19. April 2013

Katowice, die Metrople Schlesiens

Kurz vor 9:00h geht’s los. Ich besteige den Polskibus Richtung Katowice, wo ich die nächsten drei Tage verbringen werde. Warum eigentlich Katowice? Warum nicht Warschau, Krakau, oder Danzig? Schließlich, das muss man ehrlich sagen, haben diese Städte ein vielfältigeres Angebot im Kulturbereich zu bieten, die Altstadt von Krakau beispielsweise, ist eine wahre Perle innerhalb Osteuropas und es gibt genügend Verbindungen, die einen sicher und günstig ans Ziel bringen.

Katowice ist aber eine Stadt im Aufbruch. Überall wird gebaut und Neues erschaffen. War diese schlesische Stadt einst ein Zentrum der Schwerindustrie und des Bergbaus, vollzieht sie jetzt seit dem EU Beitritt Polens 2004, einen Wandel zu einer Stadt der Informationstechnologie und des Handels. Wer Linz in Oberösterreich näher kennt, dem dürfte diese Geschichte vertraut vorkommen. Auch Linz versucht seit Jahren mit viel Geld vom Image als dreckige Stahlstadt wegzukommen – mit Erfolg wie ich meine.

Es ist irgendwie ein gutes Gefühl sich durch eine Stadt zu bewegen, in der sich etwas tut. Unzählige kleine Bäckereien und Cafes laden zum längeren Verweilen ein und man stellt sich permanent die Frage wie wohl alles im Sommer ausschauen wird, wenn die arbeiten großteils abgeschlossen sein werden. Wer das moderne Polen kennen lernen möchte sollte in Katowice beginnen und seine Reise in Danzig beenden, so kann man alle Facetten dieses schönen Landes kennen lernen.

Aber es gibt noch einen anderen Grund warum es mich hierher verschlagen hat. Katowice liegt nicht nicht weit entfernt von einem Ort an dem eines der grausamsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte verübt worden ist: Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, aber dazu später.

Aufbruch=Umbruch?

Die 300 000 Einwohner Stadt, auf oberschlesisch Katowicy genannt, ist neben einem Wirtschaftszentrum auch eine Studentenstadt. Mittlerweile gibt es über 20 Hochschulen in allen möglichen Bildungsbereichen. Diese hohe Studentendichte macht sich auch an den unzähligen kleinen Pubs bemerkbar, die an den Wochenenden zumindest in der Innenstadt aus allen Nähten platzen. Neben den klassischen Imbissstuben gibt es auch sehr feine Restaurants, die für unsere Verhältnisse dennoch leistbar sind. Wer ein Steak Liebhaber ist kommt am „Tatiana“ in der Innenstadt gelegen, nicht vorbei. Exzellenter Service, sehr freundliches Personal in Kombination mit sehr guter Küche. Hier kann man nichts falsch machen.

Am Stadtrand gibt es noch unzählige kleine Pubs und Jazzlokale, die man am besten mit einem Stadtführer, der in etlichen Lokalen und Hostels/Hotels gratis aufliegt, erkundet. Die meisten jungen Polen, mit denen ich in Kontakt war sprachen gut Englisch und waren sehr freundlich und hilfsbereit. Ein besonderes Highlight ist die größte Laser Tag Arena Osteuropas. Für Freunde dieser “Sportart” ein absolutes Muss!

Derzeit wird wie bereits erwähnt, die Stadt rundum erneuert. Häuser werden saniert, Gleise in der Innenstadt neu verlegt und überall herrscht geschäftiges Treiben. Es herrscht Aufbruchstimmung. Von Finanzkrise keine Spur. Katowice ist aufgrund der günstigen Läden und Einkaufszentren auch ein Shopping Tipp.

Für Kulturinteressierte bietet sich hingegen ein Besuch im berühmten Schlesischen Museum oder des Stadtmuseums an, hier kann man einiges aus der wechselvollen Geschichte der Region und der Stadt in Erfahrung bringen, auch über die Zeit der Deutschen Besetzung Polens. Bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war Katowice eine Stadt die auch durch das jüdische Leben geprägt wurde, dies sollte sich jedoch 1939 schlagartig ändern als das Deutsche Reich Polen überfiel und einer der größten Genozide der Menschheitsgeschichte seinen Lauf nahm.

Auschwitz

Etwa 30 Autominuten von Katowice entfernt liegt ein Ort dessen Name weltweit traurige Berühmtheit erlangt hat und den ich am letzten Tag meiner Reise besuchte: Auschwitz.

Zwischen 1941 und Anfang 1945 wurden hier nach derzeitigem Stand der Wissenschaft 1,1 Millionen Menschen in diesem Vernichtungslager ermordet. Die meisten wurden bereits direkt nach der Ankunft an der sogenannten „Judenrampe“ und der darauf folgenden Selektion durch SS Ärzte in die Gaskammern geschickt. An diesen Selektionen war auch der bekannte SS-Arzt Dr. Josef Mengele beteiligt. Unter den Opfern, aber auch den Tätern, befanden sich viele Österreicher. Als das Lager Anfang 1945 befreit wurde, wurden über eine Million Kleider, ca. 45.000 Paar Schuhe und sieben Tonnen Menschenhaar, die von den KZ-Wächtern zurückgelassen wurden entdeckt.

Eine Lagerbesichtigung mit Führung dauert ungefähr drei Stunden. Die Führungen durch das Areal sind sehr interessant und es sind viele Originaldokumente aus der damaligen Zeit ausgestellt. An Sonntagen ist immer viel los und man muss mit längeren Wartezeiten rechnen um das Areal besichtigen zu können. Leider trübten bei meinem Besuch die Menschenmassen an teilweise desinteressierten Besuchern das Bild ein wenig. Wer Auschwitz besucht sollte sich daher darüber im klaren sein, dass dies ein Ort des Gedenkens und der Aufklärung sein soll und kein Rundgang durch das Kunsthistorische Museum.

Was muss man wissen?

Die Anreise dauert mit dem Bus ca. 6 Stunden (mit Pausen) von Wien und ist von 7,- € bis 25,- € zu haben. Wer selbst mit dem Auto fahren möchte benötigt dazu etwas über 4 Stunden. Die Anreise per Bahn ist mit etwa 6 Stunden gleich wie mit dem Bus. Flüge sind teuer. Von Wien kostet der Spaß 300,- € (hin und retour) und ist somit die absolute Luxusvariante.

Die Übernachtungspreise sind so wie überall von-bis. In den meisten Hostels bezahlt man nicht mehr als 6,- € bis 15,- € pro Nacht. In den Luxus Hotels kann es auch schon bis 300,- €+ sein.

Polen ist günstig. Für ein großes Bier zahlt man etwa 1,50€ ein ausgiebiges Mittagessen in einem schönen Restaurant kostet etwa 10,- €. Bankomaten finden sich überall in der Stadt. Kreditkarten werden in fast jedem größeren Lokal akzeptiert.

Katowice verfügt über ein sehr gut ausgebautes Öffi -Netz mit etlichen Bus und Straßenbahnlinien mit denen man sehr günstig von A nach B kommen kann. Es finden regelmäßig Kultur Veranstaltungen statt. Am besten im Hostel/Hotel nachfragen.

Infos über die Stadt gibt’s hier

 
Fotos: Lucas Hofer

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