Angus „Bangus“ Thomas im Gespräch
9. Februar 2012 • Im Gespräch
Angus "Bangus" Thomas im Gespräch
Angus Thomas, Ausnahmebassist aus Chicago, heißt mich in seiner Wohnung willkommen. Es ist der bisher kälteste Tag des Winters, und Angus ist gerade aus Miami zurückgekommen. Er arbeitet gerade an einem Musikvideo für eines seiner Projekte, eine Balalaika und andere Instrumente sind deswegen in seinem Wohnzimmer aufgestellt.
Es ist der selbe Tag, an dem auch Angus‘ Freund (und früherer Bass-Schüler Darryl Jones im Porgy & Bess spielt, später treffe ich die beiden nach dem Konzert wieder. „Angus Bangus“, so sein Spitzname, ist ein großartiger Geschichtenerzähler, was einen bei einer solchen Biographie nicht besonders überrascht.
Seinen musikalischen Lebenslauf in einem Satz zu summieren ist ein Ding der Unmöglichkeit, vielleicht könnte man aber damit beginnen, Namen wie Miles Davis, John Mayall oder Albert King zu nennen. Rock, Blues, Jazz, Funk: er hat alles gespielt und er tut es immer noch. Seit er 15 ist, ist er Profimusiker – man kann seinen Enthusiasmus stark spüren, wenn er über Musik, vor allen Dingen über den Groove, über das „Locking“ spricht. Diese beiden Konzepte erklärt er mit seinem ganzen Körper, trommelt in der Luft, singt. In Chicago in den 1950ern aufgewachsen, erzählt er mir, hat ihn die Musik vor jeder Menge Troubles bewahrt. Sein Enthusiasmus für sie ist ungebrochen. Nachdem wir uns verabschieden, grinst er und meint „Wir sehen uns später beim Konzert, stay out of trouble“.
Angus Thomas im Gespräch mit Markus Brandstetter
Angus, danke dass du dir Zeit nimmst. Gehen wir zu deinen Anfängen zurück. Geboren wurdest du in Chicago.
Ja, ich wurde 1955 in Chicago geboren. Ich bin im Süden, in Englewood aufgewachsen, der Mordhauptstadt in Chicago. Ich habe dort gelebt, bis ich circa elf war. Danach bin ich noch weiter nach Süden in eine sicherere Nachbarschaft gezogen. Dort habe ich dann mit dem Bassspielen begonnen.
Hat dich Chicago musikalisch beeinflusst?
Absolut. Es war ein Weg, sich aus Gangs rauszuhalten. Von den harten Sachen, die dort passiert sind, wegzukommen. Ich habe erst mit 15 damit begonnen, Musik zu machen, und zu dieser Zeit gab es eine Menge Gangs, viele Schießereien. Ein Instrument zu spielen galt als cool, die Gangs haben dich angeschaut und gesagt „ach, der ist cool, der ist Musiker“. Das war bevor sie gemerkt haben, dass sie dir ein Instrument wegnehmen können, wenn sie dich ausrauben, und sich damit Drogen kaufen können.
Hast du gleich mit dem Bass begonnen?
Als Kind habe ich Trompete gelernt. Ich hab ein paar Semester Kurse gemacht, dann hab ich es gelassen und hab mich mehr dem Sport gewidmet. Nachdem ich eine Zeit lang recht wild war, hab ich beschlossen, dass ich ein Instrument besitzen will. Ich hab eins zu Weihnachten bekommen: ich wollte eine Gitarre, sie haben mir einen Bass geschenkt (lacht). Gott sei Dank. Mein alter Herr hat einfach vergessen, was ich ihm gezeigt habe – er ist mit einem Bass gekommen. Ich habe ihm eine blaue Gitarre mit drei Pickups gezeigt, eine Del Ray, eine japanische Gitarre. Er ist mit einem blauen Bass gekommen. Den hab ich gleich in die Hand genommen. Bald war ich 16 und hab in Clubs gespielt. Es hat mir das Leben gerettet.
Du bist also sehr früh Profi geworden.
Ja, mit 15. Ich ging in all diese Clubs. Damals waren das schwarze Soul Clubs, und viele Blues Clubs. Kleine Tavernen an der Westside, Leute mit Pistolen und Messern, trinkend. Ich weiß nicht wie mich meine Eltern dahin gehen haben lassen, aber sie haben es. (lacht). Sie wussten, dass ich keinen Unsinn machen würde, also waren sie happy.
