18. Mai 2010

Apples IPAD die nächste Technik Revolution?

Das Smart Auto war so ein Fall. Zu klein um ein richtiges Auto zu sein und zu groß für ein Motorrad. Mir war immer unklar wozu man sich so ein Gefährt zulegen sollte, bis es mir mit einem Mal schlagartig klar wurde. Der Smart ist das Dritt-, oder Viertauto für wohlsituierte Familien. Wenn die Strecke kurz ist, wird dann eben auf das Smart, statt auf das Zweitauto zurückgegriffen.

Ähnlich könnte es auch mit dem iPad sein, nach Heim PC, Laptop, Netbook und Smartphone ermuntert uns Steve Jobs uns unbedingt ein weiteres Gadget zuzulegen.

Die Vorfreude im Vorfeld war unbeschreiblich. Twitter, Facebook und Co. wurden überschwemmt mit immer neuen Gerüchten. Die Apple Jünger in aller Welt freuten sich wie kleine Kinder auf die Weihnachtsbescherung und die etablierten Medien ergingen sich in Überlegungen ob das iPad den PC killen wird.

Die Vorfreude war so groß, dass Enttäuschungen vorprogrammiert waren. Viele Apple Fans konnten offenbar nur schwer damit umgehen, dass nicht jedes Gerücht das irgendwo im Internet zu lesen ist notwendigerweise auch tatsächlich von Apple umgesetzt wird. Egal für Apple denen der Hype im Vorfeld wohl ebenso nützt wie das Bashing nach der Präsentation.

Also gleich vorab, man kann mit dem iPad weder kochen, noch Kaffe machen und auch ein integrierter Teilchenbeschleuniger oder Laser lassen weiter auf sich warten. Aussehen tut das Gerät wie ein sehr großes Iphone und wird auch ganz ähnlich bedient. Allerdings ist der Rand sehr viel breiter als beim iPhone, was dem gerät einen für Apple ungewöhnlichen Look verleiht. Wie beim Iphone kippt der Bildschirm bei einer Drehung des Gerätes. Ein reibungsloses Wechseln zwischen Hoch- und Breitformat ist gegeben. Wie das iPhone wird auch das Ipad mittels eines Touchscreens bedient.

Schon der Name hat vor allem im englischsprachigen Raum für Erheiterung gesorgt. Pad bedeutet dort nämlich auch Damenbinde, billige Lacher waren also vorprogrammiert. Es ist aber wohl naiv anzunehmen Apple hätte das bei der Namensfindung nicht mitbedacht. Die Ähnlichkeit mit der sonstigen Produktpalette von ibook über iPod bis iPhone etc. war aber offenbar wichtiger.

Was kann das iPad?
Ausgestattet mit einem 1GHz Prozessor, 16,32 oder 64 GB Flash Speicher einem 9,7 Zoll Monitor und einem Gewicht von 680 Gramm geht das iPad ins Rennen. Die 16 GB Version mit Wifi Internetzugang soll es ab 499 Dollar geben, die teuerste Version mit 64 GB und zusätzlichem 3G Zugang schlägt mit 829 Dollar zu Buche. Bei Apple ist wohl davon auszugehen, dass wie schon bei bisherigen Produkten die Umrechnung Dollar-Euro nicht unbedingt zugunsten Europäischer KonsumentInnen erfolgt.

Was kann das iPad noch?
Nahezu alle Apps für iPhone und iPod sollen auch auf dem iPad laufen, auch sollen die Apps frei zwischen den verschiednen Plattformen (iPhone, iPad etc.) austauschbar sein. Die inzwischen 140000 Apps waren schon ein gewichtiger Grund sich ein iPhone zuzulegen und Apple gelingt es sich dadurch einen Startvorteil gegenüber der Konkurrenz herauszuarbeiten die all diese Apps nicht hat. Es wird auch eigene Apps fürs iPad geben, darunter eine Version von iwork die auf die speziellen Bedürfnisse bei der Texteingabe mittels Touchscreen optimiert sein soll. Ähnlich wie damals bei der Einführung der Playstation 2, als es Sony gelang sich einen Vorsprung durch die weitere Verwendbarkeit aller bisherigen Spiele herauszuholen, operiert jetzt auch Apple. Über die irrsten Applications und sonstige Seltsamkeiten haben wir ja schon ausführlich berichtet. 

