4. Juni 2013

Getauschte Freude ist doppelte Freude

Kellerwerk (c) STADTBEKANNT

Der Konsumgott bestimmt unser Leben, Werbung und attraktive Versprechungen bringen uns dazu, immer mehr zu wollen und auch mehr zu kaufen.

Dennoch ist momentan ein Trend zu beobachten, der sich quer zum unersättlichen und auch sehr individualistischen Leitmotiv unserer Gesellschaft entwickelt: Teilen, Tauschen, Wiederverwerten. Besonders in Bezug auf Ressourcenverschwendung und die immer enger werdenden Möglichkeiten, sich dem Konsumwahnsinn zu entziehen, entwickeln sich Formen der Selbsthilfe, der indirekten Gesellschaftskritik und der Gemeinschaftlichkeit. Von ganz privaten Kleinstinitiativen bis zu neuen Partytrends ist alles dabei.

Privat Tauschen und Schenken

Wer kennt das nicht – man geht durch die Stadt, kommt an Schaufenstern und hippen Menschen in Straßencafés vorbei und hat mit einem Mal das Gefühl, unbedingt neue Klamotten, Schuhe oder sonstigen Krempel zu brauchen. Leider korrespondiert die Masse an (Un-)Brauchbarem meist nicht mit der Aufnahmekapazität schlauer Aufbewahrungssysteme aus schwedischen Möbelhäusern. Anstatt Sachen zu horten oder wegzuwerfen – weil man schon wieder nicht weiß, wo der nächste Humana-Container ist – greifen viele seit einiger Zeit auf ein naheliegendes Konzept zurück: Tauschen und Verschenken. Kleidertauschpartys boomen und es wird bei Café, Wein und Geplauder im vertrauten Kreis probiert, verschenkt und ausgetauscht. Damit werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Man hat sowohl das Gefühl, sich von Altlasten befreit und gleichzeitig die Befriedigung, neuen Ramsch erstanden zu haben.

Communitybuilding

Aber nicht nur privat, um einen Anlass zu finden, seine Freundinnen mal wieder zusammenzutrommeln, funktioniert das organisierte Tauschen. Vor allem auf Facebook haben sich eine Reihe an Tauschkreisen, Flohmärkten und einfach Gruppen von Leuten, die etwas zu verschenken haben, gebildet. Auch wenn in den meisten Fällen der bestimmende Gedanke ist, dass mithilfe neuer Medien einfach viel schneller altes Zeug loszuwerden ist, als extra auf einen Flohmarkt hirschen zu müssen – dieser neue Trend hat auch ein kritisches Element.

Upcycling in einer Wegwerfgesellschaft

Dieses kritische Element zeigt sich auch in der zunehmenden Begeisterung für alternative und (umwelt-)bewusstere Mode und Accessoires. Hier ist Upcycling das neue Schlagwort unter dem kreative, spannende und eben auch ökologisch sinnvolle Produkte geschaffen werden. Der Wunsch, Sachen wiederzuverwerten und Dingen eine längere Lebensspanne zu schenken, zeigt sicherlich in manchen Kreisen ein Bewusstsein oder zumindest ein Bedürfnis, „irgendetwas zu tun“. Und einige wollen natürlich einfach nur die Ersten sein, die einen Sessel aus Joghurtbechern oder eine Handtasche aus alten Windeln haben …

Tausche ein Würstel gegen halbes Brot

Einen sehr sensiblen Bereich berührt ein ziemlich neuer Trend: Das große Thema Nahrungsmittelverschwendung. Die meisten von uns wissen, dass wir alle Lebensmittel im Wert von mehreren Hundert Euro im Jahr wegwerfen, was jedenfalls ärgerlich ist. Außerdem ist uns klar, dass es um unsere Umwelt nicht sehr gut bestellt ist. Und unser Bewusstsein über den Hunger in der Welt macht zumindest zusätzlich ein schlechtes Gewissen. Hieraus hat sich ein neuer Trend entwickelt: Foodsharing. Dabei können Überschüsse von der letzten Party oder die durch das hundertste „Nimm 2, zahl 1-Angebot“ entstanden sind, weitergegeben werden.
Man tauscht damit zwar sicher nicht den Welthunger weg, aber eine sinnvolle Initiative, die zum Nachdenken über den lockeren Umgang mit Lebensmitteln anregt, ist es trotzdem. Wer also den nötigen Saumagen hat, sollte sich gleich bei einer Foodsharing-Plattform anmelden und fleißig Essensreste weitergeben und Übriggebliebenes verkochen – die Abwehrkräfte stärkt es sicherlich!

1 Kommentar

  1. Elmar

    16. April 2014

    Und jetzt kommt Keller-Sharing–> http://einfachlagern.weebly.com –>bin für jede Art von Rückmeldung von dankbar!!

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