16. März 2011

Charlie Sheen – eine Wertschätzung.

Dass Charlie Sheen kein Kind von Traurigkeit ist, wusste man auch früher – ist es doch nicht erst seit gestern bekannt, dass Onkel Charlie (Carlos Irwin Estevez, wie er bürgerlich heißt) auch gerne einmal ein zweites Glas Wodka trinkt und auch den gesetzlich verbotenen Substanzen nicht immer ganz abgeneigt ist. Dass es eine seiner Lieblingsarten um Dampf abzulassen ist, im Suff ins Bordell zu gehen, sich zuerst einmal mit den dortigen Arbeitskräften erwachsenenstyle zu vergnügen und das Interieur des Etablissements anschließend beherzt zu zerlegen, wissen wir auch seit den Neunziger Jahren.

Aber während sich andere Celebrities, wie Hugh Grant, für so etwas immer entschuldigt haben, war das für Charlie Sheen immer so etwas wie für unsereins, wenn man am Vortag halt ein Bier zuviel gehabt und ein wenig Unsinn geredet hat. Kein großer Deal, vielleicht ein etwas ungünstiger Mugshot in den Tabloids und ein wenig Stress mit Ehefrau Nummer 3 oder 4, die das ganze bedingt lustig findet; nichts was Charlie groß erschüttern würde. Never mind the Biedermeier bollocks, here’s the Sheen Pistols.

Mittlerweile ist Carlos, wie man überall liest, der bestbezahlte Serienschauspieler, der sich in Two And A Half Man, wie viele sagen, selbst spielt – allerdings zugegebenermaßen in der Full House-Version. Würde er sich nämlich wirklich selbst spielen, wäre „Two And A Half Men“ nämlich kein Fall für CBS sondern für HBO, und selbst die hätten wohl moralische Bedenken. Was in der Zwischenzeit passiert ist, war medial omnipräsent – zusammenfassend:

Immer ärger mit Charlie…

Weil er immer mal wieder ausfällig (auch wenn das Wort beinahe euphemistisch anmutet im Falle des Onkels) wurde – und, glaubt man den Medien, einige wirklich saudumme Aktionen gemacht hat (ohne moralinsauer zu werden: es ist trotzdem die eine Sache, sich anzusaufen und ein Hotelzimmer zu verwüsten – wenn allerdings die minderjährigen Kinder im Zimmer neben an sind ist das gelinde gesagt eher bad parenting als Rock’n’Roll). Und das fand dann CBS halt genau so lustig wie Charlies Ehefrauen, von denen er einigen in Anfällen von „Passion“ (wie er das in Interviews nannte) doch die eine oder andere unschöne Drohung an den Kopf geworfen hatte und die Polizei einschreiten musste. Schon einmal wurde die Serie auf Pause gesetzt, Sheen ging in die Rehab, kam zurück, stritt mit CBS, benahm sich weiterhin nicht unbedingt wie ein Gentleman, beleidigte den nicht uneinflussreichen Produzenten Chuck Lorre und gab Interview nach Interview.

Und so dumm vieles auch augenscheinlich ist, so amüsant waren diese Interviews. Ich hatte schon immer ein Faible für größenwahnsinnige, jedweder Logik nur bedingt Rechnung tragenden Zitate. Und Sheen hat Sachen gesagt, die ich mir immer und immer wieder anhören kann und noch immer lustig und unglaublich finde. Zumindest in diesem einen Interview auf NBC.

Bi-winning!

Die Moderatorin schwingt in jedem Satz den moralischen Zeigefinger durch die Luft, redet mit Sheen ein wenig als wäre er ein Schuljunge, dem sie eine Strafarbeit aufbrummen möchte. Sheen, raucht Marlboros, nennt die Moderatorin „man“ und schwadroniert auf rockstarhafteste Art und Weise, so dass einem zwei Dinge in den Sinn kommen: erstens, dass Sheen ein unterhaltsamer, nicht unsmarter und vor allem lustiger Gesprächspartner ist. Zweitens, dass jahrelanger Drogenkonsum halt Spuren hinterlässt. Und zwar nicht, dass Sheen abgehalftert aussähe, ganz im Gegenteil. Nur: Sheen braucht mittlerweile, so hat es den Anschein, kein Koks mehr um auf Koks zu sein, zumindest spielt er diese Rolle perfekt.

Sheen scheitert nicht, Sheen gewinnt. „Winning“ ist mittlerweile sein Schlachtruf, den er sich auch aufs Armgelenk tättowiert hat. Wäre nicht verwunderlich, wenn er bald seine eigene „Winning“ T-Shirt Kollektion auf den Markt brächte. Mit dem Argument des Gewinnens, der Magie und der Poesie umschifft Sheen auch jede (ein wenig gar oberlehrerhaft gestellte Frage) gekonnt – zum Beispiel entgegnet er auf den Vorwurf der Moderatorin, „bi-polar“ zu sein mit dem Satz „I am bi-winning. I win here and I win there“.

Böhser Onkel Charlie

Charlie Sheen hält sich mittlerweile für eine Mischung aus Hugh Hefner (wohnt er doch in trauter Dreisamkeit mit einem Porno-Starlett und einem Model), Jimmy Page (hat er laut eigenen Angaben doch eingesehen, dass er eben ein Rockstarleben vom Mars führt) und einem Poeten – sieht der Onkel, der böhser ist alle vier Bandmitglieder der Böhsen Onkelz zusammen, in seinen Drogeneskapaden („passion. Call it passion“) doch Poesie und Magie, die er anderen mit auf den Weg geben konnte.

“I’m on a drug. It’s called Charlie Sheen. It’s not available because if you try it you will die. Your face will melt off and your children will weep over your exploded body” Und weil Sheen eben bi-winnig ist und verlieren keine Option ist: “I’m on a quest to claim absolute victory on every front”.

Ob’s Sheen völlig ernst meint oder sich schon auch einen Karl macht, sei dahingestellt. Bei ersterem, nun ja, gute Besserung, Onkel Charlie. Weil ich ihm aber zweiteres durchaus zutraue: ganz große Unterhaltung.

 Foto (c) Angela George (wikipedia)

Markus Brandstetter

Geschichten rund um den Song Noir. Von strauchelnden Protagonisten, Mythen und Mixtapes.

7 Kommentare

  1. franz

    16. März 2011

    charlie
    der geniesst sein leben eben in vollen zügen. wenn auch nicht lange, dafür aber intensiv 😉

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  2. jacob

    16. März 2011

    chuck sheen
    ja, der hats schon faustdick hinter den ohren, der charlie.

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  3. Clara

    16. März 2011

    Ein echter Strizzi
    der Onkel

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  4. enemenemuh

    16. März 2011

    undrausbistdu
    herr sheen wird noch als männliche britney spears enden. irgendwann ist das hoch weg und er rasiert sich den kopf.
    erinnert mich auch an joaquin phoenix. drugs are bad, mkay?

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  5. aaaber

    16. März 2011

    britney?
    Charlie Sheen hat sichs schon nach Strich und Faden besorgt, da war Britney Spears noch nicht einmal ein Funkeln im Auge ihrer Eltern.

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  6. ungut

    16. März 2011

    geht doch garnicht
    man kann doch carlos mit kleinbritney nicht vergleichen!!!

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  7. terror

    16. März 2011

    ahhh
    leave britney alone!

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