Zusätzlich wird das iPad mit einem ebook Reader ausgestattet sein, der auf eine an itunes angelehnte Onlinedatenbank die ibooks heißen soll, zugreifen wird. Zahlreiche namhafte US-Verlage wie beispielsweise Penguin Books haben bereits ihre Zusammenarbeit angekündigt. Nach dem sensationellen Erfolg von Amazon mit dem Kindle, dank dem es zuletzt sogar gelang mehr ebooks als herkömmliche Bücher zu verkaufen, war es nur eine Frage der Zeit bis sich Apple diesem Zukunftsmarkt annehmen würde. Bei Amazon ist die Frucht vor dem iPad deshalb wohl am größten, weswegen es nur wenig überraschen kann, dass wenige Tage vor der Präsentation des iPads, eigene Apps für den Kindle angekündigt wurden. Mit ibooks kopiert Apple das Erfolgsmodell von itunes und insbesondere die dahinsiechende Zeitungsbranche kann es offenbar kaum erwarten ihre einst stolzen Zeitungen in Applications zu verwandeln. Das billigste iPad wird in etwa gleich teuer wie der teuerste Kindle werden. Im Gegensatz zu diesem aber über einen Farbmonitor und einen „echten“ Webbrowser verfügen. Schlechte Nachrichten auch für Buchhandlungen die sich wohl ebenso wie schon zuvor Cd-Läden auf eine spezielle KundInnenschicht, die auch weiterhin das gedruckte dem digitalisierten Wort vorzieht, oder aus Statusgrüdnen auf eine gutgefüllte Bibliothek wert legt, umsatteln wird müssen.

Was stört?
Neben den bereist vom iPhone bekannten Problemen, wie immer noch fehlendes Multitasking und die fehlende Unterstützung von Flash stört auch einiges sonst am iPad. Das iPad ist kein Handy und kein Laptop und eigentlich auch kein ebook Reader. Die Frage ist also welches bisherige Gerät kann das iPad ersetzen, oder ist es nur ein weiteres zusätzliches Gerät? Beim Ereader scheiden sich in dieser Frage die Geister.

Bei der Präsentation wurde die New York Times auf dem Gerät dargestellt und es war in der Tat beeindruckend. Die optische Aufmachung erinnert an eine Zeitung inklusive Umblättern, aber mit allen Features des Internets, von Zoomen, über Video Abspielen bis zu zusätzlichen Fotogaleries. Dem gegenüber steht aber das Bücher schlechter lesbar als auf herkömmlichen Ereadern sein sollen.

Noch viel unsicherer ist ob das iPad den Laptop ersetzen kann. Da es sich bei dem Gerät definitiv um kein Telefon handelt und es auch bei weitem zu groß und unhandlich wäre, stellt sich die Frage ob das iPad das Handy ersetzen wird erst gar nicht. Beim Laptop spricht auch einiges dagegen. Da wäre zunächst die Touchscreen Tastatur die zwar bei weitem größer als auf dem iPhone ausfällt, aber doch nicht groß genug ist um ein 10 Fingersystem anzuwenden. Eine zusätzliche Tastatur wird sich also zulegen müssen, wer tatsächlich mit dem Gerät arbeiten will. Auch verhindert die Tatsache das das Gerät auf der rückseite nicht völlig flach ist ein effizientes Arbeiten. Fehlens Flash, mangelhafte Ausstattung mit Anschlüssen und die fehlende Kamera tun ihr übriges, um das Gerät mangelhaft für den Arbeitseinsatz erscheinen zu lassen.

Was bringts?
Es wird also schnell klar, dass das iPad zunächst wohl ausschließlich vom Hype leben wird. An KäuferInnen wird es sicher trotzdem nicht fehlen und viele werden bereit sein Geld in das neue Produkt zu investieren. Was diesmal wohl auch daran liegt, dass das Produkt für ein Apple Produkt relativ günstig ist. Der iPad wird den Ebook Readern endgültig zum Durchbruch verhelfen und sei vielleicht auch s
chon wieder verdrängen, auch den klassischen Videospielkonsolen wird wohl heftige Konkurrenz gemacht. Apples Firmenpolitik, die immer mehr an die alte Microsoft Politik erinnert, wird mit ibooks ähnlich schöne Renditen wie zuvor schon bei iTunes ermöglichen. Das dabei wieder auf ein geschlossenes System innerhalb dessen Apple letztlich schalten und walten kann wie es ihnen beliebt gesetzt wird, wird dennoch viele potentielle UserInnen abschrecken. Geschlossenes System heißt es auch für Apps die nicht aus dem App Store kommen, sie werden auf dem iPad nicht laufen.

Man sollte nicht den Fehler machen das Produkt wegen der Geburtswehen bereits abzuschreiben. Sollte es Apple nämlich gelingen einen Massenmarkt für das iPad zu erschließen, dann werden andere Firmen bald nachziehen und auch das iPad schon in der nächsten Generation vermutlich deutlich verbessert sein. Dann sehen wir wohl jetzt gerade, wie sich unsere Vorstellung von dem was ein PC ist gerade grundlegend verändert. Hat schon das Smartphone unsere bisherige Vorstellung davon revolutioniert so wird das mit dem iPad kaum anders sein. Das iPad ist vielleicht der Abschied von unserer Vorstellung Tatstaur –Maus-Bildschirm-Prozessor. Zumindest wenn die Stimmeingabe endlich perfektioniert wird, aber in diesem Bereich macht Apples Konkurrent Google ja bereits große Fortschritte.

Das iPad könnte in er Tat den Druchbruch für eine Technologie bringen, die es prinzipiell schon seit 10 Jahren gibt die bisher aber niemand wirklich zu nutzen wusste. Hier sei nur an die zahlreichen Palmtops erinnert.

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