Boule.

Der lange Weg zum G-Punkt

Die Nacht ist da, und die Reise geht weiter – zum Café G-Punkt in der Stolzenthalergasse 26. Das skurrile, urige Café-Beisl erreicht man, indem man der Pfeilgasse (ehemals “Neue Gasse im Sack”) in Richtung Gürtel folgt und dann rechts in die Stolzenthalergasse einbiegt.

Auf dem Weg durchquert man den Tigerpark, der vor allem Anrainern als Grünoase dient. Der Park ist zwar klein, bietet aber trotzdem ausreichend Sitzgelegenheiten mit Tischen und Bänken. Dank Tischtennistisch und Spielplatz kann es hier auch spielerisch zugehen. Wissenswert: Direkt unter dem Park befindet sich eine Tiefgarage.

Wer Zeit und Muße hat, sollte übrigens die Gelegenheit nutzen, ein wenig in die Lerchengasse hineinzuschnuppern. Oft als unauffällig verkannt, findet sich in dieser Gasse nämlich ein weißes Gebäude, das mit seiner niedrigen Statur auf sich aufmerksam macht. Das Mietshaus “zum weißen Engel” mit der Nummer 18 wurde 1727 errichtet und steht unter Denkmalschutz. Jugendstil-Ornamente der Otto-Wagner-Schule zieren seine Außenfassade.

Das Ende der Suche

Nun ist es nicht mehr weit. Noch ein paar Häuserblocks, und das vielsagende Außenschild unseres hehren Ziels lacht uns entgegen. Es warten Bier vom Fass, höhlenartig gemütliches Ambiente, Musik und Pub-Food. Ist der G-Punkt einmal gefunden, kann man hier bis 04:00 Uhr morgens verweilen, nur sonntags schließt das Lokal zwei Stunden früher. Zum Heimfahren mit der Nacht-U-Bahn praktisch: Die U6-Station Josefstädter Straße liegt unweit des Café G-Punkt!

 

Stadtspaziergang Josefstadt – Auf der Suche nach dem G-Punkt

 

Route

– Ausgangspunkt: Durchgang Lerchenfelder Straße 13
– links die Lerchenfelder Straße entlang, rechts in die Neudeggergasse, links in die Pfeilgasse
– geradeaus die Pfeilgasse entlang, man kreuzt die Lerchengasse, Tigergasse, Albertgasse bis man fast am Ende der Pfeilgasse rechts in die Stolzenthalergasse abbiegt
– die Stolzenthalergasse geradeaus, danach links in die Josefstädter Straße bis man zur U6 Josefstädter Straße gelangt
– Endpunkt: U6 Josefstädter Straße

 

Hotspots

ÖGV Kletterzentrum – Lerchenfelder Straße 28
Weltladen – Lerchenfelder Straße 18-24
Neudeggergasse, Synagoge
Café Strozzi – Strozzigasse 24
Fan-Shop Strobl – Strozzigasse 22
La Boule – Pfeilgasse 8
Tigerpark
Café G-Punkt – Stolzenthalergasse 26
U-Bahn Station Josefstädter Straße

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