8. August 2013

Wiens Sichtachsen

Reichsbrücke (c) STADTBEKANNT

Welche sind Wiens schönste Sichtachsen? 

Manchmal ergibt sich ein überraschender Blick, wenn man durch eine Stadt schlendert. Plötzlich umrahmen zwei Häuserfronten ein Bauwerk, am Ende einer engen Gasse blinzelt ein Berg durch, man fährt unvermittelt kerzengerade auf etwas Sehenswertes zu. Und weil man nicht damit gerechnet hat, wirkt dieser Blickwinkel ganz besonders schön. Und man ist sich in diesem Moment sicher, dass noch nie jemand anderer genau diesen Blick hatte. Oder fast niemand. Die besten Sichtachsen Wiens zusammengefasst:

Reichsbrücke: Fährt man stadteinwärts über diese erhöhte Brücke, sieht man kerzengerade auf den Stephansdom. Hier hat man den vielleicht mächtigsten Blick auf das Wahrzeichen. Stadtauswärts fahrend wächst, wenn man den Brückenbogen hinaufzuckelt – es gilt hier ohnehin eine 50er-Beschränkung und am höchsten Punkt der Reichsbrücke steht gerne die geschwindigkeitsmessende Polizei –, die Donau City aus dem Boden, mit all ihren Towers und der UNO-City. Die A22 (Donauuferautobahn) wurde 1993 links der Reichsbrücke überplattet, rechts davon zwischen 1994 und 1996. So kam Wien zum Kaisermühlentunnel (hier gilt übrigens eine 80er-Section-Control-ganz-böse-Beschränkung) und Aussichtsfanatiker zu einem möglichen Aussichtskarusell auf der Reichsbrücke. Achtung: Wenden ist an beiden Enden der Brücke verboten.

Praterbrücke: Von Transdanubien (also dem 22. Bezirk) kommend, sieht man an klaren Tagen den mächtigen Schneeberg in der Landschaft hocken. Dieser östlichste 2000er der Alpen zählt zu den Wiener Hausbergen, obwohl er das nicht gerne hört, und ist mit einer Dominanz (also wieweit er gut sichtbar ist) von fünfzig Kilometern die österreichische Nummer zwei nach dem Großglockner. Das gilt aber nur nach Westen – denn die Praterbrücke ist sogar siebzig Kilometer entfernt.

Praterhauptallee: Im Wiener Prater, also mitten in der Natur, durch die riesige Prater Hauptallee schlendernd, sieht man herrlich auf die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Genauer, auf den von Wienern „Zwiebelturm“ genannten Schornstein. Der wurde, wie die gesamte Fassade der Anlage, in den 1980ern von Friedensreich Hundertwasser geplant und gilt mittlerweile als Sehenswürdigkeit. Wenn das nicht Wien ist. Im japanischen Osaka fand diese Gestaltung einer Müllverbrennung sogar einen Nachahmer.

Johnstraße: Wer die Johnstraße bergab fährt, dem eröffnet sich gleich nach dem leichten Knick bei der Märzstraße ein prächtiger Blick auf Schloss Schönbrunn und die Gloriette. Umgekehrt sieht man von der Gloriette sehr schön auf die Johnstraße. Was aber weniger berührend ist. Südautobahn: Die letzten Meter der A2 (Südautobahn) nach Wien bieten einen perfekten Blick auf die Hochhäuser des Wienerbergs. Bei der richtigen Sonneneinstrahlung sogar mit Blitzen und Funkeln.

Untere Donaustraße: Das ist zwar keine richtige Sichtachse, gehört aber erwähnt: Fährt man stadteinwärts am linken Donaukanalufer entlang, öffnet sich ab der Franzensbrücke ein wunderschönes Bild auf den einmündenden Wienfluss, die Urania selbst und die Häuserfassaden des Franz-Josefs-Kais. Und den Stephansdom.


„Darf’s a bisserl mehr sein?“

Weitere Fragen zu Wien und deren interessante Antworten findest du in Wann verlor das Riesenrad seine Waggons? von Axel N. Halbhuber erschienen im Metroverlag.

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