27. November 2011

Wiener Planungsdesaster – Die Donau City

Dass Wien in den letzten Jahren ein heißes Pflaster geworden ist, was Stadtentwicklungs- und Erweiterungsgebiete anbelangt, ist wohl bekannt, selbiges gilt dank der vielen geplanten Stadterweiterungsgebiete auch für die nächsten 20 bis 30 Jahre. Mittlerweile gibt es unzählige Planungs- und Stadterweiterungsprojekte, die als Public Private Partnership entstanden oder geplant sind. Stadtbekannt resümiert über Projekte der letzen 20 Jahre, die die "Skyline von Wien" nachhaltig geprägt haben und die bis heute aufgrund ihrer Realisierung umstritten geblieben sind.

Den Anfang in dieser Reihe macht die sogenannte "Donauplatte", auch bekannt als Donau City.

Die Donauplatte/ Donau City

Eine Ausgeburt an Planungskunst, sowohl was Architektur, als auch Thermik anbelangt, ist die Donauplatte. Sie ist sicherlich das herausragendste Beispiel dafür, wie man gemeinschaftliche Freiräume und halböffentliche Räume nicht gestalten sollte, und dafür, wie groß die Differenz zwischen einem Konzept und seiner Realisierung sein kann. Der Stadtteil, der sich aus einem Ensemble aus Hochhäusern und versiegelten Freiflächen  zusammensetzt, war nämlich ursprünglich etwas anders konzipiert worden.

Platz nehmen unerwünscht!

Schon beim Betreten der Donauplatte bekommt man ein wohlig heimeliges Gefühl, denn man findet sich in einer Betonwüste wieder. Sitzgelegenheiten? Fehlanzeige! Bepflanzungen? Gibt es hier nicht – und überhaupt, wozu sollten diese gut sein? Schließlich soll die Platte, neben der Uno-City beheimatet, ja in einen repräsentativen Rahmen eingebettet sein, denn hier ist ja ein Sitz der Strabag beheimatet. Dass auf dem Komplex Wohnbauten stehen, wirkt eher wie ein unbeabsichtigter Zufall, aber nicht gewollt.

Mein Block, mein Käfig, da bin ich zuhause

Noch viel verstörender ist aber die Gestaltung des Freiraums bei einem der Wohnbauten. Dieser ist in einer Vertiefung errichtet worden, in welcher sich ein großzügig angelegter Spielplatz für Kleinkinder und Kinder befindet. Er wirkt wie der Innenhof eines Gefängnisses und erinnert ein wenig an ein Panopticon, das von allen Seiten einsehbar und damit überwachbar ist. Dies hängt mit Art der Bebauung zusammen, hätte aber durch Gestaltungselemente vermindert werden können. Wurde es aber nicht, und so wirken die Wohnbauten in der verlassenen Betonwüste etwas verloren und trostlos.

Die Thermik – Wohin der Wind weht!

Eine oft geübte Kritik an der Planung der Donauplatte ist die miserable Thermik. Das kommt daher, dass es keine gemeinsame Planung in Bezug auf die Thermik gab. Jedes Gebäude wurde unabhängig vom anderen Hochhaus geplant, was zum Ergebnis hat, dass es auf der Donauplatte immer sehr windig zugeht.

Zutritt verboten!

Nachdem das Areal zum Großteil der Strabag und anderen privaten Bauträgern gehört, handelt es sich hier bei den Freiräumen um freiwillige Durchgänge, die nur bis auf Widerruf genutzt werden dürfen. Die Einhaltung der Verhaltensgebote wird von Securities überwacht. Zusätzlich zu der Überwachung des Raumes durch Verhaltensgebote kommt die nicht vorhandene Möblierung mit Sitzgelegenheiten, wodurch sich kaum jemand an diesem Platz aufhält.

Entstehungsgeschichte

  Die Donau City wurde als Zentrum über der Donau Mitte der 1990er Jahre geplant. Sie trat an die Stelle der ursprünglichen Pläne, die für dieses Gebiet im Zuge der Weltausstellung angedacht waren, nachdem die Mehrheit der WienerInnen 1991 im Zuge einer Volksbefragung gegen die Weltausstellung abgestimmt hatten. Als Nachfolgeprojekt für das Gebiet war die Donau City als Nutzungsmix konzeptioniert, wovon 34 Prozent als Büroflächen, 30 Prozent für Wohnen, 24 Prozent für Bildung und Wissenschaft, acht Prozent für Kultur und Freizeit und weitere vier Prozent der Fläche für Hotels genutzt werden sollten. Das Konzept sah ursprünglich auch eine starke Nutzung der Erdgeschoßzonen vor und damit ein breites Angebot an Gastronomie und Restaurants. Von diesem Konzept konnte jedoch kaum etwas realisiert werden, wodurch das Areal fast ausgestorben wirkt und nicht belebt, wie eigentlich angedacht. Der Wunsch, die Donau City als Unistandort zu etablieren, scheiterte am mangelnden Interesse der Universitäten. Die Bezeichnung Donauplatte kommt übrigens von der Überplattung dieses Teils der Stadt über der Donau.

Ausblick

Bis 2013 sollen noch zwei weitere Hochhäuser entstehen, in denen ein Hotel, Büros und Restaurants beheimatet sein sollen. Es bleibt abzuwarten, ob und wie die Infrastruktur erweitert wird, und ob es zu einer Verbesserung der Gestaltung der Freiräume zwischen den Gebäuden kommt, oder nicht.  Man darf gespannt sein, wenn 2013 der 202 Meter hohe DC-Tower eröffnet wird.

signatur_cornelia.jpg Cornelia Dlabaja

Verloren in der Stadt: Auf Entdeckungsreise im Asphaltdschungel

6 Kommentare

  1. Sarah Haferstroh

    27. November 2011

    Jedes Mal wenn cih über die
    Donauplatte gehe wundere ich mich, dass keiner dieser aus Wild West Filmen bekannten Staubknuel vorbeifliegt. So Menschen- und trostlos wie es dort ist. Schade eigentlich, die Gegend wäre ja sehr schön, aber die Platte ist und bleibt eine No Go Area.

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  2. Lucia

    27. November 2011

    Vom Winde verweht
    Also mich hat es dort auch schon ein paar mal fast weggehweht, man sieht da kaum eine Menschenseele, aber es gibt dort ja auch nix was man machen kann…

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  3. Kater Karlo

    27. November 2011

    Echt trostlos
    ist es dort, da hätten sie was gscheites draus machen sollen! Meine Meinung

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  4. Baron Augapfel

    27. November 2011

    Es gibt wahrlich schönere Orte in Wien
    was ich mich aber immer frage. Kann man da noch etwas tun oder war es das jetzt. Weil die Widne jetzt so oder so bleiben und es eben ungemütlich ist und bleibt. Oder könnte man da auch noch nachträglich etwas tun?

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  5. Cornelia

    27. November 2011

    @ Baron Augapfel
    Also bei der Gestaltung der Freiräume könnte man natürlich einiges machen, z.b. mittels Sitzmöbel und Begrünung, so wie einem Konzept für die lokale Ökonomie. Was die Thermik anbelangt kann man halt nichts mehr machen.

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  6. Bart

    27. November 2011

    @Cornelia
    Doch abreißen geht immer 😀

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