Waren deine Eltern selber Musiker?
Nein, meine Mutter liebte es zu singen, mein Vater liebte es, zu singen, aber keiner von beiden war Musiker. Mein Vater machte immer drei Songs zu einem. Er sang Beatles, dann glitt er in irgendwas anderes über und ging dann in einen Neil Young-Song rein, alles mit einer Melodie. Sie haben Musik geliebt.
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Foto (c) Tosho Yakkatokuo, alle anderen Fotos Angus Thomas privat.Die Musik war gut zu mir
Hast du Stunden genommen oder warst du Autodidakt?
Ich habe eine Stunde mit einem Typen von Lyon & Healy genommen, einem bekannten Musikgeschäftskette in Amerika, die Pianos herstellen. Ich hab eine Bassstunde mit ihm gehabt, das war es. Ich habe eine Menge Radio gehört, damals waren Leute wie Tyrone Davis und Sly im Radio, und ich dachte ‚Oh, ich muss "Thank You" spielen lernen!‘. Also hab ich es mir herausgehört.
Aber später warst du auf Universitäten?
Absolut, ich habe das Notenlesen in der Highschool gelernt. Ich hab damals Football gespielt und Musik gemacht, dann hab ich das Footballspielen für die Musik sein gelassen, und als die Football Season kam, wollte ich wieder spielen (lacht). Da hab ich wieder damit begonnen. Ans College bin ich tatsächlich über ein Football-Stipendium gekommen, zu dieser Zeit hab ich realisiert, dass die das alles sehr ernst nahmen, Profispieler werden wollten. Ich wollte nur aus der wilden Nachbarschaft raus. Als ich dann am College war, hab ich meine Notenlese-Kenntnisse verfeinert, und bekam fürs nächste Semester ein Musikstipendium.
An der Berklee School of Music?
Nein, zuerst bin ich an die Eastern Illinois University gegangen. Dort bekam ich ein Stipendium für Berklee im Sommer, und in Berklee habe ich ein paar Franzosen getroffen, die mir eine Audition fürs Versaille Konservatorium gecheckt haben. Ich hatte keine Idee von Europa. Ich dachte der Käse dort stinkt zu sehr, die Milch war zu schwer und ich konnte es nicht glauben, dass ich jeden Morgen Brot kaufen musste. Nach einem halben Semester bin ich zurück an die Eastern gegangen, habe dort begonnen in Bands zu spielen, eben das College-Ding, verschiedene Bands. Ich hab mein ganzes Leben als Musiker gearbeitet, ich hab schon andere Dinge gemacht, aber es kam immer zurück zur Musik.
Blues Gitarristen haben eine große Rolle in deinem Leben gespielt, Albert King, John Mayall, Johnny Winter.
Ja, aber mit Johnny Winter habe ich nur eine Jamsession gespielt, damals war ich bei John Mayall. Johnny kam rein und jammte mit uns, das war eine lange und wilde Erfahrung, die ich aber nicht weiter erläutern will. Glaub es mir oder nicht: am Anfang war ich sehr auf Soul, dann ist der Rock gekommen. Hendrix war damals am Slammen, ich war sehr auf Hendrix fixiert. Damals gab’s aber nicht viele cats, die Geld mit Hendrix-Musik gemacht haben, und viele Schwarze im Publikum gab es auch nicht im Rock. Ich bin bei Funkbands gelandet, hab dann klassische Musik gespielt – so habe ich auch mein Stipendium für Versailles bekommen. Das Berklee-Stipendium drehte sich um Jazz. Die Musik war gut zu mir.
Du hast so ziemlich jedes Genre gespielt.
Ich würde nicht sagen jedes Genre, aber wie du an den Instrumenten sehen kannst, die hier herumstehen, spiele ich viele verschiedene Sachen mit vielen verschiedenen Leuten. Ich hab derzeit fünf oder sechs verschiedene Projekte am Tisch, Jazz, World Music, dann hab ich eine politische Platte, die rauskommt, Art Rats, für die mach ich auch gerade das Video. Ich spiele auch Vollzeit in einer Band, bei Fankhauser.
Fankhauser ist ja eine Schweizer Band, also musst du wohl viel hin- und her reisen zwischen Österreich und der Schweiz?
Ja, ich hab auch eine Wohnung in der Schweiz.
Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass du nach Wien gezogen bist?
