Wo versammeln sich eine Sternwarte, ein Kino, der Kasperl und eine Bar unter einem runden Dach?

Die Urania am Donaukanal, im Eck des 1. Bezirks, an den Grenzen zum 2. und zum 3., kann man getrost als Haus für alle Generationen bezeichnen. Das „Volksbildungshaus mit Sternwarte“ wurde als Einrichtung 1897 gegründet und übersiedelte 1910 in das von Jugendstilarchitekt Max Fabiani (Schüler von Otto Wagner) gebaute Haus. Den neobarocken Stil belächelten die Wiener (wie fast alle neuen Gebäude zu dieser Zeit) mit dem Satz „baroccus fabiensis“. Schon im ersten Jahr besuchten 360.000 Besucher rund 1700 Veranstaltungen. Neben Bildungsangeboten gab es in der Urania immer Dichterlesungen (unter anderen Thomas Mann, Hermann Hesse, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal), Sprachkurse, musikalische Veranstaltungen mit eigenem Urania-Orchester, Vorträge (1962 erzählte Juri Gagarin hier von seinem Weltraumflug) und Diskussionen.

Die Sternwarte in der Urania ist eine von dreien in Wien (neben Kuffner und Planetarium) und nach der Muse Urania, Schutzgöttin der Sternkunde, benannt.

Die Muse ist den Kindern meistens egal, wenn sie im legendären Urania-Kasperltheater sitzen. Zu Weihnachten 1950 veranstalteten die Volksschullehrer Hans und Marianne Kraus hier die erste Vorstellung ihres Urania-Puppentheaters. 1957 übertrug der ORF erstmals das „Kasperltheater“ – angeblich die weltweit älteste Fernseh-Kindersendung.

Seit 2003 erstrahlt das Urania-Kino in neuem Glanz, zugleich wurde das neue Urania-Café eröffnet, mit tollem Blick auf den Donaukanal und den hier einmündenden Wienfluss. Und manchem Bargast sollen zu später Stunde die Musen nicht egal gewesen sein. Der Satz „Heute greif ich einer Muse – mit beiden Händen in die Bluse“ ist aber nur unbelegt überliefert.


„Darf’s a bisserl mehr sein?“

Weitere Fragen zu Wien und deren interessante Antworten findest du in Wann verlor das Riesenrad seine Waggons? von Axel N. Halbhuber erschienen im Metroverlag.   

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