23. Juni 2011

Berlin – Die Naked Cowboys der Öffis

Klar, Straßenmusikanten und jene, die sich mit Gitarre, Ziehharmonika und Ähnlichem bewaffnet von einem U-Bahn-Waggon zum nächsten vorarbeiten, kennt man aus so gut wie jeder größeren Stadt. Beinahe selbstredend ist wahrscheinlich die Tatsache, dass dieses Phänomen in Berlin Ausmaße angenommen hat, die zumindest ich aus so gut wie keiner anderen größeren Stadt kenne.

Dauerbeschallung

Sich während einer Fahrt mit den Öffis auf die eigene Lieblingsmusik durch den mitgeführten MP3-Player zu freuen macht genauso wenig Sinn wie man sich davor fürchten muss, eventuell stumpfsinnigen Gesprächen der Mitreisenden über mehrere Stationen hinweg nicht entkommen zu können, denn vor allem in den U-Bahnen kann man sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit darauf verlassen, dass für anderweitige akustische Untermalung gesorgt sein wird. Die Kreativität, die sich ob der enormen Konkurrenz entfaltet, kennt dabei scheinbar keine Grenzen, so wie auch die Akzeptanz und Toleranz seitens der musikalisch beschallten Fahrgäste überraschend hohe Ausmaße erreicht.

Drei sind zwei zu viel

Von jenem Gesellen, der während einer Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ob seiner überraschenden und die grölenden Fahrgäste bei weitem übertreffenden Stimmgewalt tatsächlich zum enthusiastischen Mitsingen von Oasis’ Klassiker „Wonderwall“ bewegte, habe ich bereits berichtet https://www.stadtbekannt.at/de/magazin/reise/berlin-_-abenteuer-tram_.html. Dass ein solches Ereignis keinen Einzelfall darstellt, besonders zur späteren Abendstunde des Öfteren Zugaben verlangt werden und begeisterter Applaus erklingt, wusste ich zu jenem Zeitpunkt noch nicht.

Als nicht weniger erstaunlich bleibt mir auch eine Fahrt mit der U-Bahn in Erinnerung, während der, kaum losgefahren, gleichzeitig eine verwirrende Mischung aus Ziehharmonika, Gitarre inklusive Gesang und dröhnendem Beatboxing ertönt, welche bereits nach Sekunden verstummt und die drei Protagonisten in der Mitte des Waggons zu einem kurzen Kriegsrat zusammen ruft, in Folge dessen sie sich dazu entschließen, sich der Rentabilität halber bei der nächsten Station doch auf drei verschiedene Waggons aufzuteilen.

Egal, ob kostümiert, drei Instrumente gleichzeitig spielend, oder einen eigenen Rap vortragend – der Einfallsreichtum der zumeist relativ jungen Musiker kennt fast keine Grenzen und zumindest von meiner Seite bleibt nur zu hoffen, dass er sich auch auszahlt.

Eva Felnhofer

ist noch länger in Berlin.

2 Kommentare

  1. Felix

    2. Juni 2011

    Rap in der u-Bahn
    klingt ziemlich witzig…

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  2. Marsbar

    5. Juni 2011

    von drei zwei zu viel
    so ist man nicht einsam… auch gut… weiter so, EVA! 🙂

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