5. September 2011

Die Arena auf der Schlachtbank?

Der Schock über das drohende Veranstaltungsverbot in der Arena konnte heute verdaut, die Missverständnisse zwischen dem Verein, der MA34 und der MA36 aus dem Weg geräumt werden: In der Arena bleibt es auch weiterhin laut. Stadtbekannt hat sich die Hintergründe des Trubels angesehen.

Mainframe, Iceberg, Deconstruction Tour, Bierwoche oder aber auch Sommerkino – es sind viele Namen, die man mit dem ehemaligen Schlachthof und nunmehr Fixpunkt der alternativen Wiener Veranstaltungsszene in Verbindung bringt. Umso härter traf letzte Woche ein magistratischer Faustschlag die Mitglieder und Freunde des Verein Forum Arena Wien in die Magengrube: Die – mittlerweile wieder revidierte – Absage aller für September geplanten Veranstaltungen wurde angedroht. Grund für die Hiobsbotschaft war die Weigerung der MA34 für Gebäudemanagement und gleichzeitig Vermieterin der Arena, einen Bauzustandbefund auszustellen, der wiederum der MA36 für Veranstaltungswesen vorzulegen und für die Fortführung des Veranstaltungsbetriebes unerlässlich wäre.

Nach dem ersten Schock und nachdem ein Konzert von The Void Union am 1. September bereits ins nicht unbedingt enthusiastische Bewegungsfreiheit erlaubende Beisl verlegt und der Pax Nicht Club komplett abgesagt werden musste, folgte ein zweiter: Interessanterweise begannen die Backsteine nur bei Arena-eigenen Veranstaltungen zu bröckeln und zu wackeln, Events anderer Veranstalter wie beispielsweise das monatlich stattfindende Mainframe hingegen, die direkt bei der MA36 angemeldet wurden, wurden bedenkenlos genehmigt. Die Antwort auf die berechtigte Frage nach berechtigten Gründen verpufft wohl im roten Schornstein, Verschwörungstheorien um das drohende Veranstaltungsverbot entstanden rasant und zuhauf:

Ein abgekartetes Spiel?

So macht etwa das nur wenige Minuten entfernte Gasometer, dessen Betreiber mit den Zuständigen der MA34 sowie der MA36 wenn nicht verwandt, so doch zumindest gut befreundet sind, als Veranstaltungsort nicht genügend Umsatz und soll fortan den Ersatz für die geschlachtete und ausgeblutete Arena darstellen. Beziehungsweise ist die Stadt Wien pleite und das Magistrat somit nicht willens, die für einen positiven Bauzustandbefund auszubessernden Mängel zu bezahlen, welche Statiker und Techniker auf jeden Fall finden würden. Oder aber die Zuständigen der MA34 sowie der MA36 sind mit sämtlichen blauen oder schwarzen Politikern wenn nicht verwandt, so doch zumindest gut befreundet und wollen der Brutstätte für links-linke autonome Anarchisten den Hahn zudrehen.

Der Kampf um die Arena.

Aufgrund der erst 2004 durchgeführten Umbauten in der Arena, im Zuge derer unter anderem die „Große Halle“ genannte große Halle entstand, und in Folge derer der Gebäudezustand vielleicht nicht komplett, aber doch weitestgehend einwandfrei sein sollte, schienen die Theorien um böse Mächte und Kräfte durchaus eine plausible Basis zu haben.
Schnell entstand eine Facebook-Seite mit Namen „Die Arena darf nicht sterben“, die innerhalb weniger Tage über 18.000 kampflustige Likes zählen durfte, ebenso wurden bereits revolutionäre Pläne für eine Besetzung nach Vorbild der Besetzung im Jahr 1976 geschmiedet.

