27. Oktober 2010

Integration oder Assimilation – Eine Babylonische Sprachverwirrung

In den vergangenen Tagen und Wochen wird in den Medien aus aktuellem Anlas immer wieder über Integration und Assimilation diskutiert. Das Problem dabei ist, dass beide Begriffe in der Diskussion von einigen AkteurInnen gleichgesetzt werden.
So hört man dieser Tage viel darüber, dass sich Menschen assimilieren sollen, um Teil unserer Gesellschaft zu werden. Eine Diskussion über Integration wird kaum geführt. Im Kontext der Fremdenrechtsdebatte soll an dieser Stelle nochmals gesagt werden, dass Wien ohne Migration nicht die Stadt wäre die sie heute ist. Wir wissen, dass sich Wien von jeher als multikulturelle Melange aus den vielfältigen Migrationsströmen immer wieder neu erfunden hat. Auch über demografischen Wandel wurde schon viel diskutiert. Es ist kein Geheimnis, dass Wien aufgrund des Zuzugs, aus der Türkei, Ex-Jugoslawien und Deutschland, zu den wachsenden Städten Mitteleuropas zählt.

Was verstehen die handelnden AkteurInnen eigentlich unter Integration?

Offensichtlich gibt es in der Diskussion eine babylonische Sprachverwirrung. Mit Integration ist nicht Anpassung und die Aufgabe der eigenen kulturellen Identität gemeint, also Assimilation, sondern sich in die Gesellschaft als aktives Mitglied einzubringen und die eigene Kultur dabei zu wahren. Religion und Sprache zählen hierbei natürlich dazu. In der österreichischen Debatte sind sich auch alle politischen und zivilgesellschaftlichen AkteurInnen darüber einig, dass das Beherrschen der deutschen Sprache ein zentraler Teil des Integrationsprozesses ist. Dies sollte aber um einige Elemente ergänzt werden, wie die Teilhabe am Arbeitsmarkt und die Veränderungen im Bildungsbereich. Wir alle wissen, dass Kinder und Jugendliche unsere Zukunft sind und es daher notwendig ist, in sie zu investieren.

Die Integrationsdebatte in Österreich – Ein Ablenkungsmanöver?

In Hinblick auf das Wahlergebnis und den vorangegangen Wiener Wahlkampf kann man sagen, dass das Thema Integration nicht nur ein heißes Eisen ist, sondern auch wahlentscheiden war.

All jene die ob der Ergebnisse nun darüber lamentieren, dass wir einen Rechtsruck haben, bzw. dass immer mehr WählerInnen ihre Ressentiments gegenüber Fremden nun auch in der Wahlkabine zum Ausdruck bringen, soll folgendes gesagt werden: Die Integrationsdebatte ist sehr dankbar für die Politik, vor allem für die Großparteien. Die können sich so vor der eigentlichen Frage drücken:

Wie kann soziale Gerechtigkeit in Zeiten der Krise und des Finanzmarktkapitalismus hergestellt werden?

Wenn die Löhne für die unteren sozialen Schichten immer niedriger werden, so wie ihre Aussichten am Arbeitsmarkt, dann besteht Handlungsbedarf. Es stellt sich dabei nicht nur die Frage nach gerechter Entlohnung in den Dienstleistungssektoren und der Industrie, sondern auch die Frage danach wie das österreichische Bildungssystem sozial durchlässiger gestaltet werden kann. Das Ausweichen auf das Integrationsthema bringt eigentlich nur der FPÖ etwas und verschafft den regierenden Parteien etwas Zeit um ihre Rolle zu überdenken.

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