23. August 2010

Sag zum Abschied leise Servus?

Schlechter Geschmack statt Wiener Kaffeehauskultur

Im Moment bekommt man einen echten Kulturschock, wenn frau am ehemaligen Geschäftslokal des Café Servus vorbeigeht. Statt Altwiener Kaffeehauskultur schlägt einem der schreiende Stil des in grellpink gehaltenen Geschäftslokals namens „Take the chance“ entgegen. Ich konnte es kaum fassen als ich letzte Woche nichts ahnend in meinen Einkaufsrausch versunken am Café Servus vorbeispazierte. Nur da war eben kein Café mehr sondern ein Konzert des Grauens, was schlechten Geschmack anbelangt. Was mich dazu veranlasste fasst einen Herzinfarkt zu bekommen und mich zu fragen was denn da passiert ist?

Das Servus war nicht das einzige Alt Wiener Kaffeehaus in der Umgebung, bei dem es Unsicherheiten bezüglich. des Weiterbestehens gab. Auch beim Café Ritter war man lange Zeit im Unklaren darüber wie es weiter geht. Doch es wurde unter Denkmalschutz gestellt und bekommt nun bei den Renovierungsarbeiten finanzielle Unterstützung.  

Das Café Servus

Man kann von dem verstaubten Charme und dem gutbürgerlichen Ambiente des Cafés halten was man möchte, aber seit das Café Servus seine Pforten für immer geschlossen hat ist mehr als nur eine Zahnlücke in der Fassade der Mariahilferstraße entstanden. Ein Stückchen Kaffeehaustradition weniger in Wien. Auch wenn das Servus regelmäßig von Hofratswitwen und Schmuckhändlern bevölkert wurde, war es seit 75 Jahren ein Teil des Stadtbildes. Hier konnte man noch mit den Worten: “Herr Ober die Rechnung, bitte!“ bezahlen.

Wie kam es zur Schließung?

Anders als beim Café Ritter, welchem ja vor einiger Zeit auch die Schließung drohte, waren es keine finanziellen Probleme mit welchen der Betrieb zu kämpfen hatte, sondern das Mietrechtsgesetz und das neue Nichtrauchergesetz waren Gründe für die Schließung. Der Besitzer des Cafés war nicht gewillt für die Errichtung einer Zwischenwand und andere Maßnahmen 50.000€ bis 80.000€ für den Umbau aufzubringen. Ein weiterer Grund war, dass der Hausbesitzer für die Übernahme des Lokals durch den Sohn eine drastische Mietpreiserhöhung vornehmen wollte.  

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es noch, die ehemaligen Betreiber des Familienbetriebes sind auf der Suche nach einem anderen Lokal und überlegen es dann dort wieder auferstehen zu lassen. Übrigens wird die Homepage des Cafés noch weiter betrieben um alle Interessierten über die weiteren Entwicklungen am Laufenden zu halten. 

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