Ich bin hier vor vielen Jahren auf Tour mit John Mayall hergekommen, 1978/79 ungefähr. Ich war in Chicago, und einer meiner Schüler arbeitete für Christian Brandauer, den Sohn von Klaus Maria Brandauer. Er konnte einen Gig nicht spielen, also bin ich eingesprungen. Er hat mich überredet, herzukommen. Nachdem ich den Gig gespielt habe, rief mich Christian an und meinte „Mann, wir müssen nach Europa“. Ich hatte einen großen Spaß, habe den Schnaps in den Bergen entdeckt (lacht). Eine Zeit lang hab ich mich in dieser Schnapswelt ein wenig verloren, aber ich hatte eine großartige Zeit. Er hat mich auf Österreich angetörnen. Ich hab dann die Rocky Horror Picture Show gemacht, Alexander Goebel, solche Dinge. Dann bin ich zurück in die Staaten und hab einen Anruf vom American Institute of Music (in Wien, Anm.) bekommen, ‚Bist du hier?‘ ‚Nein, ich bin zurück in Chicago‘. ‚Ok, aber wir brauchen dich hier drüben, wir haben einen Job für dich“. Also bin ich zurück, hab am American Institute of Music unterrichtet – und dieses ganze Angus Bangus Land aufgebaut, Österreich, Schweiz, Amerika.Angus Bangus Thomas über seine Zeit bei Miles Davis
Bist du häufig in der USA?
Nein. Ich bin gerade zurück aus Fort Lauderdale, wo ich diesen „Blues Cruise“ gemacht habe. Ich bin ungefähr drei Mal im Jahr drüben, meistens nie länger als eine Woche, um ein Projekt zu machen oder meine Leute zu treffen. Fankhauser keeps me busy. Es ist ein Hin- und Her, weißt du, das mit der Immigration.
Ja, das ist recht knifflig mit der Immigration als Musiker, oder?
Ja, sehr knifflig. Du kannst nur eine gewisse Zeit in jedem Land verbringen. Ich bin auf der Suche nach Orten, wo ich hin kann (lacht). Es das Leben eines arbeitenden Musikers, ich möchte mich nicht beschweren. Ich bin hierher gekommen und bin sechs, sieben Jahre geblieben, dann ging ich zurück und machte meinen Abschluss in „Performance of Commercial music“. Dann wieder einige Zeit hier, dann zurück nach Chicago. Ich hab dort die Musik für King of Queens gemacht, und dann bin ich wieder zurückgekommen. Ich habe auch ein wenig für Darryl gearbeitet, der war damals auf einer zweijährigen Tournee mit den Stones – also hab ich für ihn seine Angelegenheiten geregelt und daneben in ein Bands gespielt.
Machst du noch viel Filmmusik?
Nicht soviel. Ich bin ja die meiste Zeit unterwegs. Als ich bei Fankhauser begann, wurde das recht schnell zum Fulltime Job, und das ist großartig! Es passiert nicht oft, dass du in einer Band spielst, wo du die Leute magst, die Leute dich mögen, du bezahlt wirst und das Publikum es liebt. Das alles zusammen, das ist nicht immer der Fall.
Du hast einen Abschluss in „Performance of Popular music“, erzähl uns ein wenig darüber.
Ich war auf einer Schule fürs Musikbusiness, und fand das langweilig. Ich fand einen Professor, der mir zeigte, wie ich mein eigenes Fach zusammenstelle, so, dass es ein staatlich zertifizierter Abschluss ist. Ich habe nie eine Prüfung in formellem Setting gemacht, die Lehrer sind immer zu mir in den Clubs gekommen. Trinkend, rauchend (lacht). Die Lehrer hatten Spaß, also war das gut.
Dein ganzes musikalisches Ding reflektiert generell deine Persönlichkeit. Wenn ich junge Musiker treffe, versuche ich ihnen vor allem beizubringen: lerne dein Handwerk, vergiss aber nicht dein Leben zu leben. Sei kein Nerd, be a cat that’s really… a cat. Leute, mit denen du selbst rumhängen willst. ‚Yeah, komm her, junger Helmut! Du bist cool, ich möcht mir dir über was reden‘. Das macht allen Unterschied der Welt. Ich hab das von den alten Jazz cats gelernt, die konnten wirklich sagen, wer cool war und wer nicht. Aber jemand, der nicht so cool war, konnte immer noch lernen, cool zu werden, dafür hatte er soviel Talent.
