15. Februar 2011

Wiens Stadtmöblierung

Wie man es sich im Stadtraum einrichtet so lebt man, Gedanken über Wiens Stadtmöblierung. Wir gehen der Frage nach:

Wie ist Wiens Stadtraum eigentlich möbliert und  welche Unterschiede gibt es in den verschiedenen Teilen der Stadt bei der Möblierung?

Zu allererst aber geht es darum, was Stadtmöbel eigentlich sind. Darauf folgt eine Analyse der Stadtmöbel an einigen prominenten Plätzen und in einigen Stadtteilen.

Was sind Stadtmöbel?

Dieser Fachterminus stammt aus der Raumplanung und Architektur und bezeichnet die Möblierung des Stadtraums. Viele Objekte und Einrichtungen die sich im Stadtraum befinden, sind Stadtmöbel. Diese grenzen sich klar von Gebäuden ab, sowohl durch ihre Größe als auch dadurch, dass sie Teil des Stadtraums sind. Sowohl Parkbänke, Litfasssäulen, Blumenbeete, Verkehrschilder, Skulpturen, Beleuchtungskörper, Telefonzellen, Bodenbelege, als auch die Enzis im MQ. Stadtmöbel werden in Straßen, Plätzen und Gassen platziert. Sie sind meist mit einer klaren Funktion verknüpft, ähnlich wie Möbeln im klassischen Sinne. Nur erfüllen sie eben andere Funktionen die in der Stadt wichtig sind, wie die Abfallentsorgung, Beleuchtung oder als Orientierungshilfe. Die NutzerInnen der Stadtmöbel sind all jene die den Stadtraum bevölkern. Nur ein kleiner Teil erfüllt vorrangig dekorative Zwecke.

Denkt man das Konzept der Stadtmöbel zu Ende, dann können die Werke der Street Art Künstler und aus der Graffiti-Szene als Wanddekor betrachtet werden, oder die Klebe -Graffitis gar als Tapezierung des Stadtraums.

Stadtmarketing und Stadtmöblierung

Die Enzis im MQ

Spätestens seit der Erfindung der Enzis und Enzos können sich die WienerInnen etwas unter Stadtmöbeln vorstellen. Die bunten Sitzgelegenheiten aus dem Museumsquartier erfüllen nicht nur eine Funktion, sondern sind zum Symbol für das neue urbane Wien und die aufblühende Wiener Kulturszene geworden. Jeder liebt die Enzis und findet sie schick. Sie wurden von den PPAG Architekten aus der Gumpendorferstraße entworfen.

Stadtmöblierung im ersten Bezirk

Auch hier erfüllt die Stadtmöblierung nicht nur einen funktionalen Zweck, sondern ist mit einem bestimmten Image verknüpft, nämlich der traditionellen Seite Wiens. Bei der Neugestaltung der Fußgängerzone im Ersten ging das soweit, dass Ursula Stenzel gegen die Anbringung der geplanten modernen Beleuchtungskörper intervenierte und sich durchsetzte. Statt neuer modernen Beleuchtungskörpers wurden die alten leicht adaptiert. Das Bild des alten musealen Wiens sollte erhalten bleiben, so bekam der Bodenbelag der Wiener Altstadt ein neues Gesicht, mit alten Laternen.

Der Schwarzenbergplatz

Auch hier spielt nicht nur die missglückte Gesamtgestaltung des Platzes eine Rolle, sondern auch die Beleuchtungskörper, die wie Speerspitzen aus dem Beton ragen. Auf dem gesamten Platz gibt es keine Sitzmöbel oder eine Begrünung, mit Ausnahme des Heldendenkmals der Roten Armee. Einzieger Trost bleibt der Springbrunnen, der der Umgestaltung nicht zum Opfer gefallen ist. Man hat das Gefühl, dass der Platz so gestaltet wurde, dass niemand auf die Idee kommt sich dort aufzuhalten.