Die wahren Gründe für das Drama der letzten Tage bleiben weiterhin unklar, online wird darüber gemunkelt, dass letztlich lediglich verpasste Fristen Hintergrund für das Veranstaltungsverbot darstellten. Nach einem Gespräch mit dem Büro der Stadträtin Ulli Sima gab Markus Oralek, Obmann des Vereins, nun aber offiziell bekannt, dass aufgeatmet werden darf. Der Arenaball findet wie geplant am 16. September statt, die Swingin’ Utters werden am 19. September die kleine Halle zum Beben bringen, und auch im Oktober, November oder Dezember wird es in der Arena nicht leise werden.

Es darf aufgeatmet werden.

Die Pläne für eine Besetzung werden trotzdem weiter geschmiedet, die Seite gegen die Ermordung der Arena verzeichnet weiterhin stetig Likes – und das ist auch gut so. Ein wenig Publicity kann dem Erdberger Verein mit Sicherheit nicht schaden, ist seine Präsenz doch trotz regen Betriebs ein wenig verstaubt und seine Existenz als vielleicht allzu selbstverständlich angesehen worden. Bleibt zu hoffen, dass der finanzielle Verlust, welcher der Arena während der letzten Tage in Form entgangener Ticket-Einnahmen oder trotz Absage zu bezahlender Bandgagen zuteil geworden ist, mit von der virtuellen in die reale Welt umgesetzten Solidaritätsbekundungen wieder ausgeglichen werden kann, und die Kommunikation zwischen Verein und Stadt auch zukünftig nicht bloß in missverständlichen Krisensituationen funktioniert: „Viele Probleme bleiben noch offen, sollen aber in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien gelöst werden. Die damit verbundene politische Grundsatzentscheidung wird vom Verein weiterhin eingefordert werden – ebenso die Versprechen, die den Erhalt des baulichen Altbestandes betreffen.“, hofft Oralek und wir auch.

6 Kommentare

  1. Schmetterling

    5. September 2011

    Was für eine unnötige Aufregung
    Ich finde es schon spannend wie schnell sich tausende Leute in maximale Panik versetzen zu assen um eben so schnell festzustellen, dass außer eienr versäumten Frist, über die dann halt kulant hinweggesehen wird, absolut nichts passiert ist.

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  2. TnR

    5. September 2011

    nix passiert?
    es mussten 2 events abgesagt werden, die kosten trägt der betreiber also der verein. freundInnen, besucherInnen, unterstuetzerInnen und partnerInnen der arena wurden verunsichert, mal abgesehen von den vereinsmitgliederInnen und arbeiterInnen der arena. und nur weil für september vorübergehend eine lösung gefunden wurde ist der k(r)ampf noch lange nicht vorbei!

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  3. klöäüp

    5. September 2011

    Gähn
    Ist was gewesen?

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  4. Schmetterling

    5. September 2011

    T@nR
    Das mit dem Kampf heißt es dann immer, ich würde mein letztes Hemd verwetten, dass es mit dem Kampf vorbei ist. Weil auch nach September alles beim alten bleiben wird, und sich die allgemeine Erregung genau so schnell wieder legt, wie sie begonnen hat. die Vorgansweise der zuständigen MA war sicher extrem ungeschickt, aber einen Plan die Arena zus chließen, oder sonstige Verschwörungen, hat es wohl einfach nie gegeben.

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  5. Rahel

    5. September 2011

    @Schmetterling
    Unsinn. Wer weiß was ohne den lauten Aufschrei von so vielen Menschen passiert wäre. Ich finde die Aktion gut, zumindest dann wenn die Protestseite auf Facebook jetzt nicht einfach nur dem Arena Marketing dient.

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  6. Irgendwer

    5. September 2011

    nichts passiert?
    Schmetterling, du hast keine Ahnung. Wenn eine Frist versäumt wurde, dann nicht von den Arena Vereins-Mitarbeiter, sondern : "Der Vermieter der Arena, die Magistratsabteilung 34, wäre für die Gebäude-Prüfung verantwortlich, hat sie aber bis jetzt nicht durchgeführt." Und auf jeden Fall schaut das nach einem Politikum aus. Wäre doch die Gasometerhalle oder vielleicht die Rinderhalle Neu Marx (die zur Wien Holding gehört) froh über zusätzliche Veranstaltungen

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