23. September 2011

Filmkritik: Love Signs

Hanna glaubt an die Kraft von Zeichen. Jeden Morgen lehnt sie sich über die Nibelungenbrücke und erkennt an den Strömungen in der Donau, wie ihr Tag werden wird. Als sie ein Zeichen bekommt, dass ihr die große Liebe deutet, ist sie so überzeugt, dass sie alles riskiert. 

Denn die Zeichen stehen auf Robert, einen ehemaligen Frauenheld, der nach acht Jahren in Wien nach Linz zurückkehrt und erneut Kontakt zu seiner alten Clique sucht. Seitdem hat sich sein Leben stark verändert: seit einem Autounfall sitzt er im Rollstuhl und versucht, mit dieser neuen Lebensrealität umzugehen. Seine Ex-Freundin Lilli ist Hannas Schwester, die ihn überredet, einen Text, den Robert zur Selbstheilung geschrieben hat, in dem Verlag, in dem sie beschäftigt ist, zu veröffentlichen. Lilli möchte so nicht nur an ein Buchprojekt, sondern vor allem wieder an Robert kommen, der obendrein als potentieller Vater für ihren achtjährigen Sohn in Frage kommt.

Guerilla-Filmmaking aus Österreich

In einer Guerilla-Filmmaking-Aktion mit minimalem Budget drehten Regisseur Dieter Strauch und sein Team ‘Love Signs’ in nicht mal zwei Wochen ab. Strauch, der zuvor vor allem zwei Dokumentarfilme gedreht hat, arbeitete in dieser Produktion zum ersten Mal mit SchauspielerInnen. Denen gestand er in der Entstehung von ‘Love Signs’ auch große spielerische Freiheiten, ihre Rollen zu entwickeln. Strauch wollte kein Auswendiglernen des Drehbuchs, sondern ein Verständnis für den Kern der Szenen und die Entwicklung, die mit ihnen erreicht werden soll.

Ein finanziell derart unterbestücktes Filmprojekt funktioniert laut Strauch nur mit viel Glück, und auch das nur ein einziges Mal. Grosse Risikobereitschaft ist ein Must, und gerade wenn das Finanzvolumen derart klein ist, muss der Wille zur Umsetzung des gigantisch sein. Als Regisseur ist man dann laut Strauch alles vom Geschichtenerfinder bis zum Plakataufhänger, da gerade bei finanzieller Flaute dem ideellen Hintergrund des Films ein großer Stellenwert zukommt. In Linz ist diese Strategie vollends aufgegangen: über ‘Love Signs’ wurde nach der Weltpremiere im Rahmen des ‘Crossing Europe Filmfestival’ ein Reservierungs- und Wartelistenstopp verhängt, weil der Andrang der LinzerInnen an die Hommage an ihre Heimatstadt derart groß war.

Filmstadt Linz

‘Love Signs’ spielt in Linz und wurde auch zur Gänze dort gedreht. Der Regisseur, der in Linz lebt und arbeitet, ist von dem Filmpotenzial der Stadt überzeugt und hat diese auch bereits in mehreren Musikvideos für den Local Hero TEXTA unter Beweis gestellt, deren Musik-Mastermind Phillip Kroll übrigens auch die Musik zum Film beisteuert. „Filmen in der Provinz bedeutet nicht zwingend provinzielle Bilder“, ist Strauch überzeugt. Vielmehr geht es darum, eine reale Lebensstadt abzulichten, die zugleich jede Stadt der Welt sein könnte.

‘Love Signs’ ist Liebesgeschichte und Liebeskritik in Einem. Mit sehr viel Ironie wird die Idealisierung von Liebe geschildert, durch die negative Eigenschaften hochstilisiert und zum Positiven gewandelt werden. Dabei ist durchaus Überzeichnung beabsichtigt, wenn sich bei der Hauptdarstellerin durch den Duft, der sich nach dem Klobesuch von Robert ausbreitet, das schönste und ehrlichste Gefühl von Liebe einstellt, das sie jemals gespürt hat. Auch den Charakter des klugen und bemühten aber unfähigen Ludwigs darf man als Seitenhieb auf den gesellschaftlichen Übertypus ‘Bobo’ verstehen. Mit diesen Voraussetzungen darf man davon ausgehen, dass ‘Love Signs’ auch in Wien sein Zielpublikum erreichen wird.

‘Love Signs’ kommt am 7. Oktober in unsere Kinos.

LOVESIGNS – Trailer from Dieter Strauch on Vimeo.

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