28. Juni 2011

Berlin – Ein Ausflug in die Peripherie

Der Arkenberger See, der Butzer See, der Faule See, der Dianasee, der Falkenhagener See oder auch der Flughafensee sind nur ein kleiner Auszug dessen, was Berlin so an erfrischendem, kühlem Nass zu bieten hat und vor allem der Osten der Stadt erinnert mit seinen unzähligen blauen Punkten auf der Karte eher an finnische Begebenheiten denn an eine europäische Millionenstadt.

Nachdem auch ich diese innerstädtische Seenlandschaft einem Lokalaugenschein unterziehen wollte und mich, wenn schon, denn schon, für den größten aller Berliner Seen entschieden habe, finde ich mich, lediglich zwanzig Minuten Fahrt mit der S-Bahn entfernt, im idyllischen Friedrichshagen am Müggelsee wieder und bin gespannt, was der Kurort im Bezirk Treptow-Köpenick spannendes oder entspannendes bereit hält.

Friedrichshagen am Müggelsee

Bereits wenige Minuten nach dem Aussteigen aus der S-Bahn macht mir die Mischung aus Bratwurst und leicht ranzigem Fett die Aufnahme eventuell sonst noch in der Umgebung existierender Gerüche beinahe unmöglich und treibt mich fast ferngesteuert in die wohlige Wärme einer der ungefähr zehn, die Hauptstraße säumenden Bratwurst-Buden, aus denen einem das freundliche, jedoch ob der Fremde der Besucher ein wenig skeptische „Juten Tach!“ der wohlgenährten Verkäuferinnen entgegen dröhnt.

Mit Schrippe und Bratwurst, fürsorglich in „rot-weiß“ getränkt, in der einen und einem, ob der Vollständigkeit der Mahlzeit von der Verkäuferin aufgeschwatzten, Berliner Pils in der anderen Hand geht der Marsch entlang der penibelst gefegten und mit kleinen Blümchenbeeten verzierten Hauptstraße weiter, vorbei an kleinen Gaststätten mit der Spezialität Schweinskopf und Kraut und der deutschen Fahne in den Fensterchen, welche den Besucher stets seines Aufenthaltsortes gewahr werden lassen.

Wo alles noch seine Ordnung hat

Als nach wenigen Gehminuten endlich das Ufer des Müggelsees in Sichtweite kommt, gesellt sich zu dessen Anblick sogleich auch ein sauber umzäunter Biergarten, dessen verlockendes Spezial-Angebot Schrippe mit Currywurst eine, das Wasser im Mund zusammen laufen lassende Abwechslung zum Speisenangebot der Hauptstraße darstellt. Die enthusiastische Frage nach gemütlichen Liegestühlen in Wassernähe wird von der Currywurst-Verkäuferin mit der grunzend gelachten Erklärung, dass Biergarten und Strandcafé strikt voneinander zu trennen seien und man am Friedrichshagener Strand eben den klassischen Biergarten bevorzuge, sogleich abgeschmettert und ehe ich mich versehe, drückt sie mir zufrieden grinsend als passende Bratwurst-Nachspeise eine Currywurst in die Hand.

Kurort?

Nachdem ich vom einzig auffindbaren Badestrand mit der Begründung, dass dieser seit genau zwei Minuten geschlossen sei, vertrieben werde, ich mir auch kein Boot ausborgen darf, weil trotz brütender Hitze und strahlendem Sonnenschein der Saisonbeginn für den Verleih erst in etwa zu Mitte des Sommers startet und man sich daran zu halten habe, an einer Gaststätte vorbei komme, in der sich etwa vierzig Greise (ja, hier haben sie sich versteckt) dröhnend lachend von in Militäruniformen verkleideten Clowns unterhalten lassen und in ihrem Gelächter nur innehalten, um offensichtlich ortsfremde Menschen einer näheren Inspektion zu unterziehen, schlussendlich zur Dämmerung hin kein Laut mehr auf den Straßen zu hören ist und die Bürgersteige hochgeklappt werden, weiß ich jetzt auch, dass die Bezeichnung „Kurort“ wohl seine Legitimation hat und kehre mehr oder weniger entspannt in den geliebten, chaotischen Betondschungel im Herzen der Stadt zurück.

Eva Felnhofer

ist noch länger in Berlin.

4 Kommentare

  1. Berlinerin

    19. Mai 2011

    Das tangiert
    mich nur peripher;-)

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  2. olivia

    19. Mai 2011

    uff
    da liest sich die autorin wohl selbst sehr gerne. wo ein schreibfluss sein sollte springen lauter schoene woerter entgegen die nicht noetig waeren aber so ist es bei den meisten schreiberlings anfangs.

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  3. Mila Superstar

    19. Mai 2011

    Also mir gefällts
    ich habs gerne gelesen.

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  4. Marsbar

    5. Juni 2011

    Bei den meinsten schreiberlings
    ist es vielleicht so, doch hier sicher nicht… uff, bissl neidisch, oder? Also, mir gefällt es auch! Kein wort ist zu viel – jedes einfach nur treffend! Weiter so, Eva! Bin auf die nächsten Berichte neugierig.

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