Du warst der erste Basslehrer von Darryl Jones (Rolling Stones-Bassist, Anm). Stimmt, dass er zu dir kam und meinte ‚Ich will Gitarre spielen lernen‘, du ihm antwortest ‚Gitarre oder Bass‘, woraufhin er fragte ‚Nun, was spielst du‘?
Absolut. Das ist großartig, wenn Schüler sich so übertreffen. Es hätte keinen Sinn, jemanden zu unterrichten, wenn er nicht besser als du werden würde. Es ist großartig, wenn sie etwas tun und du dir denkst „Damn! Das ist mein Junge!“. (lacht). Ich mag das, ich habe eine Menge Schüler, die wirklich viel erreicht haben. Die meisten der cats, die Stunden bei mir genommen haben, sind noch immer Musiker, und das ist fantastisch. Viele Leute, die auf Musikschulen gehen, sind entmutigt, weil da draußen die großen Gigs nicht sind, ich meine, sie sind da aber sie sind schwer zu bekommen. Oder sie spielen Schlager (lacht). Mann, ich mag Schlager. Du sitzt in deinem kleinen Tourbus, und ein Schlager-Bus fährt vorbei mit einem Bild über den ganzen Bus, und ich: „Alright, that’s what happening“. Ich habe es anfangs nicht verstanden, aber dann realisiert, dass es eben etwas ist, dass die Leute glücklich macht.
Wie Volksmusik!
Ja, ich hab eine kurze Zeit lang Lederhosen getragen, in Liechtenstein. Aber ich hab die Fotos gesehen und mir gedacht ‚Naaaah, ich kann diese Fotos keinen in Chicago sehen lassen. Ich verliere sonst meine Ghetto-Lizenz (lacht).
Erzähl uns ein wenig über die Zeit mit Miles Davis. Du bist 1985 in seine Band gekommen.
Ja, ich war eine Weile in seiner Band. Ich hab damals in einer Band namens „Combo Audio“ gespielt, und Miles rief mich an. Das war zu der Zeit, als Marcus Miller ausgestiegen ist. Ich wollte immer mit Miles Davis spielen. Als ich in Pete Cosey’s Klase war, mussten wir aufschreiben, mit wem wir in unserem Leben arbeiten wollen, ich habe Miles hingeschrieben.
Als ich später in die Band kam, traf ich Pete Cosey, und der erzählte mir, dass er das Stück Papier immer noch hat. Die anderen cats meinten ‚Oh, Miles Davis ist vorbei, der spielt keinen Jazz mehr, blahblah‘. Miles war eben schon woanders und wollte nicht das Gleiche machen, dass er auch schon vor zwanzig Jahren gespielt hat. Aber Pete sagte ‚oh nein, das ist cool!‘. Wie schon gesagt, ich war bei „Combo Audio“ und habe mein Management gefragt, die meinten, das wäre nicht möglich. Es hat nicht geklappt, und Darryl bekam den Gig. Weißt du, Miles liebte Darryl, er war dieser junge Bassist und ein wirklicher Teufelskerl… nachdem Darryl ging, rief mich Miles glücklicherweise noch einmal an.
Zu dieser Zeit war ich in Chicago, ich half in einem Studio aus, war schon in Bands, aber nichts passierte so wirklich. Und ich hab „Ja!“ gesagt, alles liegen lassen, bin ins Flugzeug gestiegen und hab mit der Band geprobt. Am nächstemn Tag kam Miles zur Probe, spielte, spielte ein Solo, gab mir Fünf und ich war in der Band. Ich war sieben Monate bei Miles, bin getourt, zwölf Dates in Amerika und eine Europatour. Übrigens hab ich auch in Wien mit Miles gespielt, in der Stadthalle 1985, dann auch Berlin. Am Ende der Tour war’s das. Das war mein Traum, ich habe nichts mehr von Miles gehört. Miles had moved on. Ich dachte mir ‚Wow. Mein Traum ist gekommen und gegangen, so schnell‘. Miles hatte einen anderen Bassisten angeheuert, ich war aus dem Rennen. I didn’t mind, aber dachte mir schon ‚Wow, ich bin aus dem Rennen und keiner sagt mir was‘.
Fuck.
