21. Dezember 2013

Der Wiener Christbaum

Wie kam der erste Christbaum nach Wien?

Dem Wiener ist fast jede Gelegenheit recht, um anzustoßen. Während der Adventszeit tut er das auf den Christkindlmärkten der Stadt. Wiener würden nie „Weihnachtsmarkt“ oder „Adventmarkt“ sagen und halten ihre Christkindlmärkte – natürlich – für die schönsten der Welt. Diesbezüglich sind sie sich mit vielen Touristen einig, Wien hat mittlerweile das Image einer hervorragenden Vorweihnachtsdestination.

Uneinigkeit herrscht darüber, welcher Markt der schönste ist. Selbst unter Wienern werden die Märkte Schönbrunn, Altes AKH, Spittelberg und Freyung unterschiedlich gereiht – je nachdem, ob man bei Glühwein und Punsch Besinnlichkeit, malerische Kulisse oder zwischenmenschlichen Anschluss sucht. Einig sind sich die Wiener, dass auf dem Christkindlmarkt Rathausplatz vor allem ein Patzenremmidemmi herrscht und er sowieso für Touristen gemacht ist. Trotzdem gehen die Wiener auch hin. Alleine schon deshalb, um den meistgesehenen Christbaum Wiens anzuschauen. Er kommt immer aus einem Bundesland (die 2012er-Fichte kam aus Niederösterreich, etwa 120 Jahre alt und 32 Meter hoch).

Von solchen Maßen war der erste Christbaum in Wien weit entfernt. Den brachte 1816 die Protestantin Henriette Alexandrine von Nassau-Weilburg nach Wien. Die damals 19-Jährige hatte ihrem Gatten Erzherzog Karl in diesem Jahr auch das erste Kind geschenkt und wollte ihm zuliebe die alte Tradition aus ihrer Heimat Bayreuth auch in Österreich aufrechterhalten. In den folgenden neun Jahren kamen weitere sechs Kinder und neun Christbäume ins Haus.

Als Henriettes Schwager, Kaiser Franz I., den ersten Christbaum sah, ordnete er auch einen für die Hofburg an. Die Adeligen fanden den Baum mit Kerzenschmuck allerliebst, außerdem verbreiteten sich Ideen grundsätzlich rasch, wenn sie der Kaiser mochte.

Henriette verstarb übrigens mit 32 Jahren an Scharlach. Seitdem liegt sie als einzige Protestantin in der Kapuzinergruft. Kaiser Franz I. soll über das sehr beliebte Familienmitglied gesagt haben: „Wenn sie als Lebende unter uns geweilt hat, so soll sie es auch als Tote.“

Den nach ihr benannten vorweihnachtlichen „Henriettenmarkt“ im Hof der Reformierten Stadtkirche in der Dorotheergasse 16 kennt übrigens kaum ein Wiener.

„Darf’s a bisserl mehr sein?“

Weitere Fragen zu Wien und deren interessante Antworten findest du in Wann verlor das Riesenrad seine Waggons? von Axel N. Halbhuber erschienen im Metroverlag.

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt