2. März 2011

ORF 3 und der Kulturauftrag des ORF

FS1 und FS2, Pardon ORF EINS und ORF2 bekommen Gesellschaft: ab Mai soll es ORF 3 geben, auf der Frequenz von TW1, das ja nach Umstrukturierungen  (seit längerer Zeit) Schritt für Schritt und ohne großes mediales Tamtam zum Kulturkanal umfunktioniert wird.

An und für sich…

An und für sich ja eine sehr gute Idee, der Kultursphäre einen eigenen Kanal zu geben. 24 Stunden Kultur, wenn es auch – wie Die Presse hier schon angemerkt hat – kein „Vollprogramm“geben wird – also neben Eigenproduktionen auch eine Menge Wiederholungen, Zweitverwertungen und dergleichen. Allerdings besteht schon die Gefahr, dass ORF eins (mittlerweile urjugendlich und loungig ausgeschrieben) den Kulturauftrag, den ein öffentlich-rechtlicher ja eigentlich hätte, völlig auf den Drittkanal abschieben wird und die Tendenz der letzten Jahre weiterhin rigoros fortgesetzt wird: nämlich den Privaten nachzueifern und deren Formate halbärschig zu imitieren. Da gäbe es ja einige Beispiele, die eines Öffentlich-Rechtlichen wirklich unwürdig sind.

Dienstag Nacht…

Ein neues Abendformat soll etabliert werden. Die Donnerstag Nacht, mittlerweile von einem ehemals recht subversiven und interessanten Projekt (Sendung ohne Namen und diverse andere David Schalko-Formate) leider auch zur sehr seichten Abendunterhaltung unter dem Deckmantel des angeblichen Randprogramms verkommen, bleibt als Format natürlich erhalten. Zusätzlich – so die Presse – soll der Dienstag als jugendliches Abendprogramm etabliert werden: eine Doku-Soap namens „Single mit Kind sucht“ soll es geben sowie ein von Doris Golpashin moderiertes Magazin und ein von Ö3-Moderator Benny Hörtnagl moderiertes Talkmagazin, mit Themen wie „Dürfen Schwule tanzen?“.

Damit will der ORF also sein (Einser-)Profil schärfen. Sprich: Teure, auf eine bestimmte targetgroup gezielte Eigenproduktionen auf ORF1 und dann im Vergleich recht kostengünstige, dem „Kulturauftrag“ zugeordnete Produktionen auf dem Dreier, sowie Zweit- und Drittverwertung von dem, was eh schon da ist.

Fazit

Keine Frage, die Idee eines eigenen Kultursenders ist an und für sich eine sehr gute: es bleibt allerdings abzuwarten, ob es für die Führungsriege der oberen ORF-Etagen ein Argument sein wird, den staatlich etablierten Kulturauftrag des Öffentlich-Rechtlichen auf ein marginales Format auszulagern in das, von der Relation zu der Entwicklung von neuen Unterhaltungsformaten auf ORF 1 her, nur bedingt finanziell investiert wird. Was dem ORF-Kulturauftrag auch nicht schlecht stehen würde, wäre ein relevantes Musikprogramm, denn das verabsäumt der ORF bis dato kläglichst. ORF3, man darf hoffen.

8 Kommentare

  1. Clara

    2. März 2011

    Ich bin gespannt
    ob sich der ORf da nicht selber ins eigene Fleisch schneidet. Wenn ORf 2 wie bisher der Sender für die älteren ist, der Kulturauftrag zum zweiten kommt (an sich bekommt er da mehr aufmerksamkeit als zwischen mitternacht und 3:00 im 2er) was bleibt dann am Einser öffentlich rechtlich. Die begehrlichkeiten den einser rauszuschneiden sind ja jetzt schon groß….

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  2. Armin und der böse wolf

    2. März 2011

    Ich find´s gut.
    Es wird ein Magazin aus Brüssel geben, das gab es noch nie. Es ist viel mehr Sendeplatz für Kultr. Ein eigener Kanal ist immer prominentere Sendezeit, als bisher via ORF2, wie Clara schon geschrieben hat. ORF2 wird ca. das selbe machen wie bisher und ORF1, vielleicht gelingt ja der turnaround und es werden tatsächlich neue und nicht nur kopierte formate vom privatfunk gesendet.

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  3. Razorblade

    2. März 2011

    ORF 3
    Ma sollte nicht unerwähnt lassen, dass ATV, ATV 2 plant. ORF 3 finde ich ok wenn es ein rein öffentlich rechtlicher Sender ist, m.e. muss er das auch wegen des ORF Gesetzes. Die Gefahr sehe ich bei ORF 1. Golpashin und Hörtnagl, schauen auch nicht danach aus, als ob sich in der Konzeptionierung by copy paste, quasi der guttenbergisierung von ORF 1, etwas ändern würde.

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  4. xman

    2. März 2011

    ernstgemeinte frage
    wie kommt der orf eigentlich auf die idee, die privaten nachmachen zu müssen? warum konzentriert man sich hier nicht einfach auf bildungsauftrag und alte leute?
    das muss doch viel billiger sein, und bei einem öffentlichen sender der sich über gebühren finanziert ist die quote doch egal. kann mir das eigentlich irgendjemand erklären?

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  5. Besserwisser

    2. März 2011

    @xman
    Der ORf finanziert sich nicht aus Gebühren. Das wäre das wünschenswerte Modell ganz klar. Aber einen guten Teil der Gebühren kassieren die Ländern, die Gebühren sind für den Betrieb auch als ganzes wohl zu niedrig. Der ORF finanziert sich zu einem guten teil auch aus Werbung. für die Werbung zählt die Quote, daher das Schielen auf diese.

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  6. Valerie

    2. März 2011

    ORF 3
    Für mich die endgültige Kapitulation vor der heiligen Quotenkuh. Kulturprogramm wird auf ORF3 verräut, dort darf es dann so präsentiert werden, dass es den wenigen bekehrten eh gefällt. Die Masse der Fernsehzuseher bekommt davon garnichts mehr mit. Die dürfen sich am Donenrstag abend dafür super gut unetrhalten und wenn es mit den eigenen geschäften nicht so läuft, schickt der orf gerne eine friseurin vorbei, damit der laden wieder läuft.

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  7. deedee ramone

    2. März 2011


    ein wenig intelligenz ins volk schießen würde dem ORF nicht schaden. das könnte er auf orf1, sorry, orf eins, wirksamer machen. aber so schiebt man halt die kultur auf die seite. dummer, dummer orf.

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  8. Marion

    2. März 2011

    Was kann der ORF dafür.
    Ein bischen erinenrt mich das immer an die ÖBB. Die ÖBb muss in jeden Berg ein loch bohren sagt die Politik. Deswegen hat die ÖBB Berge von Schulden. böse ÖBB, sagt die Politik.
    Der ORF erhält nicht keine ausreichende Finanzierung aus Gebühren und schielt deswegen stark auf die Quote um sen Budget zu sichern. die Politik verweigert die ausreichende Finanzierung, erregt sich aber über das flache Programm. Wer den Esel nicht schlagen ann, schlägt eben gerne den Packsattel.

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