(lacht). Ja, ein klein wenig fuck, und natürlich hat mich das schon in gewisser Art belastet. Aber dann habe ich eben wieder nach Gigs gesucht. Ich habe mit Albert King gespielt. Ich habe mit meinem alten Herren gearbeitet, und ich war gerade in einem Hotel als ich hörte ‚Albert macht Auditions für Bassisten‘. ‚Albert wer?‘ ‚Albert King‘. „Okay, Pops. Ich muss jetzt heim und mein Instrument holen“. Ich bin dort hingekommen, hab ich in die Reihe gestellt und eben die Audition gespielt. Nicht, dass ich alle Songs gekannt hätte, but I had a groove in my pocket. Ich habe ein wenig straighten Blues gespielt, und Albert meinte ‚Okay, ich seh dich dann morgen, morgen geht’s los. Nimm deinen Verstärker mit‘. Und da waren wir, mit Albert King auf der Eastocast. Ich habe zu der Zeit nicht gewußt, wie deep Albert King ist. Weißt du, ich war mehr auf Rock, Jazz, Funk – und auf einmal bin ich mitten in diesem Blues Ding. Ich hab vorher bei John Mayall gespielt, aber das war nicht das selbe. Mit John Mayall war es beinahe so, wie in einer Rockband zu spielen, verglichen damit in einem Suburban Truck zu sitzen mit dieser Blueslegende. Und dann sagen sie ‚Du weißt dass Albert keine Miete zahlt?‘. ‚Was heißt das?‘ ‚Das heißt, dass er uns die Hotels nicht zahlt. Wir tun uns zusammen und suchen uns selbst einen Raum‘. Das war mir neu, ich war eher verwöhnt. Du hast all diese tollen Gigs, und auf einmal bist du in diesem anderen Kreis drinnen, wo du dir Zimmer teilst.Du lernst gewisse Dinge über dich selbst, und die nimmst du mit ins Grab. The good, the bad, the ugly.
Eine Frage noch über Miles, wie war es mit ihm zu spielen?
Wie es war, mit Miles zu spielen? Es war ein Traum, der wahr geworden ist. Die einzigen cats, über die ich sagen hätte können, dass ich immer mit ihnen spielen wollte, waren Jimi Hendrix und Miles Davis. Alle anderen waren cool, aber Miles war der Coolste. Die Passion, die mich dazu getrieben hat, Musik zu nachen, waren Miles und Hendrix. Was ich von ihm gelernt habe? Dafür gibt es fast keine Worte. Du lernst gewisse Dinge über dich selbst, und die nimmst du mit ins Grab. The good, the bad, the ugly.
An welchen Projekten arbeitest du derzeit sonst noch?
Mein ganzes Leben hatte ich viele Schüler, die tolle Instrumentalisten waren, viel technische Fähigkeiten besaßen – aber die nicht wussten, wie man groovt. Ich möchte etwas starten, das den Leuten beibringt, wie man wirklich groovt, connected. Drummer können sehr busy sein, und Basissten wären gerne Soloisten. Nein: lass uns ein super Fundament für alle legen. Lass uns durch unsere Instrumente singen. Entspannen wir uns: das macht der Groove. Ich arbeite an sowas, the New School of Groove, ich weiß noch nicht wie das heißen wird.
Also ist die wichtigste Lektion für einen Bassisten, gemeinsam mit dem Drummer ein starkes Fundament zu bauen.
Immer. Dein Drummer ist dein Freund. Der Drummer und der Bassist, das ist eine Ehe, eine tiefe Verbindung. So wie bei PianistInnen und VocalistInnen, wenn die ihr Ding „locked up“ bekommen, dann ist das pure Schönheit. Der Schlagzeuger und der Bassist, sie können jeden im Raum so cool und so relaxed machen, oder so hyper. Gib ihnen den Groove, Jazz, Rock, Funk. Es ist ein Geben und Nehmen, ein schöner Tanz. Du weißt nicht einmal, dass du es hörst, aber du denkst dir ‚Verdammt!‘. Yeah, that’s the thing where everybody goes ‚Damn!‘ Ich liebe es, zu solieren, aber nicht immer. Ich weiß, wie wichtig es ist, die anderen Instrumente zu unterstützen. Man bekämpft sich gegenseitig ja nicht, man spielt auf einem Level, hat Spaß zusammen. Das nennt sich „locking“. Es ist das Fundament für jede Platte die einen Bassisten hat, dieses Geben und Nehmen, die Schönheit des Atems..
Danke an Angus Thomas für das Gespräch.
(Markus Brandstetter)
STADTBEKANNT
angus bangus, angus thomas, darryl jones, Jazz, Miles Davis
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