1. September 2011

Raus aus den Niederlanden!

In einer niederländischen TV-Show sollen abgelehnte Asylwerber am Donnerstag, den 1. September Geld für die Heimreise gewinnen können.

Inszenierte Provokation oder zynischer Ernst? Der niederländische TV-Sender VPRO (sendet auf dem Kanal Nederland 3) will am 1. September um 20:25 Uhr in einer neuen Quizshow Asylwerber, deren Antrag bereits abgelehnt wurde, gegeneinander antreten lassen, um dabei ihr Wissen über die Niederlande zu testen. Der Sieger bekommt 4.000,- Euro „für einen neuen Start in der alten Heimat“ wie die Macher der Sendung erläuterten. Heißen soll das Ganze "Weg van Nederland" – Raus aus den Niederlanden.

Zu erraten gibt es Wissensfragen aus Gebieten wie Kunst, Kultur, Sprache, Geschichte der Niederlande aber auch beispielsweise zum Königshaus. Die fünf voraussichtlichen Kandidaten sind alle zwischen 18 und 25 Jahre alt und leben seit ihrer Kindheit in den Niederlanden, besitzen jedoch nicht die Staatsbürgerschaft und sollen deshalb in Kürze in das Herkunftsland ihrer Eltern abgeschoben werden. „Das sind Niederländer und zwar vielversprechende“, erklärte eine Sprecherin des Senders gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Eine Kandidat habe Medizin studiert, eine andere Luftfahrttechnik und ein dritter Slawistik. Gemeinsam haben sie alle, dass sie nach der Show nach Kamerun, Tschetschenien oder in andere Länder abgeschoben werden sollen.

Kritik von allen Seiten

Auf die Nachfrage, ob es sich bei der Show nur um eine böse Satire handle, meinte die Sprecherin: „Unsere Kandidaten sind echt. Ihre Asylanträge wurde abgelehnt, sie müssen das Land verlassen.“ Auf die harsche Ablehnung vieler Poster auf der Homepage des Senders (krank, Horror, unmoralisch etc.) meinte sie, dass diese Kritik eigentlich nicht den Sender, sondern den Umgang der niederländischen Behörden mit den Asylbewerbern treffe. Auch das mediale Echo lässt kein gutes Haar an den Sendungsmachern.

In einem äußerst bizarren Werbespot für die Show mit zwei Stewardessen und einem (für nur 4.000,- Euro etwas zu prall gefüllten) Geldkoffer erklärt Moderator Waldemar Torenstra, dass auch Niederländer, die sich als Staatsbürger nicht vor einer Abschiebung zu fürchten bräuchten von zu Hause aus mitraten und dabei eine Karibikreise gewinnen könnten.

Alles nur ein Fake?

Trotz der schamlosen Menschenverachtung, die das Konzept der Sendung in sich birgt blieb der große Skandal in den Niederlanden bisher aus. Zum einen soll die Sendung des als recht alternativ bekannten Sender VPRO im Rahmen der einwöchigen Aktion „TV-Lab“ (TV-Laboratorium) laufen und wäre nur auf eine Sendung ausgelegt. Allein die Rahmenbedingungen lassen also durchaus den Schluss zu, dass es sich hierbei um eine PR-Aktion handelt, die Aufmerksamkeit auf die Asyl-Thematik lenken soll.

Zum anderen strahlte bereits 2007 der niederländische TV-Sender BNN unter dem Titel „De Grote Donorshow“ eine Fake-Gameshow aus, in der es darum ging, dass eine sterbenskranke Frau einem von drei Kandidaten eine Niere spenden würde. Wer die Niere erhalten sollte hätten die Zuschauer dabei bestimmen dürfen. Die ganze Show erwies sich im Nachhinein als gestellte PR-Aktion, um auf die Wichtigkeit von Organspenden hinzuweisen.

Fremdenfeindlichkeit als Thema

Ebenfalls mit einem sehr kontroversen Kunst-Projekt nahm sich bereits im Jahr 2000 der vor einem Jahr verstorbene Künstler Christoph Schlingensief der Abschiebung von Asylwerbern an. In seiner als „Ausländer raus! Schlingensiefs Container“bekannt gewordenen Aktion stellte er im Rahmen der Wiener Festwochen 2000 einen Container vor, aus dem Asylwerber in bester Big-Brother-Manier herausgewählt und somit auch aus dem Land geworfen werden sollten.
Eine Parallele zwischen den beiden Aktionen: Damals in Österreich (FPÖ) und vor kurzem in den Niederlanden (Partei für die Freiheit von Geert Wilders) feierten fremdenfeindliche Parteien große Wahlerfolge.


Trailer:

1 Kommentar

  1. Milo

    1. September 2011

    Das sendungskonzept ist hart an der Grenze
    aber vielleicht braucht es das um völlig abgestumpfte, zynische Durchschnittsmenscheneinmal darauf zu stoßen, in welchem Zustand die Gesetzgebung im bereich Migration ist.

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