Brunnenviertel

Wer kennt sie nicht die orange Palme in der Brunnengasse und die neu gestalteten blau-grünen Marktstände von dem Architekten Duo Macezek- Mateovics, oder die neuen grün orangen Sitzgelegenheiten? Auch sie haben das Gesicht des Viertels nachhaltig verändert. Ebenso wie die Sockelsanierung, die vielen neuen hippen Lokale und der umgestaltete Yppenplatz.

Die Hinterbühnen Wiens

Natürlich könnte die Liste der schicken Stadtmöblierungen Wiens nun noch erweitert werden, beispielsweise um die Mariahilfer Straße, oder die Vielzahl an neuen Platzgestaltungen in den inneren Bezirken.

Wie ist es aber in den anderen Teilen Wiens so um die Möblierung des Stadtraums beschaffen?

Reumannplatz

Ein bekanntes Beispiel Wiens Stiefkinder in der Stadtmöblierung ist einer der belebtesten Plätze Wiens im 10. Wiener Gemeindebezirk, der Reumannplatz. Es bewegen sich dort viele Menschen, die dicht aneinander gedrängt ihren Einkäufen nachgehen oder am Weg nach Hause sind. Von einer Platzgestaltung kann hier nicht die Rede sein. Der Ort gleicht eher einem Asphaltjungle, einer zufälligen Anhäufung von Stadtmöbeln aus den 60er bis 90er Jahren. Liest man auf der Homepage der Gebietsbetreuung von Favoriten nach, heißt es dort, dass schon 2016 Abhilfe geschaffen werden soll.

Leben im Gemeindebau

Natürlich spielten Stadtmöbel auch im Gemeindebau eine wichtige Rolle. In den letzten Jahren wurden Teile der Gemeindebauten nach und nach saniert. Stattet man allerdings den sanierungsbedürftigen sozialen Wohnbauten einen Besuch ab, zeigt sich oft ein Bild des Grauens. Gerade in Gemeindebauten die nur kleine Innenhöfe haben, stehen im Zentrum meist Mistkübel, ein paar vereinsamte Verbotsschilder, die von desolaten Spielgeräten umringt werden. Hier gäbe es Handlungsbedarf für die Stadtplanung.

Fazit

Stadtmöbel sind oft nicht nur mit einer praktischen Funktion verknüpft, sondern auch mit einem Image das sie erzeugen. In Wien scheint auf die Möblierung des Stadtraums ein unterschiedlich hohes Augenmerk gelegt zu werden, je nach dem ob es sich um einen Stadtraum im Zentrum, einen Teil eines Stadtentwicklungsgebiets der um die Randzonen der Stadt handelt.

Cornelia Dlabaja

Verloren in der Stadt: Auf Entdeckungsreise im Asphaltdschungel

6 Kommentare

  1. Susi

    15. Februar 2011

    weitere schöne Plätze
    Da fallen mir noch andere Beispiele ein, wie Christian Broda Platz am Ende der inneren Mariahilferstraße. Echt ein Graus. Ein Meer von roten Metallstangen…

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  2. Patrick

    15. Februar 2011

    @susi
    Der Broda Platz ist so ziemlich die schlimmste Stadtverunstaltung, neben Viertel2 vielleicht.

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  3. jehova

    15. Februar 2011

    @susi
    ^der "yachthafen" ist eigentlich garnicht so schlecht, man kann dort immerhin sitzen.

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  4. Marie

    15. Februar 2011

    Reumannplatz
    Wow schon 2016 nicht schlecht.

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  5. Graf Schwarzenberg

    15. Februar 2011

    Im Bezug auf den Schwarzenbergplatz
    kann ich nur zustimmen, ein Graus dieser Platz. Schade drum, viel Platz wäre ja eigentlich.

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  6. think

    29. Dezember 2011

    enzo flop
    in den enzos steht bei regen das wasser. die plastikfläche wird durch das gewicht der nutzer eingedrückt und das wasser kann nicht abfliessen. dafür halten sie länger haha.

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