16. Mai 2011

Berlin – Hipster-Krieg

Dass es in Berlin, unter Berücksichtigung des Aspektes der Coolness, sehr wohl einen Unterschied macht, in welchem Bezirk beziehungsweise Kiez man sich und seine sieben Sachen niederlässt, wurde mir bereits zu Beginn meines Aufenthaltes in der deutschen Hauptstadt teils schonend, teils unbarmherzig bewusst gemacht. Dass die kiez-bedingte Feindschaft vor allem zwischen Kreuzberg und Friedrichshain jedoch das Ausmaß der Lästereien und des mitleidigen Belächelns manchmal auch übersteigt, habe ich erst unlängst erfahren.

An bestimmten Tagen im Jahr formieren sich tausende Wagemutige Kiez-Patrioten zu bestens organisierten Kampftrupps, um nach wochenlanger, akribischer Planung gegen den jeweils anderen Stadtteil in die Schlacht zu ziehen. Höhepunkte dieses schwelenden Konfliktes stellen die winterliche Schneeballschlacht und die sommerliche Wasserschlacht dar, bei denen es darum geht, die armseligen Bewohner des jeweils anderen Stadtteils in demütige Schranken zu weisen und sie zu unterwerfen.

F-Hain vs. X-Berg

Vor allem die seit 1998 jährlich stattfindende Wasserschlacht hat inzwischen einen so legendären Status erreicht, dass 2007 für den Berlinale Talent Campus sogar ein Kurzfilm („Wasserschlacht – The Great Border Battle“) darüber gedreht wurde. Schauplatz des als Demonstration angemeldeten Kampfes ist die Oberbaumbrücke, die über die Spree hinweg Friedrichshain und Kreuzberg miteinander verbindet.

Kampfverbände wie Wasser-Armee-Friedrichshain (WAF), Total Krasse Kreuzberg-Gegner (TKKG) oder der Freie Kreuzberger Heimatschutz (FKH) versuchen bereits Wochen vor der großen Schlacht, mit motivierenden Parolen zur patriotischen Partizipation aufzurufen, und auf verschiedensten Internetseiten kann man dann unter anderem Folgendes lesen: „KreuzbergerInnen! Kommt, werdet Teil der Geschichte! Nie wieder friedlich sein! Nie wieder Friedrichshain!“ Ebenso wie Wochen zuvor potenziell Kampfbereite mobilisiert werden, so wird auch Wochen zuvor schon an den Schutzanzügen gefeilt, werden Munitionslager errichtet und wird der Feind bezüglich seiner Taktik ausspioniert, bevor dann am Tag der großen Abrechnung die große Fehde in Form von viel, sehr viel Wasser und sonst allem, was „matschig ist, glibbert, wabbelt und stinkt“ ihren Höhepunkt findet. Von Eierkatapulten über Mehlbomben bis hin zu Schaumstoff-Schlagstöcken soll schon so ziemlich alles an Waffen dabei gewesen sein, der Zweitname „Gemüseschlacht“ kommt auch nicht von ungefähr.

Schauplatz Oberbaumbrücke

Gewonnen hat die große Wasserschlacht seit all den Jahren fast ausschließlich Friedrichshain, die „Unterfriedrichshainer“ mussten, vernichtend geschlagen, den Rückzug in ihre Gefilde antreten, die Hoffnung auf einen glorreichen Sieg über „Ostkreuzberg“ flackert dennoch jedes Jahr aufs Neue in den Augen der stolzen Krieger auf.

Ein Termin für die diesjährige Schlacht wurde bis dato leider noch nicht fixiert, objektive Erlebnisberichte werden aber (nach einem eventuell notwendigen Genesungsaufenthalt im Lazarett des friedlichen Prenzlauer Bergs) aber mit Sicherheit folgen.

Eva Felnhofer

ist noch länger in Berlin.

2 Kommentare

  1. Niklas

    21. April 2011

    Ich will das
    auch in Wien bitte

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  2. integrationswunder

    21. April 2011

    in wien
    wo sollte das den stattfinden? was w

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