14. Oktober 2011

Wiens erstes WG-Haus

Während man in der Stadtforschung schon seit Jahren vom Wandel der urbanen Milieus und Lebensstile  und den damit verknüpften neuen Wohnformen spricht, hat es doch einige Zeit in Wien gedauert bist das erst WG-Haus errichtet wurde, nun ist es soweit. Ein Bericht über Zahlen, Fakten und das WG-Leben im Web 2.0 und neue Wohnformen.

Neue Wohnformen

Das Projekt des österreichischen Siedlungswerks (ÖSW) kann als bislang singuläres Projekt dieser Art bezeichnet werden. Obwohl es in Wien schon zahlreiche Wohnprojekte gibt die man unter dem Namen „Themensiedlungen“ zusammenfassen kann, gab es bislang keine WG-Häuser. Das Projekt hat nämlich nicht viel mit den zahlreichen Studentenwohnheimen der Stadt gemein.

Damit reiht sich CITYCOM2 in innovative Wohnbauprojekte wie die Bike City, die Autofreie Mustersiedlung, intergenerative Wohnbausiedlungen oder Projekte wie die Frauenwerkstatt, ein. Über die geglückte Realisierung der eben genannten Beispiele soll an anderer Stelle noch diskutiert werden.

Wohnbauprojekte wie CITYCOM2 sind auch in Hinblick auf Nachhaltigkeit interessant. Der Vorteil eines Wohnprojekts in dem relative viele Menschen auf engem Raum leben ist nämlich auch seine Energieeffizienz. Diese neue Wohnform gibt auch eine Antwort auf die Frage, wie man den Energieverbrauch in Städten senken kann. Auch in Hinblick auf den ökologischen Fußabdruck, denn desto mehr Wohnraum pro Person in Städten gebraucht wird, umso mehr Energie wird verbraucht. Neue Wohnformen wie das WG-Haus geben auch eine Antwort auf die Frage wie Menschen die zu den neuen urbanen Milieus und damit auch der immer größer werdenden Zahl an Singlehaushalten zählen, leben möchten. Das WG-Leben ist nämlich nicht nur für StudentInnen und jüngere Menschen eine attraktive Wohnform, sondern auch für all jene Singles die nicht alleine wohnen möchten. Auch im Hinblick auf Alters-WGs ist das Konzept für die Zukunft relevant.

Das Konzept

Das Konzept das hinter dem Projekt steht ist möglichst günstig qualitativ hochwertigen Wohnraum für Menschen zu schaffen. Um das Ziel – günstigen Wohnraum anzubieten – zu erreichen wurde mit einer besonders ökonomischen Bauweise und damit verknüpft einem niedrigen Energieverbrauch gebaut. Das Projekt CITYCOM2 des österreichischen Siedlungswerks (ÖSW) wurde vom Architektenbüro BEHF entworfen. An der Projektentwicklung war ein interdisziplinäres Team von ArchitektInnen, DesginerInnen und einem Soziologen beteiligt. Auch die Herangehensweise bei der Projektentwicklung kann als Novum bezeichnet werden. Es wurde sowohl viele verschiedene Marketingstrategien ersonnen, als auch eine sozialwissenschaftliche fachliche Beratung miteinbezogen.

WG-Leben im Web 2.0

Um so etwas wie eine Community zu schaffen wird nicht nur der rege Austausch der zukünftigen BewohnerInnen auf Facebook vom Bauträger gefördert, sondern es fanden in regelmäßigen Abständen „get together“ Treffen statt, bei denen die InteressentInnen sich und ihr zukünftiges Zuhause kennen lernen konnten. Auf der Baustelle konnte man dann auch die erste Muster WGs in Augenschein nehmen.

Fakten

Auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs entstehen 42 Wohngemeinschaften und 98 gefördert Wohnungen. Die MieterInnen der WGs können selbst entscheiden ob sie in einer drei bis sechs Personen Wohngemeinschaft leben möchten. Wer sich für diese Wohnform entscheidet – dies aber ohne Gleichgesinnte mitzubringen, hat die Möglichkeit bei so genannten „roomie lounges“ seine potentiellen MitbewohnerInnen kennen zu lernen. Die Wohnungen wurden so angelegt, dass alle WG-Zimmer ungefähr gleich groß sind, getrennt begehbar und mittels eines Schlüssels versperrbar. Jede WG verfügt über eine gemeinsame Wohnküche, wobei diese bei einer 3er WG 46 m² und bei einer 6 WG 87m² hat. Die Gemeinschaftsräume in den Wohngemeinschaft wurde so großzügig angelegt, dass genug Raum für Kommunikation und Arbeit vorhanden ist. Auch außerhalb der WGs gibt es ein großzügiges Angebot an Gemeinschaftsräumen die für alle MieterInnen zugänglich sind, wie eine Sauna, eine Fahrradwerkstatt und ein Café.

Ausblick

Wie auch bei anderen Themensiedlungen der Stadt darf man gespannt bleiben wie das Projekt in der Realisierung dann aussieht und von seinen BewohnerInnen angenommen wird. Zwischen der Konzeption und Umsetzung solcher meist sehr ambitionierter Projekte besteht nämlich oftmals eine Differenz.

signatur_cornelia.jpg Cornelia Dlabaja

Verloren in der Stadt: Auf Entdeckungsreise im Asphaltdschungel

1 Kommentar

  1. Marie

    15. Oktober 2011

    Das klingt
    Einfach großartig! Von wegen einsam im Alter und so. Wurde Zeit! Dass das Leben in Wohngemeinschaften (mit den richtigen Leuten) wunderbar ist, müsste ja mittlerweile als Tatsache durchgehen.

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