11. Januar 2012

Das Gloriette-Kino steht vor der Schließung

Sag zum Abschied leise Servus, heißt es nun wahrscheinlich auch im Gloriette-Kino ab Februar. Ebenso wie zuvor das Kepler-Kino schließt das Kino im 14. Bezirk nun für immer seine Tore.

Nach fast hundertjährigem Bestehen schließlich nun wahrscheinlich auch die jüngere Schwester des Kepler-Kinos ihre Tore für immer. Der Grund dafür: zu geringe Besucherzahlen und eine saftige Mietpreiserhöhung. Gibt es in kürzester Zeit keine zusätzlichen Subventionen, dann muss nach dem Klepler-Kino, dem Flotten-Kino, dem Tuchlauben-Kino oder dem Auge Gottes, ein weiteres Kino abseits der großen Kinoketten schließen.

Das Gloriette-Kino

Wie viele PenzingerInnen meiner Generation verbinde ich mit dem Gloriette-Kino viele Kindheitserinnerungen. Als kleines Mädchen standen häufig Kinobesuche im Gloriette am Programm, weil es dort viele familienfreundliche Filme zu sehen gab. Der Geruch von Popcorn und die kleinen verstaubt anmutenden Kinosäle übten schon damals eine magische Anziehung auf mich aus. In der Nachkriegszeit hatte es den Beinamen „Blutoper“, weil im Gegensatz zu anderen Kinos keine Heimatfilme oder leichtfüßige Komödien gezeigt wurde, sondern eher deftige cineastische Kost, wie Western und Krimis.

Gründe für die Schließung

Das Kino erstrahlt noch heute im 50er Jahre Design, aber anders als das Filmcasino oder das Topkino, haftete ihm nie der Kultstatus an. Obwohl hier schon seit langem auch Arthouse-Filme und kleinere europäische Produktionen am Programm standen, ist das Kino vorrangig für sein Familienkinoprogramm bekannt. Wer sich in das Gloriette-Kino begibt, kann sich dem Charme, den es ausstrahlt kaum entziehen. Wer auf den alten mit Soff überzogenen Stühlen in einem der kleinen Säle Platz nimmt, der wird sein Herz an das alte Kino verlieren. Umso unglaublicher scheint es, dass es nun schließen soll. Der Grund dafür sind schwindenden Zuschauerzahlen und die gestiegene Miete für das Kino. Wenn das Kino nicht – wie durch ein Wunder – mittels zusätzlicher kurzfristiger Subventionen gerettet wird (vom BM für Kunst und Wien Kultur fließen schon seit längerer Zeit Förderungen), muss es zusperren. Eine Alternative wäre natürlich der rege Zustrom von solidarischen ZuseherInnen. Auf Facebook hat sich immerhin schon eine Mini-Soli-Gruppe gebildet, die den schönen Namen "Es lebe das Gloriette Kino-Cafe" trägt.

Mit Herzblut und Liebe

Wie bei den meisten Wiener Programmkinos ist das Schicksal der Kinos unweigerlich mit ihren BesitzerInnen verknüpft, die sie meist aus Liebe und Leidenschaft betreiben, so auch die Breitenseer Lichtspiele, das Filmcasino oder das Bellaria Kino. So lange die BesitzerInnen ihr Kleinod hegen und pflegen, und meist all ihre Energie hinein stecken, bleiben diese dem Publikum erhalten. Im Bellaria Kino hat diese Liebe besonders fantastische und bunte Blüten getragen. Als kräftiges und beeindruckendes Lebenszeichen wurde eine Hommage an das Bellaria Kino gedreht, der Film „Bellaria – so lange wir leben.

Schwindende Zuschauerzahlen

Ein generelles Problem der Wiener Programmkinos ist sicherlich, dass viele WienerInnen die kleinen Kinos zwar für wichtig für die Kulturlandschaft halten, aber sich außerhalb der Biennale  kaum jemand dorthin verirrt. Ein Blick auf die Statistik der KinobesucherInnenzahlen der Wiener Kinos zeigt aber auf, dass das Problem noch auf einer anderen Ebene liegt, nämlich das immer mehr Menschen den Kinos generell fern bleiben. Ob sie aufgrund der zunehmenden Digitalisierung das Heimkino dem Kinobesuch vorziehen, bleibt Spekulation. Ebenso wie ob dies nun an der regen Zunahme vom Streamen von Filmen oder dem Bedeutungsverlust des Kinos als Medium liegt, sei dahin gestellt. Ein Faktum ist jedenfalls, dass von ehemals 59 Wiener Kinos nur noch 36 geblieben sind. Obwohl die Zahl der Kinos gesunken ist, gibt es in den letzten Jahren einen überproportionalen Anstieg an Kinos mit mehr als acht Kinosälen, was gleichbedeutend ist mir der Zunahme an Großraumkinos.

Also es liegt ein Stück weit in der Hand der KinobesucherInnen, entweder sagen sie zum Abschied leise servus oder sie fassen sich ein Herz und statten dem Programmkino in ihrer Nähe regelmäßig einen Besuch ab!

Das aktuelle Kinoprogramm des Gloriette-Kinos findet ihr hier.

3 Kommentare

  1. Penzingerin

    28. Januar 2012

    Kinoprogramm
    Leider gibt es keinen Eintrag zum Kinoprogramm, dh es gibt keines online!
    Sehr traurig!

    Reply
  2. Merbele

    23. Februar 2012

    >>Bitte Nicht schließen
    Bitte lasst das >Gloriette Kino. Die Tsatd Wien muss es fördern. Kulturgut wird sterben!!

    Reply
  3. Wolfgang KinoYelper

    18. Februar 2013

    leider
    Man müsste die Kinos aktiver bewerben, schauen wir dass zumindest Admiral, Bellaria, Schikaneder… noch bleiben.

    Reply

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt